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Diesmal stehe ich schon vor Harry auf, um noch zu duschen.

Ich bin gerade dabei, leise meine Haare trocken zu rubbeln- ich verzichte auf den Föhn, damit ich Harry nicht wecke, da erscheint er im Badezimmer. Müde sieht er mich an und geht, sobald ich fertig bin, unter die Dusche. Ich nutze die Gelegenheit heute und ziehe gleich mein neues, lila Kleid an.

Als Harry zurück kommt, schaut er mich mit großen Augen an. „Scheiße.. Dieses Kleid steht dir so verdammt gut." Ich drehe mich einmal um die eigene Achse und betrachte mich noch einmal von allen Seiten im Spiegel. Ja, ich liebe dieses Kleid wirklich. Es betont meine Figur und ich liebe diese Farbe.

„Saaam" Die Tür fliegt auf und Sebastian kommt herein. Als er denn halbnackten Harry sieht, der sich schnell das Handtuch fester bindet, sieht er schnell weg. „Sorry bro ähhh ich wollte nicht stören" stammelt er.
Harry spannt sich an und auch Sebastians Kopf verfärbt sich langsam ins rote, er wirkt nervös. Ein lautes Lachen entfährt mir, diese Situation ist zu komisch. Harry bewegt sich aus seiner Starre, nimmt wahllos irgendwelche Kleidung und verschwindet wieder im Badezimmer.

„Er ist weg" scherze ich. Sebastian hebt langsam den Kopf um und sieht mich beschämt an.

„Oh man, das war das peinlichste, was mir je passiert ist" klagt er. Ich pruste los, als ich das eben in Gedanken nochmal durchgehe. Er stimmt mit ein. „Okay, okay genug gelacht über mich" sagt er schmunzelnd. „Ich sollte mich beeilen, ich möchte Harry jetzt dann nicht nochmal begegnen. Ich weiß gar nicht, wie ich reagieren soll."
"Ich bin sicher, er ist dir nicht böse" beruhige ich ihn, was mir ein dankbares lächeln einfährt.

„Ich bin eigentlich nur hier um dir zu sagen, dass du hier ein paar Dokumente unterschreiben musst. Es geht hauptsächlich um die Hotelunterkunft und das alles."

Ich unterschreibe schnell, ohne es großartig durchzulesen. Ich vertraue Sebastian und hätte das irgendwo einen Haken, würde er es mir sicher sagen. Außerdem habe ich jetzt keine nerven dazu, dass alles durchzulesen, wenn ich das Chaos hier betrachte. Überall liegen Klamotten und teilweise sogar Essensreste. Ich möchte das alles noch aufräumen, bevor wir in einer Stunde auschecken, auch wenn Harry der Meinung ist, die Krümmel könnten die Putzfrauen später wegmachen. Dabei fühle ich mich einfach unwohl. Und ich muss noch Koffer packen, wo ich auch Harrys mitpacken möchte, um ihm diese Last wegen seinem Fuß abzunehmen, auch wenn er darauf besteht, es selbst zu erledigen.

„Danke" Sebastian packt die Papiere wieder in seine Mappe, dann wackelt er mit den Augenbrauen. „Du und Harry seht euch also schon nackt" stellt er grinsend fest. Mein Kopf beginnt zu glühen. Wahrscheinlich ähnelt er dem von Sebastian vorhin. Ich schaue schnell auf den Boden.

Bevor ich eine Antwort geben kann- was eigentlich nicht nötig ist, denn er hat es eh gesehen- kommt Harry aus dem Bad gehumpelt. Er trägt komplett schwarz- was ihn verdammt nochmal echt steht. Als er Sebastian sieht, zuckt er zusammen. Wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass er jetzt noch hier ist. Auch Sebastian versteift sich wieder und vermeidet Augenkontakt. Ich könnte schon wieder loslachen. Harry sieht mich fragend an und deutet mit dem Kopf unauffällig aufs Bad. Er möchte wissen, ob er uns nochmal alleine lassen sollen. Ich schüttle den Kopf.
"Also, ich wollte dann eh gehen. Wir sehen uns später. Und ähh Harry es tut mir echt leid." hastig läuft er zur Tür.

„Es ist alles okay" sagt Harry besänftigend. Erst da schaut Sebastian ihm wieder direkt in die Augen und als er sieht, dass es Harry wirklich nichts ausmacht, grinst er erleichtert. Dann winkt er nochmal kurz und verschwindet.

Daraufhin mache ich mich an die Arbeit, die Koffer zu packen.
"Harry" schnauze ich, als er mir helfen möchte. „Setz deinen Arsch doch einfach aufs Bett jetzt und ruhe dich aus."

Nach dem wir eine kurze Diskussion geführt haben, die ich gewonnen habe, ergibt er sich schließlich und ich packe zu Ende. Dann putze ich noch ein paar Essensreste von gestern weg, was Harry mit einem Augenrollen kommentiert.

Später im Flugzeug setze ich mich neben Sebastian, weil Harry noch ein paar Dokumente durchgehen muss und danach etwas an neuen Songs arbeiten will. Dabei möchte ich ihn nicht stören. Ich erzähle Sebastian alles über die letzten Tage, weil ich zuvor noch keine Gelegenheit dazu hatte. Dann erzählt er noch, was er so gemacht hat- hauptsächlich die Stadt angesehen und Netflix geschaut- und dann reden wir noch etwas über Sebastians aktuelle Freundin, der er bald einen Antrag machen möchte.

„Wirklich omg, herzlichen Glückwunsch" quieke ich, als er mir erzählt hat, dass seine Freundin schwanger ist. Auch Harry dreht sich daraufhin um und nachdem Sebastian ihm die freudige Nachricht erzählt hat, freut er sich genauso wie ich. Ich habe noch nie über Kinder nachgedacht und fühle mich aktuell auch noch zu jung dafür, aber ich hoffe, dass ich in paar Jahren mit Harry zusammen welche haben werde. Ich weiß so viele kleine Dinge über Harry, aber ob er mal Kinder möchte, hat er mir noch nie erzählt. Wir haben aber auch noch nie darüber geredet. Ich beschließe, ihn fürs erste auch nicht danach zu fragen. Wahrscheinlich wird Kinder kriegen eh zu einem Problem werden, da er andauernd auf Konzerte und andere Events müsste und ich nicht gerade begeistert von der Vorstellung wäre, dass das Kind in der Öffentlichkeit aufwächst. Es sind die kleinen Dinge, über die wir uns deswegen Gedanken machen müssten. Aktuell möchte ich selbst noch keine Kinder und ob wir in ein paar Jahren noch zusammen sind, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich eher weniger, alleine wegen diesem blöden Vertrag, der das verhindert. Ich seufze leise, Sebastian bemerkt es trotzdem.

„Was ist?" fragt er besorgt.
Ich möchte seine Freude auf sein Kind nicht trüben, also erzähle ich nur von dem Vertrag. Erst wirkt er schockiert, dann schlägt sein Blick aber in trauer um.
"Das tut mir wirklich leid. Ich bin sicher, ihr werdet trotzdem einen Weg finden. Die wahre Liebe überwindet alles" spricht er mir gut zu und drückt kurz meine Hand. Das ist das nächste. Ich liebe Harry über alles und er ist meine wahre Liebe, schätze ich. Harry ist manchmal so verschlossen, dass ich nicht weiß, ob er genauso über mich denkt. Ich weiß, er liebt mich, aber wie sehr ist mir ein Rätsel. Da spuken wieder seine Worte von gestern in meinem Kopf: die Liebe meines Lebens. Ich weiß immer noch nicht, ob das ernst war oder wegen dem Vertrag. Wieso konnten wir uns auch nicht auf normale Weise kennen lernen?

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