Chapter 25

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Lost with you, in you and without you...

Christina

Bumm, bumm, bumm. 
Grummelnd drehe ich mich in meinem Bett herum. 
Bumm, bumm, bumm.
Diesmal stülpe ich mir mein Kissen über den Kopf aber keine Chance, das merkwürdige Hämmern hört nicht auf. Letztendlich schlage ich entnervt die Augen auf und setze mich in meinem Bett auf. Für einen Moment glaube ich Luca neben mir atmen zu hören, bis ich mich daran erinnere, dass ich ja in einem Einzelbett liege. Weil er mich rausgeschmissen hat.
Bumm, bumm, bumm. Genervt stoße ich die Luft aus und reibe mir müde die Augen. Da schaffe ich es endlich mal einzuschlafen und dann sowas. Wieder ertönt dieses merkwürdige Geräusch, als dessen Quelle ich letztendlich die Zimmertür identifiziere. Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass es draußen immer noch dunkel ist und ich runzle angesäuert die Stirn. Plötzlich verstummt das Klopfen. Eine Weile ist es still, dann ertönt ein leises Rascheln und dann... "Christina!" Ich erschrecke mich so dermaßen, dass ich zusammenzucke. Die Stimme hätte ich überall erkannt. Ich überlege ernsthaft ihn zu ignorieren, aber bevor ich den Gedanken überhaupt fertig denken kann, hat sich mein Körper schon verselbstständigt. Verräter. Ehe ich mich versehe, habe ich auch schon die Tür aufgerissen. Sofort setzt mein Herz aus, nur um danach doppelt so schnell weiterzuschlagen. "Luca", flüstere ich heiser, während ich mich mit einer Hand an der Tür abstütze, um nicht zusammenzuklappen. Er trägt nur eine Schlafanzughose und kein Oberteil, seine dunklen Locken hängen ihm wirr in die Stirn und unter seinen Augen zeichnen sich dunkle Ringe ab. Er sieht fürchterlich aus und trotzdem muss ich die Finger in das Holz der Tür krallen, um mich daran zu hindern die Hand auszustrecken und ihn zu berühren. Es ist erst ein paar Stunden her, dass wir uns zuletzt gesehen haben und trotzdem fühle ich mich als wären wir jahrelang getrennt gewesen. Eine Minute lang starren wir einander einfach an. "Ich kann ohne dich nicht schlafen", wispert Luca auf einmal so leise, dass ich mir nicht sicher bin ob ich ihn überhaupt richtig verstanden habe. Ich bin immer noch stocksauer , aber Luca sieht so verloren aus, wie er da im Gang steht, dass meine Wut sofort verklingt. Stumm trete ich einen Schritt zur Seite, womit ich nicht nur Luca sondern ehrlich gesagt auch mich selbst überrasche. Er zögert aber nur kurz, dann schiebt er sich an mir vorbei ins Zimmer. Ich lasse mir extra viel Zeit, während ich die Tür hinter uns schließe, um meinen Herzschlag zumindest wieder einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Als ich mich wieder umdrehe, sitzt Luca bereits auf meinem Bett und zupft gedankenverloren an den Bändern seiner Schlafanzughose herum. Langsam lasse ich mich neben ihm nieder, passe aber auf, dass ich genug Abstand zwischen uns lasse. Eine Weile herrscht Schweigen. "Ich hab ihn nicht geküsst", sage ich irgendwann in die Stille hinein und Luca seufzt leise. "Ich weiß." Überrascht hebe ich den Kopf. Mit jeder Antwort habe ich gerechnet aber nicht damit. "Wieso hast du mich dann rausgeschmissen?", frage ich. "Du hättest doch einfach mit mir reden können und..."
„Ich hab überreagiert", unterbricht er mich und ich verstumme. "Innerlich wusste ich, dass du mir das niemals antun würdest. Aber ich hatte solch eine Angst vor deiner Antwort, dass ich dich gar nicht hab zu Wort kommen lassen." Er stockt kurz und braucht ein paar Sekunden, bevor er leise weiterspricht. "Der Gedanke daran, dass ich mich mir in dir getäuscht haben könnte, hat mich einfach fertig gemacht." Ich zucke zusammen, als er auf einmal nach meiner Hand greift und mich ansieht. In seinen Augen glitzern Tränen und ich kann deutlich sehen, wie schwer es ihm fällt die nächsten Worte auszusprechen. "Ich...ich glaub nicht, dass ich nochmal ohne dich leben will, Christina", flüstert er erstickt und obwohl ich eigentlich immer noch sauer auf ihn bin, macht mein Herz einen lächerlichen Satz. "Hättest du mir gesagt, dass du ihn geküsst hast...ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlassen." Auf einmal breitet sich ein unglaublich schlechtes Gewissen in mir aus. Ich war so wütend über Lucas Reaktion, dabei ist er ja weiß Gott nicht der einzig Schuldige an der ganzen Sache. Schuldbewusst senke ich den Blick auf unsere verschränkten Hände in meinem Schoß und schlucke schwer. "Ich...ich hab dir nicht ganz die Wahrheit gesagt. Über Evgeny und mich", gestehe ich ihm und spüre sofort, wie Luca sich neben mir anspannt. "Du hast mir erzählt, dass Evgeny dich sitzen gelassen hat", sagt er zögernd und ich nicke. „Das hat auch gestimmt. Er hat zwei Wochen vor der Hochzeit seine Sachen gepackt und ist abgehauen." Ich schließe kurz die Augen und versuche mich einfach auf das Gefühl von Lucas Hand in meiner zu konzentrieren. Aber die schrecklichen Erinnerungen, die bei dem Gedanken an Evgeny in mir aufsteigen, kann ich damit nicht vertreiben. Plötzlich spüre ich einen Finger an meiner Wange, der mir sanft eine Träne wegwischt. Ich habe nicht mal bemerkt, dass ich angefangen habe zu weinen. "Hey, du musst mir das nicht erzählen", murmelt er betroffen aber ich schüttle den Kopf. Es wird langsam Zeit, dass Luca weiß worauf er sich einlässt. Also atme ich nochmal tief durch und zwinge mich dazu, weiterzusprechen. „Es war drei Monate nach unserer Trennung, als er auf einmal angefangen hat mir Nachrichten zu schreiben. Erst war es ganz harmlos, er hat mich nur gefragt wie es mir geht und sich entschuldigt. Er hat mir gesagt, dass er mich immer noch liebt und dass er mich zurück will, aber dann wurden die Nachrichten drängender, aggressiver. Je öfter ich ihm gesagt habe, dass ich nichts mehr von ihm wissen will, desto wütender wurde er. Irgendwann stand er vor meiner Haustüre oder tauchte in der Praxis auf, in der ich gearbeitet habe. Irgendwann hab ich mich nicht mehr alleine aus dem Haus getraut. Erst als ich dann nach Düsseldorf gezogen bin, hat das aufgehört."
„Hat er..." Schnell schüttle ich den Kopf. „Nein. Er hat mir nie was getan. Zumindest nicht körperlich." Hilflos zucke ich die Schultern. "Ich dachte mit dem Umzug wäre die Sache erledigt. Und als ich die Anfrage von Lets Dance bekommen habe, war ich nur noch happy." Ich lache bitter. "Ich weiß, es war naiv von mir aber ich dachte wirklich, ich würde endlich mein Happy End bekommen." Wieder steigen mir die Tränen in die Augen aber diesmal kann ich ein leises Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Stumm beugt sich Luca ein Stück weiter zu mir und nimmt mich dann in den Arm. "Das war nicht naiv", flüstert er in meine Haare, während er mit der Hand sanft meinen Rücken auf und ab fährt. Ein paar Minuten sitzen wir einfach so da, bis Luca sich zaghaft von mir löst. "Christina." Langsam hebe ich den Kopf und sehe ihn an. Auf seinem Gesicht liegt ein ernster Ausdruck und er sieht mir eindringlich in die Augen, als er sagt: "Nichts davon war dein Fehler, hörst du?" Ich schniefe leise und zucke die Schultern. "Vielleicht war es einfach eine dumme Idee, bei Lets Dance anzufangen. Anfangs ging es ja alles gut und bisher konnte ich Evgeny super aus dem Weg gehen. Aber seit dem Start der letzten Staffel wurde es wieder schlimmer. Ständig habe ich das Gefühl, dass er mir auflauert. Ich habe dauernd Angst, dass er hinter der nächsten Ecke auf mich wartet. Und als er heut Abend auf einmal vor mir stand...ich konnte mich nicht wehren, verstehst du? Ich war einfach so überrumpelt, dass ich nichts dagegen tun konnte." Auf Lucas Gesicht liegt ein betroffener Ausdruck und er schüttelt ungläubig den Kopf. "Es tut mir so leid, Christina. Wenn ich gewusst hätte..." Er fährt sich verzweifelt durch die Haare. "Oh Gott, wie konnte ich nur so dumm sein, ich..." Er verstummt, als ich ihm sanft eine Hand auf den Oberschenkel lege. "Ist schon gut, Luca. Du konntest nichts davon wissen und wir haben beide Mist gebaut." Er sieht mich einen Moment ungläubig an, so als könnte er gar nicht glauben, dass damit wirklich alles wieder gut sein soll. Dann greift er nach meiner Hand und zieht mich unendlich sanft in eine Umarmung. "Wie hab ich dich nur verdient?", murmelt er leise und ich kann nicht anders als leise zu lachen. Seine Lippen streifen meine Schläfe und ich spüre seinen Atem an meinem Hals, als er mich einfach festhält. Irgendwann sinken wir zusammen auf mein Bett, Lucas Arme immer noch um meinen Körper geschlungen. Das Letzte, das ich wahrnehme sind seine Lippen auf meinem Haar und ein geflüstertes "Ich liebe dich", dann bin ich auch schon eingeschlafen. 


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