Chapter 10

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Du bist der Grund warum
mein Kopf manchmal
total den Verstand verliert.

Christina

Unentschlossen halte ich zwei Kleider in die Luft und mustere kritisch meine Auswahl. Lieber schwarz oder lieber weiß? Oder etwas ganz anderes? Nachdenklich werfe ich einen Blick in meinen offenen Schrank und starre die vielen Kleidungsstücke an. Das Ungetüm erstreckt sich über eine gesamte Wand, ist bestimmt zwei Meter hoch und voll mit unzähligen Klamotten und trotzdem scheint mir heute nichts gut genug zu sein. Heute Mittag geht unser Flug in die Schweiz und ich bin immer noch nicht mit Packen fertig, weil ich jedes Teil dreimal umdrehe und mich nicht entscheiden kann, was ich mitnehme. Keine Ahnung wieso ich auf einmal so eine Wissenschaft draus mache, meinen Koffer zu packen, schließlich brauche ich normalerweise nur ein paar Kleider, meine Jumpsuits und Unterwäsche, wenn ich irgendwo hinfahre. Resigniert werfe ich schließlich beide Kleider in meinen sowieso schon überquellenden Koffer und klappe den Deckel zu, ehe ich mich noch umentscheiden kann. Mit vereinten Kräften zerre ich am Reißverschluss, muss aber schnell feststellen, dass ich nicht weit komme. Ich wage einen weiteren Versuch, wobei ich mich diesmal rittlings auf den Koffer setze und ein paar Mal auf und ab hüpfe, in der Hoffnung, meine Klamotten ein bisschen zusammenquetschen zu können, aber vergeblich. Egal was ich versuche, das blöde Ding will einfach nicht zugehen. Stöhnend hebe ich den Kopf und blicke direkt in das amüsierte Gesicht von Luca, der zufällig gerade am Schlafzimmer vorbeikommt. Ich halte mitten in der Bewegung inne, während er schmunzelnd im Türrahmen stehen bleibt und das Bild vor sich aufnimmt. "Was fabrizierst du denn da schon wieder?", fragt er lachend und ich schiebe schmollend die Unterlippe nach vorne. "Ich packe, nach was siehts denn aus?", entgegne ich leicht angesäuert und versuche zum wiederholten Male den Koffer zuzubekommen. Mit eher mittelmäßigem Erfolg. Jetzt ist der Reißverschluss zwar zur Hälfte zu, hat sich aber so verhakt, dass ich ihn weder nach vorne noch zurück kriege. Ergeben werfe ich die Hände in die Luft. Na ganz fantastisch. „Lass mich mal versuchen", bittet Luca und ich lasse ihm nur zu gerne den Vortritt. Soll er sich doch mit dem dummen Ding rumärgern. Amüsiert betrachtet er die Klamotten, die links und rechts aus meinem Koffer quellen. "Sag mal wie lange willst du denn bleiben? Das sieht ja aus als würdest du deinen ganzen Hausstand mitnehmen", lacht er, während er vorsichtig versucht den verklemmten Zipper zu befreien. Obwohl sein Tonfall leicht und unbeschwert ist, schleicht sich das altbekannte Gefühl der Nervosität zurück in meinen Magen. "Ich weiß nicht, ich...Wie lange willst du denn, dass ich bleibe?" Überrascht von meiner ernsten Stimmlage unterbricht Luca seinen Kampf mit dem Reißverschluss und sieht mich an. "Wenns nach mir geht...so lange du möchtest." Bei seinen Worten verschwindet das unwohle Gefühl sofort und wird stattdessen von einem wahnsinnigen Kribbeln ersetzt, was mich automatisch zum Lächeln bringt. Scheinbar zufrieden mit meiner Reaktion wendet Luca sich wieder dem eigentlichen Problem zu. Mit seinem Geschick, einer Menge Geduld und meinem Gewicht auf dem Deckel bekommen wir den Koffer irgendwann endlich zu und ich lasse mich erschöpft rückwärts auf meinen flauschigen Teppich fallen. Das Geschenk für Lucas Mutter haben wir zum Glück schon gestern Abend in einer extra Tasche verpackt, sonst wäre es nach dieser Aktion jetzt wohl Matsch. Statt einem glitzernden Blumentopf haben wir uns letztendlich für einen Strauß aus sogenannten Flammenblumen entschieden, die laut meiner Google Recherche für Vertrauen und Zusammengehörigkeit stehen. Und weil ich unbedingt etwas Persönliches auch noch dazulegen wollte, musste Luca den restlichen Abend noch mit mir basteln. Mit der Hilfe des Lets Dance Fotografen habe ich ein paar Bilder von unseren Tänzen und dem Training rausgesucht und sie ausgedruckt. Auf einem Foto sitzen Luca und ich uns gegenüber an einem der Tische in der Tanzschule, vor uns zwei McDonalds Tüten. Luca, der die Kamera in dem Moment genauso wenig bemerkt hat wie ich, ist gerade dabei mit aufgerissenem Mund und einem genießerischen Ausdruck im Gesicht in einen riesigen Burger zu beißen, während ich vor lauter Lachen gar nicht zum Essen komme. Am Ende ist eine hübsche kleine Collage entstanden, mit einer Menge lustigen Bildern aus unserer Lets Dance Zeit, mit der ich eigentlich ganz zufrieden bin. Es ist zwar nicht das riesige Geschenk, das ich eigentlich geplant habe, aber ich hoffe Lucas Eltern und vor allem seine Mutter, freuen sich trotzdem darüber und finden es nicht zu kitschig. "Hör auf dir deinen hübschen Kopf zu zerbrechen und mach dich fertig, sonst kommen wir noch zu spät zum Flughafen", fordert mich Luca grinsend auf und stupst mich mit dem Fuß in die Seite. Ich gebe nur ein Grummeln von mir. Das Gedankenkarussell in meinem Kopf hat sich seit gestern unentwegt gedreht und erfolgreich verhindert, dass ich auch nur ein Auge zumache. Dementsprechend abgeneigt bin ich dem Gedanken, mein schönes flauschiges Teppich-Bett zu verlassen. "Christina...", wiederholt Luca gedehnt, bekommt aber auch diesmal nur ein Grummeln von mir. "So süß ich dich finde wenn du schläfst, aber du willst meine Mutter nicht erleben wenn ihr sorgfältig vorbereitetes Mittagessen kalt wird, weil wir unseren Flug verpassen." Jetzt öffne ich doch ein Auge und blinzle zu Luca hoch. "Ich werd schon fertig, keine Sorge du Ungeduld", murre ich. "Nur noch fünf Minuten." 

Tja, was soll ich sagen. Aus den fünf Minuten wurden zehn und letztendlich mussten wir mal wieder zum Check-In sprinten, weil wir viel zu knapp am Flughafen ankommen. Allein Lucas Charme und seinen Multitasking-Fähigkeiten ist es zu verdanken, dass wir jetzt wie geplant in unser Flugzeug steigen können und ich mache mir innerlich eine Notiz, ihm später einen ganzen Haufen Kinderriegel als Dank zu besorgen. Aber jetzt sitzen wir erst einmal die nächsten sechs Stunden in dieser fliegenden Blechkiste fest und augenblicklich kehrt meine Nervosität zurück. Noch bevor das Flugzeug überhaupt abgehoben hat, fühle ich mich als würde ich gleich meinem Frühstück Guten Tag sagen und ich verfluche mich dafür, auf Luca gehört und ausnahmsweise mal was gegessen zu haben. Seufzend lasse ich meinen Kopf nach hinten gegen den Sitz fallen und kneife die Augen zusammen. Na das kann ja noch was werden. 


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AN: Ich bin momentan nicht ganz zufrieden mit den Kapiteln, deswegen fallen die grade etwas kürzer aus. Ich hab irgendwie das Gefühl ich verliere so ein bisschen den Charakter der beiden, wenn ihr versteht was ich meine. Whatever, ich hoffe euch gefällts trotzdem 🙈❤️





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