Chapter 1

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How lucky I am to have something 
that makes saying goodbye so hard
-Winnie the Pooh

Christina

Hättet ihr mir vor einem Jahr gesagt, dass ich mich bei Lets Dance Hals über Kopf verlieben würde, hätte ich euch vermutlich einen Vogel gezeigt. Nein, ich korrigiere: Ich hätte euch ziemlich sicher einen Vogel gezeigt. Aber zu meiner Verteidigung: Nach der desaströsen und sehr traumatischen Staffel mit Oliver Pocher war das auch wirklich schwer zu glauben. Aber dann kam Luca. Luca Hänni, DSDS-Sieger und ein fabelhafter Tänzer, der sich schneller in mein Herz geschlichen hat, als ich Lets Dance sagen konnte. 
Aber selbst die tolle Lets Dance Zeit hatte irgendwann ein Ende. Jetzt sitze ich hier in Köln, während Luca zurück in der Schweiz bei seiner Familie ist und weiß auf einmal nichts mehr mit mir anzufangen. Die letzten zwei Wochen waren wir 24 Stunden am Tag zusammen und auch davor haben wir die meiste Zeit gemeinsam verbracht. Es ist merkwürdig, ihn nicht mehr ständig um mich zu haben. Seufzend lasse ich mich rückwärts auf mein Bett fallen und starre lustlos an die Decke. Es ist denkbar lächerlich, dass ich ihn jetzt schon vermisse, schließlich ist er erst vorgestern gefahren, aber ich kann das Gefühl nicht abstellen. Mein Herz wird schwer, als ich an den Abschied am Flughafen zurückdenke. 

Mühsam schlucke ich die Tränen runter, die mir in den Augen stehen. Es ist fünf vor neun und in zehn Minuten muss Luca in seinem Flugzeug nach Bern sitzen, während ich hier in Köln bleibe. Die ersten Informationen zu seinem Flug wurden bereits durchgesagt, aber keiner von uns bringt es übers Herz zu gehen. "Christina...", flüstert er mit einem Lächeln, das halb amüsiert, halb traurig aussieht. "Wir sehen uns in etwas mehr als einer Woche wieder." Bei seinen Worten schlucke ich hart und blicke auf meine Hände. "Ich find es trotzdem beschissen...Jetzt hätten wir endlich mal Zeit für uns und ich kann dich nicht begleiten." Luca seufzt und streicht mit ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst haben. "Ich weiß. Mir wäre es auch lieber wenn du mitkommen könntest. Aber jetzt gewinnst du erst Mal diese Profi Challenge und dann sehen wir uns in ein paar Tagen in Berlin wieder", versucht er mich aufzumuntern und zieht mich sanft in seine Arme. Schniefend verberge ich das Gesicht in seinem Pullover und atme seinen typischen Luca-Geruch ein, den ich die nächsten Tage definitiv vermissen werde. Eine weitere Durchsage dröhnt unverständlich durch die Halle und mein Herz wird schwer. Wenn ich nicht wüsste wie sehr Luca sich auf seine Familie freut, hätte ich ihn unter keinen Umständen in dieses Flugzeug steigen lassen. Aber so löse ich mich schweren Herzens von ihm. "Du musst jetzt wirklich los", flüstere ich halbherzig und schaue von unten zu ihm herauf. Luca verzieht gequält das Gesicht. "Schau mich nicht so an, sonst pack ich dich wirklich noch in meinen Koffer und nehm dich einfach mit."  Niedergeschlagen beiße ich mir auf die Lippe und blinzle hastig, als meine Augen schon wieder zu brennen beginnen. "Da hätte ich absolut nichts dagegen." 

Ein leises Klingeln reißt mich aus meinen Erinnerungen und holt mich unsanft in die Realität zurück. Stirnrunzelnd werfe ich einen Blick auf mein Handy, das neben mir auf der Matratze liegt. Als ich sehe, dass Luca mir geschrieben hat, hellt sich mein Gesicht schlagartig auf. Gespannt tippe ich auf das Nachrichten Symbol und warte ungeduldig, bis sich die App öffnet.

Luca
Ich vermisse dich. 😕

Luca
Eigentlich habe ich jetzt Generalprobe aber ich versaue dauernd die Schritte und mache Cyril wahnsinnig, weil ich ständig an dich denken muss. 

Sofort stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Das einzig positive an einer vorübergehenden Fernbeziehung? Die unzähligen, unheimlich süßen Nachrichten, die man tagtäglich bekommt. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie Luca gerade am Bühnenrand sitzt und schmollend das Gesicht verzieht, während er die Nachricht an mich schreibt obwohl er eigentlich proben sollte. Sofort vermisse ich ihn noch ein bisschen mehr. Mein Handy vibriert wieder und ich rechne schon mit einer weiteren Nachricht von ihm, stelle aber dann fast ein wenig enttäuscht fest, dass Andrzej mich anruft. Obwohl ich Luca am liebsten sofort zurückschreiben will, drücke ich auf den grünen Hörer und halte mir das Handy ans Ohr. "Hey", begrüße ich meinen besten Freund, wobei ich mich bemühe mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Vergeblich. "Woah, pass auf dass du nicht überschäumst vor Freude", kommentiert Andrzej sarkastisch, ohne meine Begrüßung zu erwidern. Ertappt beiße ich mir auf die Lippe. "Tut mir leid, so sollte das nicht rüberkommen", entschuldige ich mich seufzend. "Ich versteh schon, über den Anruf eines gewissen Tanzpartners hättest du dich einfach mehr gefreut", ergänzt Andrzej und ich kann das Grinsen in seiner Stimme regelrecht hören. "Was kann ich denn dafür, ich vermisse ihn halt", verteidige ich mich halbherzig. "Tja, selbst Schuld. Was suchst du dir auch nen Freund in der Schweiz?" Bei seiner Wortwahl verziehen sich meine Lippen wie automatisch zu einem breiten Lächeln. Freund. Auch nach drei Wochen hab ich mich immer noch nicht an den Ausdruck gewöhnt. "Hat er sich denn schon bei dir gemeldet?"
"Ja, hat er", antworte ich mit einem seligen Lächeln. "Er hat mir vorhin eine Nachricht geschrieben." Neugierig wie mein Evil Twin nun mal ist, reicht ihm das als Antwort selbstverständlich nicht. "Was hat er dir denn geschickt?", hakt er deswegen nach. Obwohl er mich nicht sehen kann, verdrehe ich die Augen. "Als ob ich dir das jetzt auf die Nase binden würde." Bester Freund hin oder her, aber ich will ihm auf keinen Fall einen Grund geben mich mit irgendwas aufzuziehen. Nur leider geht meine Taktik gehörig nach hinten los, denn nichts zu sagen ist bei Andrzej mindestens genauso schlimm wie wenn ich ihm die Nachricht vorgelesen hätte. "Ich wette er hat was Schmutziges geschrieben", mutmaßt er frech und ich sehe sein anzügliches Grinsen fast vor mir. "Gar nicht wahr." Obwohl Lucas Nachricht wirklich nichts Unanständiges enthalten hat, spüre ich wie meine Wangen warm werden. „Ich wette dein Gesicht hat gerade die Farbe von Kathrins berühmtem Erdbeerkuchen angenommen, Bambi." "Maaan, Andrzej", stöhne ich gedehnt. "Hast du nichts Anderes zu tun als mir auf die Nerven zu gehen?" "Natürlich, ich hab sogar eine ganze Menge zu tun. Aber mein Bambi steht für mich immer an erster Stelle", entgegnet er zuckersüß und ich kann nicht anders als leise aufzulachen. "Okay du Schleimer, ich glaub ich leg jetzt besser auf." 
"Wieso, wartet dein Luca auf dich?" 
"Auf Wiedersehen, Andrzej." 
"Ich hab dich liiiieb Bambilein", säuselt er ins Telefon und ich verdrehe nur die Augen. 
"Jaja, ich dich auch du Spinner." 


Magnetic SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt