HARRY:
Ich stehe an der Haustür und sehe, wie sie davon läuft. Es zerbricht mir das Herz, sie so zu sehen, vor allem wenn ich der Auslöser davon bin. Ich dachte, sie würde sich freuen, wenn sie ihre Schwester wieder sieht. Ich war mir sicher, sie hatte nur nicht genug Geld, um zu ihrer Schwester zu fliegen, daher habe ich Theresa ein Ticket gekauft.
Hätte ich gewusst, was zwischen ihnen vorgefallen ist, dann hätte ich sie ganz sicher nicht zusammengebracht. Aber Sam hat Recht. Ich hatte kein Recht dazu. Ich dachte, ich würde sie kennen, alles über sie wissen, aber ich lag falsch. Ich hoffe nur, sie wird mir verzeihen. Ich kann nicht ohne sie leben.
"Was ist los?" fragt mich Theresa, als ich ins Wohnzimmer zurückkehre.„Tut mir leid, aber ich denke du solltest besser gehen" Es ist nicht meine Art, jemanden rauszuwerfen, aber gerade kann ich sie nicht hier lassen. Insgeheim hoffe ich, dass Sam zurückkommen wird, wobei ich mir sicher bin, dass das nicht passieren wird.
„Hör mal zu. Es tut mir leid, wie alles gelaufen ist. Aber ich weiß nicht, wo ich jetzt hin soll." verzweifelt sieht sie mich an. Theresa sieht Sam wirklich ähnlich. Verdammt, ich habe es total verbockt. Ich buche für Theresa ein Hotel und schicke ihr eine Limousine, die sie dort hinfährt.
Ich bin kein großer Fan von Taxis oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Immer wieder liest man, was Menschen dort angetan wird. Ich habe es gehasst, als uns Sam damals immer ein Taxi gerufen hat, aber sie bestand darauf. Ich kenne Theresa nicht besonders gut, trotzdem möchte ich, dass sie sicher ist und vor allem möchte ich nicht Schuld sein, falls ihr etwas passiert. Gewissermaßen ist sie Sam noch wichtig, das habe ich gemerkt und daher ist sie auch mir wichtig. Fuck, ich würde alles für Samantha tun.Nachdem Theresa weg ist, überlege ich, was ich jetzt tun soll. Ich wollte zuerst Sam anrufen, aber ich habe ihre Nummer immer noch nicht. Wir hatten nie darüber nachgedacht, Telefonnummern auszutauschen, schließlich war sie zuvor immer bei mir.
Das nächstbeste was mir einfällt ist, einfach zu ihr zu fahren. Ich weiß, ich sollte ihr Raum geben, aber ich kann nicht. Ich möchte sie wieder bei mir wissen. Scheiße, ich will es aber auch nicht schlimmer machen. Während ich überlege, gehe ich meine Nachrichten durch. Dabei sticht mir die von Sebastian besonders ins Auge. Ich springe auf. Aber natürlich. Nach einem kurzen Telefonat mit Sebastian, steht er kurze Zeit später vor meiner Haustür.
"Was ist mit Sam?" fragt er atemlos. „Geht es ihr gut?"Ich berichte ihm, was vorgefallen ist. Er kennt Sam beinahe so gut wie ich, ich hoffe, er kann mir jetzt einen guten Tipp geben.
„Klingt echt heftig" Er kratzt sich, „aber sie wird dir verzeihen. Sie liebt dich wirklich"
Ich bin mir nicht sicher ob er recht hat, aber seine Worte verleihen mir neue Hoffnung.
"Gebe ihr erstmal Freiraum, dann rede mit ihr und erkläre ihr deine Lage. Führe sie aus oder so. Sie ist stur, dass weißt du sicher genauso gut wie ich." witzelt er, „aber irgendwann wird auch sie nachgeben. Schätze ich" Er gibt mir noch ihre Nummer, dann verabschiedet er sich.Tage später versuche ich, Sam das erste mal anzurufen, lande aber sofort auf der Mailbox. Wahrscheinlich ist ihr Handy ausgeschaltet. Stunde um Stunde versuche ich es erneut, jedes mal werde ich abgelehnt. Ich sollte sie nicht bedrängen, aber ich habe ihr jetzt einige Tage gegeben. Länger halte ich es nicht mehr aus.
Kopflos steige ich ins Auto und fahre zu ihr. Vor ihrer Tür kostet es mich wahre Überwindung zu klingeln. Ich habe Angst, dass sie nicht öffnet. Oder noch schlimmer, wenn sie öffnet und dabei verletzt aussieht. Das vertrage ich nicht. Schließlich tue ich es doch und ihr wütender Mitbewohner- ich glaube er heißt Dan- öffnet mir. „Was willst du hier?" fragt er.„Ist Sam da?" Ich habe keine Lust, mit ihm zu diskutieren. Ich möchte nur zu meinem Mädchen.
„Nein" lügt er. Ich sehe aber, wie sie uns vom Fenster aus beobachtet.
Wäre es nicht so eine behinderte Situation, würde ich jetzt lachen. Aber momentan habe ich keine Gründe zu lachen, denn mein ganzes Glück sitzt mit rot angeschwollenen Augen vor dem Fenster. Sie hat geweint, fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
„Lass mich durch" Ungeduldig schiebe ich mich an Sams meckernden Mitbewohner vorbei. Bevor ich das Wohnzimmer betrete, zieht er mich zurück. „Ich weiß nicht, was du getan hast, aber sie hat seit Tagen kaum gegessen und heult den halben Tag. Halt dich einfach von ihr fern, mach es nicht noch schlimmer."
Ich weiß, dass er Recht hat. „Bitte, lass mich nur kurz zu ihr."
Zögerlich lässt er meinen Arm los und ich laufe zu ihr, halte aber genügend Abstand. Ich möchte sie nicht bedrängen.
"Harry" flüstert sie monoton. Ihr Blick emotionslos. „Ich will deine Ausreden nicht hören. Geh einfach wieder." Ihre Stimme ist ruhig, beherrscht. Sie trägt noch ihren Pijama -glaube ich zumindest- und hat ihre Haare achtlos zu einem Dutt zusammengebunden, der in alle Richtungen absteht. Und selbst so sieht sie noch wunderschön aus. Sie wird immer die schönste Frau sein, egal was sie trägt.„Du hast sie gehört" Dan zieht mich wieder raus. Oh man, ich hasse diesen Typ. Aber er ist für Sam da und dafür bin ich ihm dankbar.
Wie in Starre laufe ich zurück zum Auto. Ich weiß nicht, was ich jetzt noch tun soll. Ich glaube, ich habe sie für immer verloren. Jetzt laufen auch mir Tränen über die Wangen.
Zuhause schmeiße ich mich auf die Couch, wo ich einen Block liegen sehe. Da kommt mir eine Idee. Eifrig nehme ich den Stift und schreibe drauf los, schreibe einfach all meine Gefühle auf..
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Adore you
FanfictionAn manchen Tagen ist es erst leise, wenn die Musik laut ist. In einer Minute kann dein ganzes Leben zerstört werden. Und ein einziger Song kann es wieder retten. Aber ist es das Risiko wert, sich kopfüber fallen zu lassen? Fallen in die Liebe, an di...