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„Und wegen diesem blöden Vertag muss ich mit auf Tour gehen" beende ich meinen Versuch, Dan zu erklären, warum ich die nächste Zeit nicht hier sein werde. 

Dan sieht mich nur geschockt und wenn ich mich nicht täusche, besorgt an. Zumindest denke ich das. Ich kann seinen Ausdruck nicht richtig deuten.

Ich habe Dan in letzter Zeit kaum gesehen. Er war ziemlich häufig mit seinen Freunden, die ich nebenbei bemerkt nicht leiden kann, lernen oder Party machen und wenn er mal da war, war ich entweder in der Uni oder bei Harry. Erschreckend wie viel Zeit wir miteinander verbracht haben, auch wenn einiges ungewollt war, zum Beispiel als seine Fans vor der Tür standen. Bei dem Gedanken daran, erschaudere ich bis heute immer noch. Es war schrecklich. Jedenfalls habe ich ihn seit dem letzten mal, also seit ich im Park von Harry gerettet wurde, nicht mehr auf den neuesten Stand gebracht. Dan ist mein bester Freund und irgendwie fühle ich mich schon schuldig, dass ich ihn nicht mal die Sache mit dem Vertrag erzählt habe. Aber so wie er nun mal ist, nimmt er das ganz gelassen auf sich.

„Möchtest du denn mitgehen, Sam?" reißt mich Dan aus meinen Gedanken. Jetzt spiegelt sich eindeutig Besorgnis in seinem Blick. Ich hasse es wenn er mich so ansieht. Einerseits komme ich mir da vor wie ein Kind, dem nicht zugetraut wird, eigene Entscheidungen zu treffen. Andererseits fühle ich mich aber auch unwohl, wenn sich jemand um mich sorgt. 

Aber über seine Frage habe ich noch gar nicht wirklich nachgedacht. Mir war immer klar, dass ich keine andere Wahl hätte. Ich habe den Vertrag unterschrieben und diese Menschen haben definitiv mehr Macht als ich. Ich möchte lieber nicht wissen, was passiert, wenn ich ablehnen würde.

Aber ich muss zugeben, insgeheim freue ich mich sogar. Die Vorstellung, ein paar Wochen jeden Tag mit Harry zu verbringen gefallen mir ziemlich gut. Und da ist sie wieder, die Wärme in meinem Bauch, die immer kommt, wenn ich an Harry denke.

„Ja, ich denke schon" antworte ich Dan ehrlich.

Er sieht mich weiterhin besorgt und skeptisch an.

„Nun gut, du bist eine Erwachsene Frau, du wirst schon wissen was du tust. Ich vertraue dir wirklich sehr, Sam." sagt er. „Aber als dein bester Freund mache ich mir trotzdem sorgen um dich. Pass auf dich auf, Ja?"

„Ja natürlich Daddy" ziehe ich ihn auf und verdrehe spielerisch genervt die Augen.

Er gibt mir nur einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm.

Ich liebe es, mit ihm herumzualbern und mal alle Sorgen zu vergessen. Er war schon immer mein bester Freund, seit dem ich damals hier in London aufgetaucht bin. Und ich bin ihm auch unfassbar dankbar dafür, auch weil er mir immer die besten Ratschläge gibt.

Es klingelt an der Tür. Das wird wohl Harry sein.

Ich laufe in den Flur, wo bereits meine gepackten Koffer stehen und ziehe meine Jacke an.

Dann drehe ich mich zu Dan um.
"Also dann" sage ich und weiß plötzlich nicht mehr, was ich jetzt tun soll. Ich hasse Abschiede. Und bisher war ich noch nie in der Situation, mich von Dan auf längere Zeit zu verabschieden, daher wusste ich auch nicht, wie er damit umgeht. Er wirkt aber genauso nervös und angespannt wie ich. So war es wirklich noch nie zwischen uns.

„Also dann" sagt er und wippt auf seinen Füßen. „Ach komm her" Er geht auf mich zu und umarmt mich.  Augenblicklich ist unsere angespannte Situation vergessen und es fühlt sich wie immer an.
"Du weißt, du kannst mich immer anrufen, zu jeder Tages und Nachtzeit. Ich werde immer für dich da sein. Und wenn du da weg willst, nehme ich sofort den nächsten Flieger zu dir." sagt er.

Wir lösen uns wieder.
"Danke" sage ich, dabei rollt mir die ein oder andere Träne über die Wange.

Es klingelt erneut.

„Nun geh schon", er nickt mir aufmunternd zu.

„Ich habe dich lieb, Dan"

„Ich dich auch, Sam"

Dann öffne ich die Tür. Vor der Tür steht Harrys Fahrer, der mir meine Koffer abnimmt und im Kofferraum verstaut. Hoffnungsvoll steige ich derweil in die Limousine, um zu sehen, ob Harry hier ist.

Die Limousine ist von innen genauso schön wie die anderen auch und es wurden mir sogar Snacks und Getränke bereitgestellt, sowie die neuesten Klatsch Zeitschriften, wobei ich die ganz sicher eh nicht lesen werde. Da ist sowieso alles fake, wie ich momentan am eigenen Leibe miterleben muss. Enttäuscht stelle ich fest, dass Harry nicht hier ist. Wahrscheinlich treffe ich ihn erst beim Flughafen wieder.

Der Fahrer ist mit dem verladen meiner Koffer fertig und steigt auch wieder ein.

Bevor wir losfahren, schaue ich nochmal zurück zur Haustür, wo Dan immer noch steht. Er zwinkert mir nochmal aufmunternd zu, hebt seine Hand und winkt. Ich winke zurück, mit dem wissen, ihn die nächsten Wochen nicht zu sehen. Bei dem Gedanken kommen mir sofort wieder die Tränen, ich werde ihm vermissen. Er war wie eine Familie für mich, die einzige Familie die ich noch habe. Schnell verdränge ich die Gedanken wieder, daran möchte ich nun wirklich nicht denken. Und außerdem freue ich mich ja doch auf die Zeit mit Harry, wobei es für mich nur ein Job ist, das darf ich nicht vergessen! Wahrscheinlich wird Harry sowieso keine Zeit für mich haben. 

Der Wagen fährt los. Ich winke Dan immer noch, wobei er immer kleiner wird. Ich winke ihm aber selbst dann noch, als nicht mehr zu sehen war.

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