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Die Fahrt vergeht schnell und meine Aufregung wird immer größer, als mich der Fahrer vor einem Haus heraus lässt. Dankend verabschiede ich mich und steige aus. Das Haus ist sehr groß und wirkt von außen sehr luxuriös. Es ist komplett weiß gestrichen, wobei die Fensterrahmen gold sind und ein paar Erkerfenster hervortreten. Sein Garten ist ebenfalls groß und schön bepflanzt mit vielen verschiedenen Blumen. Rechts daneben ist ein riesiger Pool, der für eine Person alleine schon wieder viel zu groß ist. Das Haus selbst steht etwas abgelegen in einer der reicheren Gegenden Londons, in der ich selbst auch noch nie war. Ich kenne sie nur von Fotos oder von Erzählungen.  Das komplette Haus ist von großen Zäumen umrandet, damit man von außen nicht hindurchsehen kann und um ungewünschte Besucher fernzuhalten. Bestimmt standen hier schon die ein oder anderen Fans herum, was mir echt leid tut. Man sollte zumindest einen Ort haben, bei der man nur sich selbst sein kann und seine Ruhe hat, was aber als Superstar bestimmt nicht so einfach ist. Um diese Dinge werde ich Harry nie beneiden.

Dadurch, dass mich Harry wirklich hierher bringen lassen hat, erkenne ich, dass er mir sehr vertraut, denn ich könnte die Adresse veröffentlichen oder sowas. Ein leichtes kribbeln durchströmt meinen Bauch. Ich hasse dieses Gefühl. Ich laufe den Weg zur Haustür und gerade als ich klingeln wollte, öffnet Harry die Tür. Als ich ihn so im Türrahmen stehen sah, mit verstrubbelten Haaren, einer Jogginghose und einem lockeren T-Shirt, durchströmt mich Erleichterung. Ich bin in Sicherheit, bei ihm. Ich renne die letzten paar Meter auf ihn zu und falle ihm um den Hals, wobei er seine starken Arme auch ohne zu zögern um mich schlingt. Mit einem Lächeln bedanke ich mich flüsternd, wobei er mich noch immer nicht loslässt. Glücklich schmiege ich mich an ihn. 

„Nicht dafür. Ist ja auch meine Schuld" gibt er zurück. In diesem Augenblick wird mir klar, dass Harry das überall durchmachen muss. Sobald er erkannt wird, muss er verschwinden. Er tut mir wirklich leid. Ein Leben, in dem ich nicht mal die einfachsten Sachen wie shoppen gehen machen kann, ohne dabei fotografiert oder von Fans belagert zu werden, könnte ich mir nicht vorstellen. Wobei ich leider gewissermaßen jetzt in dieses Leben hineingerutscht bin. Ich hätte niemals gedacht, dass ich die Konsequenzen jetzt so stark zu spüren bekomme.

Ich folge Harry hinein, hindurch durch seine luxuriöse Einganshalle, in der ein großer, goldener Kronleuchter hängt und viele Treppen mit goldenen Akzenten gewölbt nach oben führen. Er führt mich in sein Wohnzimmer, welches sich im unteren Stockwerk befindet. Wir setzen uns auf seine Couch, welche auch groß und in weiß gehalten ist. Dieser Raum ist gemütlich eingerichtet, ein großer Flachbildfernseher steht an der Wand, an der restlichen Wand hängen mehrere Bilder von sich und seiner Familie. Ich würde mir diese Bilder gerne genauer ansehen, aber da durchbricht Harry das schweigen und lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich.
"Ich habe mir deine Kommentare vorhin mal durchgelesen. Es tut mir leid, dass du das ganze durchmachen musst. Wir können das ganze auch ablasen, dann" 

„Nein" unterbreche ich ihn. „Du würdest ansonsten deine Karriere aufgeben müssen oder zumindest versuchen, ohne Management Erfolg zu haben und das will ich nicht" sage ich, nachdem er mich fragend angesehen hat. „Danke" meint Harry mit einem sanften, aber besorgten lächeln. 

Wir sitzen noch eine ganze Weile so da und reden. Er erzählt mir, dass Familie für ihn das wichtigste ist und dass er sie bei Touren immer am meisten vermisst, da er sich da einsam fühlt. Im Gegenzug erzähle ich ihm, was ich gerade studiere. 

Die Zeit vergeht sehr schnell und plötzlich ist es schon dunkel draußen. Da meint Harry, er sei noch zu einer Party bei seinen besten Freunden eingeladen. Natürlich sitzt er an einem Freitagabend nicht nur zu hause und schaut sich irgendwelche Filme an oder liest. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt gerne liest. Irgendwann, zu einem besseren Zeitpunkt, werde ich ihn das mal fragen. 

Ich bedanke mich noch mal und verabschiedete mich, aber Harry hält mich auf. Er ist der festen Überzeugung, ich solle mitkommen und etwas Spaß haben. Nach einer kurzen Diskussion, die Harry gewann, stiegen wir also in seine Limousine und fuhren los in eine weitere reiche Gegend, in der sein bester Freund Louis wohnt. Wieder mal bin ich beeindruckt, dass er mich ohne bedenken hierher mitnimmt, denn ich könnte auch Louis Adresse verraten. Zumindest dachte ich, dass Promis da vorsichtiger wären. Ich würde natürlich niemals irgendwas verraten, diese Probleme erspare ich mir lieber, in dem ich mich raushalte. Lasst mich nur kurz erwähnen, dass ich Partys hasse.

Dort angekommen, kommt Louis direkt auf uns zu. Er begrüßt auch mich freundlich und fragt gar nicht nach, warum ich hier bin. Wahrscheinlich hat Harry öfter mal jemanden dabei. Wir folgen ihm ins innere und er bietet uns was zu trinken an, Alkohol versteht sich, was ich aber dankend ablehne. Harry jedoch greift zu. Da ich nicht trinke und hier auch niemanden kenne, fühle ich mich total unwohl hier und augenblicklich bereue ich es, mitgegangen zu sein. Was hast du erwartet, Sam? Ich bleibe immer dicht bei Harry und hoffe, dass wir doch bald wieder gehen. Ich schaue mich kurz um. Louis Haus ist, ähnlich wie Harrys, sehr groß und pompös. Die meisten Gäste halten sich im Garten auf und sind auch schon sehr betrunken. Der Garten ist ebenfalls sehr groß und besitzt auch einen großen Pool, in dem ein paar betrunkene nackig herumschwimmen. Ich folge Harry, welcher mit Louis nun auch in den besagten Garten geht und dort auch wieder von weiteren Freunden begrüßt wird, zu denen wir uns hin gesellen. Ich kenne keinen von ihnen, daher nehme ich an, dass das keine Promis sind. Was mich wiederum sehr erleichtert, denn ich habe bisher schon einige Promis gesehen, was dazu geführt hat, dass ich mich noch unwohler fühle. 

Nach einiger Zeit, wo sich Harry mit zwei Typen unterhalten hat und ich blöd daneben stand, geht er rein und holt sich ein neues Glas. "Warte hier" sagt er an mich gewendet. Toll, jetzt stehe ich hier und kenne niemanden. Ich lächle die Typen unschlüssig an und entferne mich ein paar Schritte. Wehmütig denke ich an mein Bett, nirgends wäre ich jetzt lieber als dort. Harrys und meine Welt sind zu verschieden und ich kann nicht glauben, dass ich mich wirklich zu dieser Party habe überreden lassen.

Ein Typ, den ich noch nie gesehen habe, kommt auf mich zu. Er gehört nicht zu der Gruppe, bei der wir vorhin standen. Sobald er vor mir steht, rieche ich seine Fahne und er schwankt ziemlich stark. Reflexartig gehe ich ein paar Schritte zurück. Wo ist Harry? Ich schaue mich fragend um, kann ihn aber immer noch nirgends entdecken. Er kommt mir wieder nahe, zu nahe für meinen Geschmack. Er nimmt meine Hand und zieht mich mit sich, wobei ich versuche, mich zu weigern. "Dich habe ich hier noch nie gesehen" säuselt er. "Ich hoffe, du bist gut im Bett". Meine Augen weiten sich. Wieso denkt hier jeder nur an das eine? Er zieht mich ins Haus, sein Griff ist fest um mein Handgelenk. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Während er nach einem freien Zimmer sucht. Während er mehrere Türen aufreist, bei denen welche gerade miteinander ficken, schaue ich angewidert weg. Als er zu abgelenkt ist und sich sein Griff um mein Handgelenk nicht mehr so stark eindrückt, reise ich mich von ihm los und renne zurück in den Garten. 

Harry ist noch immer nicht dort, trotzdem stelle ich mich wieder dorthin, wo ich auf ihn warten soll, diesmal aber näher zu seinen Freunden. Ich weiß nicht, was ich von ihnen halten soll, sie scheinen aber ganz in Ordnung zu sein. Ich erzähle ihnen kurz was passiert ist, einer von ihnen legt mir verständnisvoll den Arm über mich. Ich finde das genauso unangenehm, hoffe aber, so den anderen Typ von mir fernzuhalten.

Dieser kommt gerade mit schnellen Schrittes auf mich zu und sieht mich wütend an. Der Typ, der seinen Arm um mich hat, lässt ihn wieder sinken. Er stellt sich mir kurz als Tom vor und sagt mir, dass der, der mich ins Bett zwingen wollte, Jacob heißt. 

Jacob steht nun direkt vor mir und ich mache wieder einen Schritt zurück. Ein Schritt weiter und ich wäre in den Pool gefallen, der sich hinter mir erstreckt. Wo bleibt Harry so lange? Ich wollte gerade wieder abhauen und irgendwohin rennen, nur weg von dieser Party, da kommt Jacob wieder auf mich zu. Er ist sehr sauer und schnauft laut. Er streckt seine Arme nach mir aus und schubst mich kurzerhand in den Pool. Von da an nehme ich alles wie in Zeitlupe wahr. Ich bin nicht mehr in der Lage mich zu bewegen, nicht mal als die Luft knapper wird und ich zu ersticken drohe. Ich sinke immer weiter nach unten. Ich schaffe es nicht, mich wieder nach oben zu ziehen. Das letzte was ich wahrnehme, sind Harrys wütende Schreie und wie mich jemand herausholt.

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