Chapter 8

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I don't know how to tell you
that you are so intimately
tied to every idea 
I've ever had of love
-Chloe Frayne

Christina

Am Abend beschließen Luca und ich, uns noch ein bisschen Berlin anzuschauen. Ich war bisher nur ein oder zwei Mal hier und hatte noch nie die Gelegenheit die Stadt näher kennenzulernen, weshalb Luca sich bereit erklärt hat mir ein paar Ecken zu zeigen, die er aus seinen vielen Besuchen hier kennt. Luca hat mir schon ein paar wundervolle Stellen Berlins gezeigt und ich liebe es. Köln ist und bleibt für mich eine der schönsten Städte in denen ich jemals war, aber Berlin versprüht nochmal einen ganz eigenen Charme. Berlin ist laut, bunt und schrill, aber voller toller Menschen und beeindruckender Sehenswürdigkeiten. Und shoppen kann man hier ebenfalls fantastisch, das musste Luca natürlich auch schon am eigenen Leib erfahren. Jetzt, wo es langsam zu dämmern beginnt, schlendern wir nebeneinander an der Spree entlang und genießen einfach ein bisschen die Zweisamkeit, bevor wir morgen wieder vom ganzen Team umringt sind. Obwohl wir uns in einem eher unbekannten Teil der Stadt befinden, ist hier verhältnismäßig viel los und uns kommen mehrere Gruppen Touristen entgegen, während wir an der Promenade entlanglaufen. Als ein paar Jugendliche auf Skateboards auf uns zu kommen, müssen wir nach links und rechts ausweichen, um nicht über den Haufen gefahren zu werden. Kaum sind wir an der Gruppe vorbei, greift Luca fast augenblicklich wieder nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander. Das ist etwas, das ich in den letzten Wochen über ihn gelernt habe. Luca liebt es meine Hand zu halten. Überhaupt berührt er mich, wann immer er die Gelegenheit dazu hat, egal wo wir sind oder wer uns sehen könnte. Und ich müsste lügen wenn ich sagen würde, dass mir das nicht gefällt. Auf einer kleinen Brücke bleiben wir stehen und ich lehne mich ein Stück über das Geländer und blicke hinunter aufs Wasser. Aus der Entfernung kann ich ein paar Boote erkennen, die gemächlich den Fluss entlang schippern und am Ufer sitzen sogar ein paar Leute in Badeklamotten, die noch die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages ausnutzen. Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich auf dem Wasser und es sieht aus, als würden tausende Diamanten auf der Oberfläche glitzern. „Es sieht wunderschön aus, findest du nicht?", schwärme ich und stütze mich mit den Ellbogen auf dem Geländer ab. „Atemberaubend schön", stimmt Luca mir zu. Bei seinen Worten drehe ich den Kopf, nur um zu bemerken, dass er mich schon längst ansieht. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus und ich schubse ihn scherzhaft ein Stück zur Seite. "Schleimer." Als Antwort legt er einfach nur einen Arm um meine Hüfte und zieht mich an sich. Eine Weile lang stehen wir schweigend nebeneinander, mein Kopf auf Lucas Schulter, und beobachten wie die Sonne Stück für Stück am Horizont verschwindet. "Ich möchte, dass du mit mir nach Hause kommst", durchbricht Luca auf einmal die Stille. Überrascht von seinen Worten hebe ich meinen Kopf und sehe ihn aus großen Augen an. "W-Was?" Er löst sich vom Geländer und dreht sich zu mir, sodass er mir direkt in die Augen schauen kann. "Komm mit mir in die Schweiz", wiederholt er langsam. „Meine Mutter hat nächste Woche Geburtstag. Ich fahre nach Hause und würde mich freuen, wenn du mitkommst und meine Familie kennenlernst." Lucas Lächeln ist aufgeregt, aber auch ein wenig schüchtern als er mein Zögern bemerkt. „Natürlich nur, wenn du willst und noch nichts vorhast." 
"Ich...ich weiß nicht. Meinst du nicht, dass ich da ein bisschen fehl am Platz bin?", frage ich verhalten, während ich auf meine Nägel starre und an der roten Farbe herumkratze, die sich schon langsam ablöst. Luca lächelt mich weiter an. "Mach dir da mal keine Sorgen. Meine Eltern laden so viele Leute zu ihren Feiern ein, da fällst du überhaupt nicht auf." Immer noch nicht ganz überzeugt von der Idee zögere ich ihm zu antworten. Zum Glück rettet mich in dem Moment eine Stimme davor, ihm eine Antwort zu geben. "Luca?" Fast zeitgleich drehen wir uns um und mein Blick fällt auf eine junge Frau in Hoodie und Jeans, die einen Kinderwagen vor sich her schiebt und jetzt zögerlich auf uns zukommt. Ich schätze sie auf 25 - eine junge Mutter und offensichtlich ein Fan von Luca, der sie jetzt freundlich anlächelt. "Ich...ich wollte euch nicht stören", fängt sie schüchtern an, aber Luca unterbricht sie sofort auf seine gewohnt charmante Art. "Keine Sorge, du störst uns nicht. Wie heißt du?" Nach ein wenig Ermutigung von Luca stellt sie sich schließlich als Anna vor und fragt zaghaft nach einem Selfie. Luca kommt ihrer Bitte natürlich gerne nach und unterhält sich später sogar noch eine Weile mit ihr, während ich mich lächelnd an seine Seite kuschle und zuhöre, wie er bereitwillig ihre Fragen beantwortet. Er erzählt gerade von seiner Zeit beim ESC in Tel Aviv, als ihn ein schrilles Weinen unterbricht. Sofort nehmen Annas Wangen einen rosaroten Ton an und sie zeigt entschuldigend auf den Kinderwagen. "Tut mir leid, das ist meine Tochter." Sie beugt sich ein Stück herunter und zupft an der Decke, die an der Seite aus der Tragschale hängt. "Sie schläft immer so schlecht ein am Abend, deswegen gehe ich immer mit ihr spazieren. Das Schaukeln macht sie müde, aber wenn wir länger stehen wird sie schnell unruhig", erklärt sie weiter. Neugierig trete ich ein Stück näher und werfe vorsichtig einen Blick in den Wagen. Unter der hübschen rosa Decke liegt ein kleines Mädchen mit wilden schwarzen Locken, das aus dunklen Augen zu mir hochschaut. Ihr winziger Körper steckt in einem niedlichen weißen Strampelanzug, der über und über mit kleinen bunten Einhörnern bedruckt ist. Sofort geht mir das Herz auf. Seit meine große Schwester vor ein paar Jahren Mutter geworden ist, bin ich absolut hingerissen von kleinen Kindern. Sie sind aber auch einfach zu niedlich mit ihren Pausbäckchen, den kleinen Patschhänden und den süßen Stupsnäschen. Kein Wunder also, dass ich jetzt erstmal nur noch Augen für das kleine Mädchen habe.

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