Epilog - Part 1

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Surprise, Surprise! Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Ganz zu Ende ist Lunas Geschichte natürlich noch nicht, weil man einen Heiratsantrag doch nicht ohne das Wichtigste stehen lassen kann. 🙈 Deshalb bekommt ihr jetzt noch einen extralangen, dreiteiligen Epilog (Ich konnte mich einfach nicht kurzfassen) mit ner Menge Clichés, hoffentlich ein paar Tränen und dem Wichtigsten: Ganz viel Luna.❤️

Two things I'll always be sure of,
the sun will always fall for the moon,
and I will always fall for you.
-r. m. broderick

Luca

"Bist du bereit?"
Fassungslos starre ich Cyril an, der völlig tiefenentspannt auf mich herunter sieht. "Ob ich bereit bin? Machst du Witze? Ich schwitze wie ein Schwein, mein Herz rast als wäre ich gerade nen Marathon gelaufen und ich fühle mich als würde ich gleich meinem Frühstück Guten Tag sagen! Also NEIN, ich bin definitiv nicht bereit", entgegne ich und lasse mich verzweifelt gegen die Lehne meines Stuhls zurücksinken. Ich sitze zusammen mit den beiden Trauzeugen, Cyril und Andrzej, in meiner kleinen Garderobe in dem hübschen Seehaus, das wir uns als Hochzeitslocation ausgesucht haben, und versuche vergeblich meine Nerven zu beruhigen. „Du bist nervös", stellt mein Bruder unnötigerweise fest und ich werfe die Hände in die Luft. „Natürlich bin ich nervös, was denkst du denn?" Und selbst das ist noch die Untertreibung des Jahrhunderts. Schon seit heute morgen bin ich so durch den Wind, dass ich mir erst einmal meine Schuhe falsch rum angezogen habe und die Knöpfe meines Hemds in die falschen Knopflöcher gesteckt habe. "Ich will, dass das hier der schönste Tag in unserem, und vor allem in Christinas Leben wird. Heute ist ja auch noch ihr Geburtstag, wenn das heute nichts wird, dann hab ich ihr den Tag auf Lebzeiten verdorben! Da kann man doch nur nervös sein!" Im Augenwinkel nehme ich wahr, wie Andrzej sich entsetzt zu mir herumdreht und heftig den Kopf schüttelt. "Oh nein, du darfst nicht nervös sein! Ich bin schon nervös genug für uns beide." Durch den Spiegel werfe ich Andrzej einen halbgenervten Blick zu, der schon seit zehn Minuten mit einem gefalteten Blockblatt in der Hand im Zimmer auf und ab läuft und für seine Rede später übt. "Mein kleines Bambi heiratet heute und ich bin seelisch und moralisch noch nicht bereit dafür, dass sie erwachsen wird, also darfst du nicht auch noch nervös sein!" Er wedelt demonstrativ mit seinem Notizzettel in der Luft herum. "Sonst werde ich die ganze Rede verhauen! Das willst du doch nicht riskieren oder?" Einen Moment blicke ich Andrzej an und überlege, ob ich seine Sorge um Christina super süß oder sein Verhalten einfach furchtbar nervig finden soll. Letztendlich entscheide ich mich für die goldene Mitte und drehe mich wieder dem Spiegel zu, während Andrzej weiter seine Rede übt. „Ein weiser Mann hat mal gesagt, dass man manchmal das Glück hat, eine Seele zu finden, die zum selben Beat tanzt wie deine eigene", fängt er dramatisch an. "Diese Beiden hier hatten genau dieses Glück. Mein Name ist Andrzej Cibis und ich bin heute der Trauzeuge und Ihr Guide für diese emotionale Achterbahnfahrt." Bei seinen Worten runzle ich die Stirn, während Cyril sich ein Glucksen verdrücken muss. „Emotionale Achterbahnfahrt?", hakt er grinsend nach. „Natürlich! Oder wie würdest du bitte die Geschichte der Beiden und den heutigen Tag beschreiben?"
„Um, ich hoffe doch sehr, dass das ein Scherz ist und du das nicht wirklich in deiner Rede bringen willst", werfe ich etwas verloren ein, aber Andrzej sieht mich nur empört an. „Natürlich will ich das bringen! Du hast die beste Wahl getroffen, als du mich ausgewählt hast um die Rede zu halten. Das wird mein Moment, Luca. Die Leute werden noch Jahre darüber reden."
„Gerade bin ich mir echt nicht mehr sicher ob das so eine gute Idee war", murmle ich vor mich hin. Cyril, der sich mittlerweile natürlich halb totlacht, klopft mir beruhigend auf die Schulter und beugt sich dann zu mir herunter. „Keine Sorge, ich werd ihn im Zaum halten." Andrzej wirft uns beiden einen bösen Blick zu, eine Hand betroffen auf seine Brust gepresst, bevor er sich wieder seinem Text zuwendet. „Also, wo war ich..." Er findet die richtige Zeile in seinen Notizen und hebt wieder den Kopf, um mindestens genauso dramatisch fortzufahren wie er zuvor geendet hat. „Also liebe Leute, was ist wahre Liebe? Begleitet mich auf eine kleine Reise und ich werde es euch zeigen. Zusammen werden wir auf die Love Story zwischen zwei jungen Menschen zurückblicken, die einen langen Weg hinter sich haben. Einen herzerwärmenden, manchmal tragischen aber immer offenen und ehrlichen Weg. Die Geschichte beginnt auf den Tag genau vor einem Jahr, am 21. Februar, einem noch sehr kühlen Tag aber sonnigen Tag, der..."
"Du weißt, dass du nur drei Minuten Redezeit hast, oder?", unterbricht Cyril ihn amüsiert, während ich mir nur über das Gesicht fahre und mich frage wie zum Teufel ich denken konnte, dass es eine gute Idee wäre Andrzej die Rede halten zu lassen. Bevor der allerdings überhaupt antworten kann, geht die Tür auf und Vica streckt den Kopf zur Tür herein. Sie braucht nur ein paar Sekunden um die Situation zu analysieren und sofort breitet sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. „Übt er schon wieder seine Rede?", fragt sie und ich nicke gequält. Andrzej bemerkt das gar nicht. Stattdessen fasst er seine Frau bei der Hand und zieht sie zu sich, sodass sie in den Raum stolpert. „Du kommst gerade richtig!", freut er sich und drückt ihr euphorisch seinen Notizzettel in die Hand. „Ich hatte gehofft, dass du mir hilfst eine passende Performance für meine Rede zu erstellen." Jetzt spielen langsam meine Nerven nicht mehr mit und ich schüttle sofort vehement den Kopf. „Oh nein, keine Performances auf meiner Hochzeit!"
Alleine das Wort Hochzeit auszusprechen, schickt schon wieder ein aufgeregtes Kribbeln durch meinen Körper. Meine Gedanken wandern zu Christina und wie sie wohl gerade aussehen mag. Seit Tagen hat sie über nichts anderes mehr geredet als den heutigen Tag und hat sich fast verrückt gemacht. Ist die Location für jedes Wetter vorbereitet? Was machen wir wenn das Catering nicht rechtzeitig kommt? Sind die Kleider für die Brautjungfern gebügelt? Und so weiter und so fort. Sofort steigt die Sorge wieder in mir auf, die mich schon den ganzen Tag verfolgt und ich greife zum zig tausendsten Mal nach meinem Handy, um Christina eine Nachricht zu schicken.

Ich
Ich kann es kaum erwarten dich nachher zu sehen ❤️

Ich kann gerade noch so auf Senden drücken, bevor mich eine Stimme aufschreckt. "Luca Hänni, jetzt leg endlich das verflixte Handy weg", rügt mich Cyril und versucht mir das Smartphone abzunehmen, aber ich weiche ihm geschickt aus und er seufzt. "Kümmere dich lieber um dein Aussehen, so kannst du nämlich nicht vor den Altar treten." Mit einer Hand gestikuliert er in Richtung meines halb zugeknöpften Hemds und der offenen Fliege um meinen Hals, aber dafür hab ich jetzt keinen Nerv. "Aber was wenn irgendwas ist? Wenn es ihr nicht gut geht? Heute morgen hatte sie Bauchschmerzen, vielleicht wird sie krank oder..." Ich breche ab, als Vicas Hand sich beruhigend auf meine Schulter legt. "Luca, entspann dich, okay? Ich war gerade bei ihr. Christina geht's gut, sie ist nur ein bisschen nervös. Also gib mir jetzt das Handy und konzentrier dich auf deine Klamotten." Sie streckt erwartungsvoll die Hand aus, aber ich schüttle den Kopf. „Ich kann nicht", murmle ich und füge leise hinzu: "Ich...ich will, dass sie weiß, dass ich hier bin." Cyril runzelt die Stirn und sieht mich an, als wäre ich völlig irre geworden. „Dass du hier bist? Wo sollst du denn sonst sein?" Ein leises Zischen lässt mich den Kopf heben und ich sehe verlegen zu Andrzej, der mich mit einem undefinierbaren Ausdruck im Gesicht ansieht. „Du machst das wegen Evgeny, oder?" Ich schlucke, dann richte ich den Blick wieder auf das Handy in meinen Händen. „Ich will, dass sie weiß, dass ich sie nicht stehen lasse wie er es getan hat..." Bei dem Gedanken an Christinas Ex steigt augenblicklich die Wut in mir auf und meine Finger schließen sich so fest um das Telefon, dass sich das Material schmerzhaft in meine Handinnenflächen bohrt. Auf einmal legen sich zwei Hände auf meine Schultern und im nächsten Moment beugt sich Vica zu mir herunter und zieht mich auf dem Stuhl ein Stück nach vorne in ihre Arme. "Danke, dass du auf unser Bambi aufpasst. Sie hat wirklich Glück mit dir", flüstert Vica mir heiser ins Ohr, bevor sie mir sanft einen Kuss auf die Wange drückt und sich dann wieder aufrichtet. Im warmen Licht glitzern ihre Augen verdächtig, aber Vica ist nicht die Einzige, der der Moment nahe geht. Auch meine Augen brennen verdächtig und ich kann nur nach Vicas Hand greifen und sie kurz dankbar drücken, sonst hätte ich wohl schon vor der eigentlichen Hochzeit die ersten Tränen verdrückt. Vica schenkt mir zur Antwort ein liebevolles Lächeln, bevor sie meine Hand loslässt und sich zu Cyril umdreht. "Ich bin eigentlich hier, um dich zu holen. Der Caterer hat irgendwie falsche Anweisungen bekommen und weiß nicht wo er das Buffet aufbauen soll. Könntest du...?" Sie nickt mit dem Kopf Richtung Tür. Cyril seufzt zwar, nickt aber dann. "Schon gut, ich kümmere mich drum." Er klopft mir nochmal ermutigend auf die Schulter, dann verlässt er mit Vica das Zimmer und lässt mich und Andrzej alleine zurück. Kaum fällt die Tür hinter ihm ins Schloss ist mit einem Schlag die Aufregung zurück und ich bekomme augenblicklich das Gefühl, dass sich mir der Magen umdreht. Cyril ist mit seiner ruhigen, gefassten Art wirklich wie ein Ruhepol für mich und vor allem jetzt, wo Christina nicht bei mir ist, spüre ich das mehr als je zuvor. Dass er mich jetzt alleine lässt passt mir gar nicht und ich wende mich schnell dem Binden meiner Fliege zu, in der Hoffnung meine Nerven ein wenig beruhigen zu können, wenn ich meinen Fingern eine Beschäftigung gebe. Allerdings zittern meine Hände immer noch so sehr, dass mir einfach kein anständiger Knoten gelingen will. Ich fluche leise, als mir der Stoff zum wiederholten Mal durch die Finger rutscht und jetzt traurig um meinen Hals hängt. Das Schauspiel geht eine Weile, bis ich schließlich ein Schnaufen hinter mir vernehme, das nur von einer Person kommen kann. „Himmel, komm her ich helf dir. Das kann man ja nicht mit anschauen." Andrzej rollt grinsend die Augen und kommt zu mir herüber. Entschlossen greift er nach den losen Enden der Fliege und bindet sie geschickt zu einer ordentlichen Schleife zusammen. „Du bist ein guter Kerl, Luca und ich mag dich wirklich...", fängt er auf einmal an und zieht an einem Ende der Fliege. "...aber nur damit dus weißt: Wenn du unserem Bambi wehtust, dann werde ich dich umbringen, langsam und qualvoll, und dafür sorgen, dass niemals jemand deine Leiche findet." Bei seinen Worten fange ich leise an zu lachen, bis ich Andrzejs einschüchternden Blick auffange. „O-okay."
"Gut." Zufrieden klopft er mir gegen die Brust, bevor er sich wieder der Fliege widmet. "So, fertig", verkündet er nach einer Weile und zupft abschließend nochmal an dem Stoff, um ihn gerade zu richten. „Jetzt bist du fast bereit für deinen großen Auftritt." Verlegen mustere ich das Ergebnis im Spiegel. „Danke."
„Nicht der Rede wert. Ich hab dir doch nur die Fliege gebunden." Ich nicke, aber wir beide wissen, dass es mehr ist als das. Andrzejs Meinung bedeutet unheimlich viel für Christina, das ist mir schon lange klar. Das was diese beiden haben - diese Verbindung - ist etwas, das man mit Worten nicht erklären kann. Seine Zustimmung zu haben, bedeutet mir mehr als ich zugeben will. "So und jetzt machen wir dich fertig, damit du in einer halben Stunde da rausgehen und das Beste heiraten kannst, das dir je passiert ist." Andrzejs Worte schicken eine erneute Welle der Nervosität durch meinen Körper und ich schlucke hart. Ich hoffe nur, dass mein armes Herz das bis zur Trauung durchhält.

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