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„Joshua?"
„Hmmm." Ich drehe mich um und will weiterschlafen.
„Joshua, möchtest du Kaffee?" fragt mich eine sanfte Stimme und ich murmele ein: „Ja, schwarz."
Ich spüre einen sanften Kuss auf meiner Schläfe und seufze wohlig.

Dann reiße ich meine Augen auf. Oh, der Kuss kam von Matthew. Oh Gott, ich habe geschlafen wie ein Baby und jetzt lasse ich mich auch noch von ihm bedienen. Schnell hüpfe ich aus seinem Bett und tapse in die Küche.
Dort steht er nur in T-Shirt und Boxershorts und wartet, dass das schwarze Elixier die Tasse füllt.
„Hey," murmele ich verschlafen und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Hey," lächelt er. „Ich hätte dir den Kaffee auch ans Bett gebracht."
„Das ist lieb, aber ich kann mich doch nicht einfach von dir bedienen lassen."
„Ich mache es aber gern," widerspricht er.
„Soll ich dir beim Frühstück machen helfen?" schlage ich vor. Er lächelt und nickt zufrieden.

Matthew und ich frühstücken gemütlich am Tisch in der Küche. Ich habe Rühreier gemacht, während er beim Bäcker an der Ecke frische Brötchen und Croissants besorgt hat.
Jetzt sitzen wir uns gegenüber, unsere nackten Füße sind unter dem Tisch verschlungen und er erzählt gerade, wie Gabriel und er in der Schule gern die Rollen getauscht haben, weil er keine Lust hatte, zum Sportunterricht zu gehen.

Ich lache herzlich als ich mir vorstelle, wie Matthew stattdessen lieber eine weitere Geschichtsklausur auf sich nimmt, statt eine Stunde Basketball zu spielen, als die Haustür aufgeschlossen wird. Augenblicklich werde ich etwas nervös, denn das kann nur eins bedeuten.
„Hey," begrüßt uns Gabriel aus dem Flur und wirft seine Sporttasche achtlos in die Ecke.
„Du bist ja früh zurück," stellt Matthew fest und drückt seine Faust lässig an die von Gabriel angebotene.

„Ich hatte ja auch allen Grund dazu," antwortet dieser etwas außer Atem und beugt sich zu mir herunter, um mir einen Kuss direkt auf den Mund zu geben. Dann geht er zum Küchenschrank und nimmt sich eine Tasse. „Ist noch Kaffee da?" fragt er vollkommen sorglos, während ich ihm überrascht nachschaue und dann Matthew ansehe, der tiefenentspannt an seinem Croissant kaut. „Ja," antwortet der. „Für eine Tasse reicht es noch, dann müssen wir gleich Neuen kochen."

Gabriel kommt mit seiner Tasse und einem Teller zu uns an den Tisch und setzt sich praktisch zwischen uns ans Kopfende. Matthew reicht ihm ungefragt ein Brötchen und Butter, ich starre noch immer verwirrt zwischen beiden hin und her.
„Und? Wie war das Camp?" fragt Matthew interessiert.
„Ganz cool, ich hab mir zumindest nur einen Finger geprellt. Dieser Mike aus meinem Pädagogikkurs hat sich die Nase gebrochen," lacht Gabriel und beißt herzhaft in sein Brötchen.
Matthew grinst nur und antwortet: „Na, zumindest hat es nicht den Falschen getroffen."

Er steht auf und macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Ich bin noch immer total verwirrt und zucke zusammen, als Gabriel meine Hand nimmt.
„Wie hast du geschlafen, Joshua?" fragt er mich und strahlt mich an.
„Äh.. gut, danke," antworte ich.
„Ist dir das gerade zu viel?"
„Ein bisschen vielleicht," gebe ich zu, genieße aber, wie sein Daumen über meine Handfläche streichelt.
„Ich freue mich sehr, dass du hier bist. Um ehrlich zu sein, konnte ich es kaum erwarten nach Hause zu kommen, nachdem Matt mir geschrieben hat."
Ich sehe rüber zu Matthew und frage: „Was hast du ihm denn geschrieben?"

Matthews Schultern wippen auf und ab, offenbar lacht er lautlos und als ich Gabriel ansehe, sehe ich das passende Gesicht dazu. Die Erkenntnis lässt meine Wangen rot werden und Gabriel streicht mit seinem Daumen darüber.
„Ich gebe zu, ich bin ein bisschen neidisch," murmelt er und ich schlucke schwer.
„Das ist durchaus berechtigt," mischt Matthew sich ein und streckt über die Anrichte seinen Arm nach mir aus. Ich reiche ihm meine leere Kaffeetasse und atme tief durch.
„Leute, ihr macht mich echt fertig," seufze ich.
„Was?" fragt Gabriel verschmitzt. „Ich durfte erst einmal, warte erst mal ab, wenn wir alleine sind."

Mit großen Augen sehe ich ihn an und Matthew kommt mit meiner gefüllten Tasse zurück an den Tisch. „Jetzt überfordere ihn nicht, Gabriel," weist er ihn zurecht.
„W-Wollten wir nicht erst mal reden?" frage ich zögerlich.
„Was habt ihr denn alles schon besprochen?" will Gabriel wissen.
Matthew beginnt zu erklären: „Also, Joshua weiß, dass wir ihn beide sehr mögen. Dass wir ihm die Entscheidung überlassen, aber beide die gleiche Zeit mit ihm verbringen möchten, damit er uns beide kennenlernen kann."

Ich nicke zustimmend und Gabriel hört aufmerksam zu.
„Joshua möchte außerdem über alles, worüber wir, was ihn betrifft, sprechen, Bescheid wissen," fährt Matthew fort.
„Okay," sagt Gabriel und wendet sich an mich. „Matt hat mir geschrieben, dass du bereit bist zu reden und es zu probieren. Dann kam heute früh eine Nachricht, dass du über Nacht geblieben bist. Du schmeckst ganz fantastisch und kannst außerdem unfassbar gut Schwänze lutschen."

Matthew fällt klirrend das Messer auf den Teller und er blickt seinen Bruder finster an. „So habe ich das aber nicht geschrieben," brummt er.
„Ich habe es nur zusammengefasst," grinst Gabriel.
Ich bin vollkommen sprachlos. Sie reden offenbar wirklich über alles. Oh Gott. Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen.
„Hat Matthew auch erwähnt, dass er den letzten Teil gar nicht richtig beurteilen kann, weil er schon nach etwa fünf Sekunden in meinem Mund gekommen ist? Ich hatte noch nicht mal richtig angefangen," kontere ich und versuche, die Röte in meinen Wangen zu unterdrücken.

Matthew sieht nun mich mit offenem Mund und vollkommen geschockt an. „Joshua!" ruft er entsetzt. Gabriel prustet vor Lachen laut los und ich grinse ein bisschen. Irgendwie sehe ich es nicht ein, hier der Einzige zu sein, der sich schämt.
„Das hat er in der Tat verschwiegen," grinst Gabriel.
Matthew sieht ihn durch zusammengekniffene Augen an. „Na, mal sehen, wie lange du bei dieser Zunge durchhältst," zickt er und ich werde wieder rot.

Beide sehen mich mit diesem Blick an, der meine Eingeweide zu Pudding werden lässt und ich stehe verlegen auf. „Äh.. kann ich vielleicht bei euch duschen?" frage ich zögerlich.
Matthew beginnt, den Tisch abzuräumen und nickt. „Na klar, ich bringe dir gleich ein frisches Handtuch."
„Das kann ich auch machen, vielleicht duscht Joshua ja mit mir zusammen?" schlägt Gabriel vor und sieht mich lange an.
„Du bringst erst mal deine stinkenden Sportsachen in die Wäsche," meckert Matthew und zeigt auf die Sporttasche in der Ecke.

„Ja, Mama," erwidert Gabriel mit einem Augenrollen und ich muss kichern. Irgendwie sind sie beide total putzig, auch wenn die Situation komplett absurd ist.
„Ihr klärt das vielleicht unter euch, ich gehe schon mal duschen," erkläre ich und gehe ins Badezimmer.

Dreisamkeit | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt