Chapter 27

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It doesn't matter where you are going,
it's who you have beside you. 

Christina

Die verbleibende Woche verbringe ich mit Luca in der Schweiz. Wir gehen im Thunersee schwimmen, Luca bringt mir eins seiner Lieblingsrezepte bei und wir gehen sogar einmal wandern - natürlich mit genug Proviant im Gepäck. Schön langsam fühle ich mich wirklich wohl in seiner Heimat. Aber wie das nun mal so ist mit schönen Momenten, geht auch die Zeit in der Schweiz irgendwann vorbei und schneller als mir lieb ist sitze ich wieder im Zug Richtung Köln. Leider finden die Proben für die Show genau in der Zeit statt, in der Luca einen regelrechten Interview Marathon durch sämtliche Schweizer Fernsehsendungen bewältigen muss, sodass er erst Ende der Woche zur finalen Show herkommen kann. Das ist auch der Grund wieso ich jetzt total paranoid über den Parkplatz der RTL-Studios laufe, den Kopf gesenkt und meine Tasche fest an mich gedrückt. Mein Herz klopft wie verrückt und ich werfe mehrmals einen Blick über die Schulter, aus Angst, dass Evgeny plötzlich hinter mir auftauchen könnte. Zum Glück irrt sich meine Vorahnung heute mal und spätestens als ich die altbekannten Lets Dance-Flure betrete und mir eine strahlende Kathrin entgegenläuft, ist meine Unsicherheit schlagartig verflogen. "Chrissi!", quietscht sie erfreut und zieht mich gleich darauf überschwänglich in ihre Arme. "I missed you", murmelt sie in mein Ohr und ich drücke sie zur Antwort noch etwas fester an mich. So sehr ich meine Lets Dance Familie liebe, so schade finde ich es jedes Mal, wenn wir nach dem Ende der Staffel in unsere Heimatstädte zurückkehren. Da ich Kathrin aufgrund der immensen Entfernung zwischen Köln und Wien außerhalb der Show kaum zu Gesicht bekomme, bin ich jetzt umso glücklicher, sie endlich wieder in die Arme nehmen zu können. "Hab ich da etwa mein Bambi gehört?", ertönt auf einmal Andrzejs Stimme und im nächsten Moment werde ich auch schon aus Kathrins Armen gerissen und durch die Luft gewirbelt. Quietschend klammere ich mich an seinen Schultern fest und schlinge meine Beine um ihn, damit ich keinen Abflug mache. "Andrzej! Lass mich runter du Spinner!", lache ich und versuche mich aus seinen Armen zu befreien, sobald er aufgehört hat Karussell zu spielen. Ich spüre das Vibrieren in seinem Körper, als er lacht, während er mich vorsichtig nach unten gleiten lässt und mich wieder auf die Beine stellt. "Ich freu mich auch sehr dich zu sehen, Bambilein", grinst er schelmisch, als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. "Wie war deine Zeit mit Luca?" Er wackelt anzüglich mit den Augenbrauen, was Kathrin ein Kichern entlockt und mich nur die Augen verdrehen lässt. "Der Besuch bei seiner Familie war sehr nett, danke der Nachfrage", entgegne ich und strecke ihm die Zunge raus. Das etwas unangenehme Zusammentreffen mit Annina lasse ich absichtlich außen vor. Wobei sich unsere Beziehung seit meinem Gespräch mit Michéle tatsächlich deutlich verbessert hat. Kurz vor meiner Abreise nach Köln gestern hat sie mir sogar ein Kompliment zu meinem Kleid gemacht. Tja, es geschehen wohl doch noch Zeichen und Wunder. Vielleicht werden wir ja sogar nochmal irgendwann Freundinnen. Aber jetzt gehört meine ganze Konzentration erstmal der aufgedrehten Österreichern, die gerade neben uns auf und ab hüpft wie ein Flummi und erwartungsvoll in die Hände klatscht. "I'm so exciteeeed!", quietscht sie aufgeregt und vollführt ein paar Verrenkungen, um unsere Umgebung besser unter die Lupe nehmen zu können, während Andrzej und ich nur kopfschüttelnd daneben stehen. Ich will gar nicht wissen wie viele Liter Koffein sie schon wieder intus hat. "Sind die anderen schon da? Ich kanns kaum erwarten alle wiederzusehen!" Sofort spüre ich wie die Anspannung in meinen Körper zurückkehrt. Normalerweise würde sie mich mit ihrer unbändigen Energie anstecken aber heute kann ich mich einfach nicht dazu durchringen, mich auf die Anderen zu freuen. Der Gedanke daran, dass ich jederzeit Evgeny über den Weg laufen könnte, verdrängt jeden noch so kleinen Funken Vorfreude aus meinem Körper. Mein plötzlicher Stimmungswechsel entgeht den Adleraugen meines besten Freundes natürlich nicht im geringsten. "Was ist los, Bambi? Du siehst als als hätte Kathrin gerade verkündet, dass du gleich mit Olli Pocher tanzen musst", fragt Andrzej prompt. Obwohl es als Scherz gemeint ist, höre ich auch den besorgten Unterton sofort heraus und wieder einmal verfluche ich ihn dafür, dass er mich so gut kennt. "Christina", sagt er nochmal, diesmal deutlich ernster. Kathrin hört fast augenblicklich auf herum zu zappeln und mustert mich mit besorgt gerunzelter Stirn. Andrzej nennt mich so gut wie nie bei meinem ganzen Namen, was natürlich auch ihr aufgefallen ist. Behutsam legt Andrzej mir die Hände auf die Schultern und blickt mich an. "Red mit uns, bitte." Ich schlucke hart, bevor ich zögerlich nicke. "Okay. Aber nicht hier." Kathrin legt mir beruhigend eine Hand auf den Arm und lächelt mir aufmunternd zu. "Komm, wir gehen in meine Garderobe, da haben wir Ruhe. Und dann erzählst du uns was dich bedrückt." 

Magnetic SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt