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Die letzten Tage hat Harry in Dauerschleife angerufen und ist ein paar mal bei uns aufgetaucht, jedoch hat Dan ihm immer wieder abgewimmelt. Das Problem bei alldem ist, ich möchte ihm nicht verzeihen, aber ich vermisse ihn so sehr. Und ich liebe ihn trotz allem Tag für Tag mehr. Immer wieder checke ich Dans nervige Klatsch Zeitungen, ob etwas neues über Harry darin steht. Ich möchte einfach wissen, ob es ihm gut geht und ob seine Brust genauso schmerzt wie meine.
Mein Leben besteht aktuell nur aus Netflix, Essen, Schlafen und Weinen. Seit Tagen habe ich mein Bett kaum verlassen, die Unisachen nicht nachgeholt. Ich saß stundenlang da, habe in die leere gestarrt und geweint. Dan versucht immer wieder mich raus zuziehen und mit mir was zu unternehmen, ich lehne aber jedes mal ab. Dazu bin ich jetzt noch nicht bereit und ich wüsste nicht, ob ich das je wieder bin. Ohne Harry bin ich nichts. Und da sind dann diese beschissenen Schuldgefühle wegen Theresa. Ich wollte ihr nie wehtun und auch nicht, dass sie so eine scheiß Kindheit hat. Ohne mich wäre sie besser dran, dachte ich damals, als ich sie alleine zurückgelassen habe. Ich weiß nicht, ob und wie ich das je wieder gut machen kann.
Dan weiß nicht, was mit meiner Schwester passiert ist bzw. das ich sie getroffen habe. Der einzige, der mir da jetzt Rat geben kann, ist der Mann, der alles verursacht hat. Gleichzeitig ist er der einzige, der die komplette Geschichte kennt -und ich bereue es nicht, sie ihm erzählt zu haben. Ich wünschte nur, die Umstände wären anders.

Lustlos stochere ich in meinem Müsli herum. Ich habe keinen Hunger, das habe ich schon seit Tagen nicht mehr. Dan ist heute das erste mal seit Tagen wieder in die Vorlesungen gegangen. Wegen mir ist er immer zuhause geblieben, auch wenn ich darauf bestanden habe, dass er wegen mir nicht schwänzen soll. Eine weitere Sache, wegen der ich mich schlecht fühle. Toll.
Die Tür klingelt. Panisch schaue ich mich um. Ich möchte Harry jetzt nicht begegnen.

Ich spähe vorsichtig durch das Fenster und erblicke meine Schwester. Was will sie hier? Mein Herz schneller, es beginnt zu rasen. Vorsichtig öffne ich die Tür.
"Hey" Verlegen schaut sie mich an.
"Hey"

Die Situation ist unangenehm, keiner weiß so recht, was er sagen soll. Ich bitte sie herein und sie folgt mir daraufhin ins Wohnzimmer.
"Es tut mir leid, Sam. So so leid" bricht meine Schwester das schweigen. Damit hätte ich nicht gerechnet.
"Was tut dir leid? Ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss" schluchze ich. 

Meine Schwester legt vorsichtig ihren Arm um mich, so als wüsste sie nicht, ob sie das darf. Meine ersten Gedanken waren, ihren Arm wieder runter zustoßen, letztendlich lasse ich ihn dann doch liegen und lege meinen auch um sie. Theresas Blick ist kurz schockiert, dann lächelt sie aber glücklich. Ich glaube, sie hat mir verziehen. Ich verstehe zwar immer noch nicht ganz ihren Besuch, aber freuen tue ich mich trotzdem.

„Alles wieder gut zwischen uns?" flüstert sie sanft. Das kam ganz plötzlich, total überraschend. Ich hatte fest damit gerechnet, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will und es zu ihrem Ziel gemacht hat, mein Leben ebenfalls zu zerstören. So kam es mir zumindest am besagten Tag vor. Aber wenn sie in der Lage ist mir zu verzeihen, sollte ich das dann nicht ebenfalls mit Harry können?

„Ja, alles wieder gut" antworte ich ein paar Minuten später, in denen stille geherrscht hat, jeder seinen Gedanken nachhängend.

„Okayyy, also was habe ich verpasst? Seit wann bist du mit Harry, dem Harry Styles, zusammen?" fragt sie freudig. Ich muss lachen, ich kann es ja selbst nicht glauben. Aber.. aktuell sind wir das ja nicht. Mein Herz sticht schmerzhaft. Wir haben nie offiziell Schluss gemacht, aber eigentlich ist dies doch selbstverständlich, oder?

Ich erzähle ihr die komplette Geschichte. „Aber sieh dich an, du bist zu einer wunderschönen Frau herangewachsen. Das letzte mal als ich dich sah, warst du noch 13." Ich stutze. „Und ich habe deinen 18. Geburtstag verpasst" sage ich traurig. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, um ihr beim aufwachsen zuzusehen.

„Ich habe deinen auch verpasst. Ich denke wir sind also quitt" Sie versucht, die Stimmung aufzuheitern. Wann ist sie so reif geworden? Meine kleine, neunzehnjährige Schwester.


Zwei Tage später, am Freitag, habe ich mich mit meiner Schwester zum Eis essen verabredet. Als ich nach einer Woche nur zuhause rumliegen wieder das Haus verlasse, fühle ich mich wie ien neuer Mensch. Bei der Eisdiele angekommen, sehe ich meine Schwester schon an einem Tisch sitzen und winken. Grinsend gehe ich auf sie zu. Ich bestelle -wie immer- einen Erdbeerbecher, während meine Schwester sich für einen Bananensplit entscheidet.

„Was hast du so am Wochenende so vor?" fragt Theresa unauffällig.

„Eigentlich noch nichts" Schulterzuckend sehe ich sie an.

„Ich habe hier zwei Tickets für Harrys Konzert morgen.." Sie spricht immer leiser, als hätte sie Angst, ich würde gleich durchdrehen. „Er hat sie mir gegeben, Sam. Er möchte, dass du kommst."

„Warte, du hast Harry gesehen?" ungläubig starre ich sie an. Harry liegt also immer noch etwas an mir, sonst würde er nicht den Aufwand betreiben. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich, er würde sich nach ein paar Tagen jemand neues suchen. Vor allem weil die letzten 3 Tage jeden Tag in der Zeitung stand, dass er betrunken in Clubs gesichtet wurde. Er ist also wieder alkoholabhängig, wenn nicht sogar schon wieder in der Drogenwelt. Ich wünschte wirklich, es wäre nicht soweit gekommen.
"Ja, aber nur um mir die Tickets zu geben. Ich bin nur hier, um dich einzuladen. Bitte gehe hin." fleht meine Schwester. Ich wüsste gerne, was Harry ihr hierfür gibt, dass sie das tut. War das der Grund, warum sie mir so plötzlich verziehen hat?

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.."
"Du musst ihm ja nicht verzeihen, schau dir nur an, warum es ihm so wichtig ist, dass du hingehst"

„Okay" ergebe ich mich. Sie würde ja eh nicht locker lassen. „Aber nur, wenn du das zweite Ticket nimmst"

„Hatte ich sowieso vor. Ich war noch nie auf einem Konzert von ihm" lacht Theresa.

Ich halte es zwar immer noch für eine verrückte Idee, aber eigentlich verdanke ich nur ihm, dass ich und meine Schwester uns wieder verstehen, also sollte ich ihm diesen Gefallen tun. Ich denke nicht, dass das an unserer Lage etwas ändert. Insgeheim bin ich aber auch gespannt, was er geplant hat.

Die Liebe meines Lebens, ja diese Worte verfolgen mich immer noch. Ich vermisse seine Lippen, seine sanften Berührungen, das Gefühl, dass ich habe, wenn ich in seinen Armen liege, ja sogar unsere gemeinsamen duschen vermisse ich. Ich vermisse alles an ihm. 

Adore youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt