Chapter 3

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You may not end up where 
you thought you were going, 
but you will Always end up
where you were meant to be...
-unknown

Christina

Am darauffolgenden Freitag herrscht reges Treiben im RTL-Studio. Bis Showbeginn sind es noch gute eineinhalb Stunden, ich habe gerade die letzte Durchlaufprobe hinter mich gebracht und sitze jetzt mehr oder weniger entspannt auf einem der roten Sofas am Rand der Tanzfläche. Während um mich herum immer wieder Techniker durch die Gegend flitzen, Kabelrollen schleppen oder irgendwas aufbauen nutze ich die freie Zeit und scrolle ein wenig durch Instagram. Gerade like ich ein Bild von Massimos Frau Rebecca, auf dem sie einen niedlichen kleinen Hundewelpen im Arm hält, als mein Blick auf eine neue Story von Luca fällt. Grinsend tippe ich auf sein Profilbild und schaue belustigt zu, wie er total aufgedreht vor seinem Auftritt auf dem Gelände des Konzertveranstalters herumläuft und die Leute dazu animiert, für uns anzurufen. Kurzerhand wechsle ich zu WhatsApp und tippe auf den Chat mit Luca. 

Ich 
Süß, wie du für uns Werbung machst ❤️

Scheinbar hat er vor seinem Auftritt noch ein wenig Freizeit, denn es dauert keine Minute bis Lucas Antwort bei mir eintrudelt. 

Luca
Ich muss mein Mädchen doch unterstützen, wenn ich euch schon nicht zuschauen kann.😘

Ich
Das ist übrigens sehr schade, du verpasst wirklich was. 😉

Kurz zögere ich, dann hänge ich ein Bild mit an, das ich vorhin in meiner Garderobe gemacht habe. Darauf posiere ich in meinem engen Kostüm vor dem Spiegel, wobei sowohl das gedimmte Licht als auch die Pose meine Kurven perfekt in Szene setzt. 

Luca
Du kannst froh sein, dass ich jetzt nicht bei dir bin. Sonst würd ich wahrscheinlich vor laufenden Kameras über dich herfallen. 

Bei seinen Worten steigt mir automatisch die Hitze in die Wangen. 

Ich 
Woher willst du wissen, dass ich es nicht darauf anlegen würde?

Diesmal dauert es etwas länger, bis Lucas Antwort bei mir ankommt. Seine nächste Nachricht besteht aus einem Bild, das ihn eindeutig von der Hüfte abwärts zeigt, während er nur in Jeans und offenem Hemd auf einer Couch liegt. Ich verschlucke mich und lasse vor lauter Schreck mein Handy fallen, das zum Glück nur in meinem Schoß landet. Hastig sammle ich es auf und sehe gerade rechtzeitig die neue Nachricht, die im Chat erscheint. 

Luca
Schau nur, was du angerichtet hast. Ich glaub ich muss jetzt los und mich um ein kleines Problem kümmern, sonst kann ich definitiv nicht auf die Bühne. 

Mit hochroten Gesicht starre ich das Foto an und schlagartig breitet sich die Hitze von meinen Wangen in meinem ganzen Körper aus. 
"Chrissi!", schreckt mich Kathrins fröhliche Stimme plötzlich auf. Mein Kopf fliegt herum und ich stelle entsetzt fest, dass sie sich von ihrem Platz auf der Couch neben mir erhoben hat und jetzt direkt auf mich zukommt. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es mein Handy wegzudrehen, bevor sie sich auch schon hinter mir über die Lehne beugt. "Was guckst du dir denn da an?", fragt sie neugierig und reckt den Hals, um einen Blick auf mein Handy zu erhaschen. "Nichts!", entgegne ich viel zu schnell, was natürlich auch Kathrin nicht entgeht. "You are a miserable liar." Auf ihrem Gesicht breitet sich ein anzügliches Grinsen aus. "Ich wette Luca hat dir geschrieben", mutmaßt sie und natürlich zucke ich sofort ertappt zusammen. "Hah, I'm Right! Was hat er geschrieben?" Wieder versucht sie, etwas zu erkennen, aber ich drehe den Bildschirm so, dass er in Richtung Boden zeigt. Allerdings ist Kathrin niemand, der sich so schnell abschütteln lässt. Ehe ich mich versehe ist ihre Hand schon nach vorne geschossen und hat mir das Handy aus der Hand geschnappt. "Kathrin!", quietsche ich entsetzt und springe auf, aber da ist meine Freundin schon davongedüst, mein Handy wie eine Trophäe über den Kopf gestreckt. Verdammt, verdammt, verdammt! Fluchend nehme ich die Verfolgung auf, wobei ich beinahe einen Kameramann über den Haufen gerannt hätte und mich fast in einer halbleeren Kabelrolle verheddert hätte. Ich jage Kathrin gerade zum dritten Mal quer durchs Studio, als mein Fuß an einer dieser blöden Lampen hängenbleibt, die die Tanzfläche umsäumen, und ich ins Straucheln gerate. Ein paar Sekunden lang versuche ich noch vergeblich mein Geleichgewicht wieder zu erlangen, bevor ich endgültig den Halt verliere und mit den Knien voran auf dem Boden aufschlage. Benommen bleibe ich mitten auf dem Parkett sitzen. Es dauert nicht lange, bis auch Kathrin auffällt, dass ihre Verfolgerin sich selbst ausgeknockt hat und sie sich besorgt neben mir auf die Knie fallen lässt. "Oh Mann, are you okay?", fragt sie und lässt ihren Blick auf der Suche nach sichtbaren Verletzungen über meinen Körper gleiten. Ich tue es ihr gleich und fluche leise auf, als ich den abgebrochenen Absatz meines Tanzschuhs entdecke, der etwas traurig neben meinem Fuß auf dem Boden liegt. Zum Glück scheint das das einzige Malheur zu sein. Zwar war der Sturz nicht unbedingt förderlich für meine eh schon lädierte Hüfte, aber zumindest hat der Stoff meines Catsuits meine Knie vor weiterem Schaden bewahrt. "Nichts passiert, aber ich denke ich brauch ein neues Paar Schuhe", antworte ich etwas verspätet und hebe demonstrativ meinen linken Fuß, an dem der kaputte Absatz baumelt. "Klar." Kathrin nickt schnell. "Ich glaube Katja ist noch beschäftigt aber du müsstest eigentlich selbst an die Ersatzschuhe kommen." Ich nicke knapp, bevor ich aus meinen Schuhen schlüpfe und mir bei der Gelegenheit gleich noch mein Handy schnappe, das Kathrin nach meinem Sturz neben mir auf den Boden gelegt hat. Dann rapple ich mich auf und mache mich barfuß auf den Weg zum Kostümdepartment. In Gedanken immer noch bei Lucas Nachricht von vorhin biege ich um die Ecke...Und mein Herz setzt aus. Auch wenn ich ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen habe und seine Haare länger geworden sind, würde ich Evgeny überall erkennen. Zusammen mit seiner neuen Partnerin Nina, einer hübschen Blondine, steht er am anderen Ende des Ganges und unterhält sich mit unserer Visagistin. Ich will weitergehen, mich umdrehen, irgendwas machen, aber ich kann mich nicht rühren. Es ist als hätte mein Körper augenblicklich auf den Notfallmodus geschalten und alle Funktionen eingestellt. Erst als ich langsam registriere, dass er sich auf mich zu bewegt, schaffe ich es, mich aus meiner Starre zu lösen. Panik steigt in mir auf. Er darf mich auf keinen Fall ansprechen. Nicht wenn ich alleine bin. Evgeny ist mittlerweile nur noch drei Meter entfernt. Zwar ist er momentan noch auf seine Begleiterin fokussiert, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit bis er mich entdeckt. Hektisch sehe ich mich nach einem Fluchtweg um, aber bis auf einen kleinen Make-Up-Wagen ist der Gang komplett leer. Noch zwei Meter. Im letzten Moment fällt mein Blick auf eine Tür neben mir, an der ein Schild mit der Aufschrift "Zugang nur für Personal" klebt. Ohne lange zu überlegen stürze ich in den kleinen Raum und knalle die Tür hinter mir zu. Mein Magen krampft sich schmerzhaft zusammen und für einen Moment befürchte ich, mich mitten in der Abstellkammer übergeben zu müssen. Ich wusste, dass Evgeny auch hier sein würde. Ich war mir sicher, dass ich darüber hinweg wäre. Und ich dachte wirklich, dass ich bereit wäre ihm wieder gegenüber zu treten aber ich hab mich ganz offensichtlich geirrt. Kraftlos rutsche ich zu Boden und bleibe mit dem Rücken an der Wand sitzen. Nur dank ein paar Atemübungen, die ich in meinem Studium gelernt habe, schaffe ich es nicht zu hyperventilieren. Es ist keine große Sache, dass ich ihn hier getroffen habe. Ich bin einfach nicht darauf vorbereitet gewesen. Zumindest versuche ich mir das einzureden, während ich auf dem kalten Betonboden kauere und versuche meine Atmung unter Kontrolle zu halten. 

Magnetic SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt