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Als ich aufwache, ist mir furchtbar warm. Gabriel liegt mit einem Bein über meiner Hüfte, einem Arm um meine Taille und seinem Kopf auf meiner Brust eher halb auf als neben mir. Ein leises Schnarchen entkommt ihm bei jedem Ausatmen und die feuchte Stelle auf meinem T-Shirt lässt vermuten, dass er auch ein bisschen sabbert. Ein hysterisches Kichern kitzelt in meinem Bauch und ich versuche wirklich, es mir zu verkneifen, doch die Vibration meines Oberkörpers rüttelt an ihm und er murmelt schlaftrunken: „Noch fünf Minuten."

„Meinetwegen kannst du noch liegen bleiben, aber ich muss mal wohin," kichere ich und er schlägt überrascht die Augen auf.
„Joshua," sagt er und strahlt mich an.
„Äh, ja. Das ist mein Name," erwidere ich lächelnd.
„Kommst du zurück?"
„Ins Bett?"
„Hmm," macht er nickend.
„Ich kann uns ja auch Frühstück machen," schlage ich vor.
„Später, erst will ich noch kuscheln."
Ich lache und streiche durch seine wirren Haare. „Ich hätte dich nicht für einen Kuschler gehalten," gebe ich zu.
„Hmm," seufzt er genüsslich und schließt seine Augen bei meiner Berührung. „Nur weil ich dich gern an meinem Schwanz lutschen lasse, heißt das nicht, dass ich nicht auch gern mit dir kuschele."

Augenblicklich halte ich in meiner Bewegung inne und werde rot. Gabriel hat weiterhin die Augen geschlossen und fügt hinzu: „Und ich muss noch ergänzen, das war absolut atemberaubend gestern. Machst du weiter?" Ich zögere kurz bis mir einfällt, dass er wohl meine Hand in seinen Haaren meint.
Wow, seine direkte Art ist regelrecht entwaffnend.
„Ich geh erst mal kurz," murmele ich und küsse seine Schläfe.
„Aber wiederkommen," mault er und kuschelt sich in sein Kissen.

Ich schleiche ins Badezimmer und erleichtere mich. Als ich anschließend in die Küche komme, steht Matthew mit einer Tasse Kaffee in der Hand dort und starrt gedankenverloren aus dem Fenster. Wenn ich fotografieren könnte, würde ich ihn jetzt gern auf einem Bild festhalten.
„Hey," mache ich leise, um ihn nicht zu erschrecken.
Er dreht sich überrascht um und als er mich sieht,  beginnen seine Augen zu leuchten.
„Guten Morgen," lächelt er mich an. „Gut geschlafen?"
Ich nicke noch etwas müde und antworte: „Ja, nur ein bisschen warm."
Matthew blickt auf den Fleck auf meinem T-Shirt und grinst. „Er rückt einem ganz schön auf die Pelle. Und er sabbert."
Ich sehe selbst auf den Fleck und lache leicht. „Das stimmt."

„Kaffee?" bietet Matthew an und ich nicke dankbar, während er mir eine Tasse füllt. Als er sie mir reicht, berühren sich unsere Fingerspitzen und mich überkommt wieder eine Gänsehaut. Schnell zieht er seine Hand zurück und blickt auf den Boden. „Was ist das denn für ein Vorspielen, das du am Donnerstag hast?" fragt er und ich merke, dass er vom Thema ablenken will, was auch immer das Thema gerade war.
Ich runzele verwundert meine Stirn und antworte dann: „Nur für das National Symphony Orchestra. Nichts Großes."

Matthews Augen werden riesig und er starrt mich an. „Nichts Großes? Das ist eins der renommiertesten Orchester überhaupt und du darfst da vorspielen?" fragt er verblüfft.
„Beruhige dich," lache ich verlegen. „Ich rechne mir keine großen Chancen aus, aber es ist eine gute Übung für mich."
„Du musst verdammt gut sein, wenn sie dich überhaupt einladen."
„Ich bin ganz passabel," gebe ich zu und fühle mich viel mehr geschmeichelt, dass er so gut über das Orchester Bescheid weiß.
Noch immer verblüfft schüttelt er den Kopf.

„Soll ich vielleicht Brötchen holen?" biete ich an, um das Gespräch von mir wegzulenken.
„Habe ich schon," erklärt er lächelnd. „Schläft Gabriel noch?"
„Ja, er hat kurz gemeckert, dass ich zurückkommen soll, aber ist dann wieder eingeschlummert."
Matthew lacht und ich betrachte verträumt sein Gesicht dabei. „Das kann ich gut verstehen. Es war ziemlich einsam heute Nacht."

Er geht schnell zum Küchentisch und beginnt, diesen für das Frühstück vorzubereiten und ich habe das Gefühl, der letzte Satz tut ihm leid. Ich gehe zu ihm und lege meine Arme um seine Taille.
„Ist alles okay, Matthew?" frage ich besorgt und er nickt. Sein Mund lächelt noch immer, aber seine Augen glänzen nicht mehr so wie vorher.
„Ja, die Nacht mit dir gehörte Gabriel, alles okay," sagt er.
„Wir haben nur geschlafen," sage ich, ohne dass er danach gefragt hat. „Ich war zu kaputt und er wohl auch."
„Okay," sagt er und nickt, doch ich habe das Gefühl, dass dennoch nicht alles okay ist.
Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und küsse sanft seinen Mund. Seine Arme umschlingen mich und er küsst mich leise seufzend zurück.

„Na sowas," sagt plötzlich Gabriel, der in die Küche geschlurft kommt. „Da macht ihr auf dem Küchentisch rum und sagt nicht mal Bescheid?"
Matthew löst sich schnell von mir und geht zur Kaffeemaschine.
„Es war gar nicht auf dem Tisch, sondern nur am Tisch," verteidige ich mich. „Und zum Bescheid sagen gab es keinen Grund."
Gabriel wirft mir grinsend einen Luftkuss zu und nimmt die angebotene Kaffeetasse von Matthew.

Nach dem Frühstück gehe ich duschen - dieses Mal allein - und ziehe anschließend meine Sachen von Freitag wieder an. „So," sage ich zögerlich, als ich denke, dass ich alles habe, was mir gehört. „Ich gehe dann mal."
Gabriel steht vom Sofa auf und Matthew kommt aus der Küche. „Wann sehen wir uns das nächste Mal?" fragt Gabriel neugierig.
Ich zucke mit den Schultern. „Ich schätze am Donnerstag beim Vorspielen. Ich habe jetzt jeden Nachmittag Proben, da ist leider nicht viel Zeit für Dates."
Während Gabriel schmollt, nickt Matthew verständnisvoll.

„Wollen wir vielleicht am Freitag was machen? Dann bin ich auch wieder entspannter," schlage ich vor. Beide zeigen wieder ihr unwiderstehliches Lächeln und nicken freudig.
„Aber," fällt Gabriel noch etwas ein und er eilt ins Wohnzimmer, um sein Handy zu holen. „Deine Nummer."
Oh, das hätte ich fast schon wieder vergessen. Ich sage sie ihm und kurze Zeit später piepen Matthews und mein Handy gleichzeitig.

Du wurdest der Gruppe Jogama hinzugefügt.

„Jogama?" fragt Matthew verwirrt.
„Ja, Joshua, Gabriel und Matt," erklärt Gabriel.
Ich schüttele lachend meinen Kopf.
„So hast du gleich unsere Nummern," erklärt Gabriel weiter und ich nicke dankend.
„Dann sehen wir uns Donnerstag," sage ich nun und küsse zuerst Gabriels und dann Matthews weiche Lippen.

Auf dem Weg ins Wohnheim schreibe ich Colin.

Colin

Code grün schon vorbei?

Äh, kommst du jetzt
nach Hause?

Alter, es ist gleich zwei!

Okay, okay.
Gib mir 10 Minuten!

Alles klar, ich brauche
eh noch eine halbe
Stunde.

Cool, danke.

Augenrollend will ich mein Handy wegstecken, als es nochmal piept.

Jogama

Gabriel:
Ich muss nochmal sagen,
dass das Wochenende mit
dir unglaublich war, Joshua.

Matt:
Dem schließe ich mich an.

Leute, ich werde gerade rot.

Matt:
Wirklich? Ich stehe auf deine
roten Wangen.

Gabriel:
Und ich auf deinen Mund.

Matt:
Auf den stehe ich auch.

Gabriel:
Und deine Zunge.

Matt:
Oh ja!

Äh, hallo? Hört ihr jetzt
mal bitte auf?

Gabriel:
Aber ich wollte gerade
noch sagen, dass ich auch
auf deine Nippel stehe.

Matt:
Und deinen Hintern.

Joshua hat die Gruppe verlassen.

Joshua wurde der Gruppe hinzugefügt.

Gabriel:
So leicht kommst du uns nicht
davon.

Dann hört jetzt auf!

Matt:
Okay. Versprochen.

Sonst renne ich mit einem
Dauerständer rum.

Matt:
Oh, auf den steh ich auch.

Gabriel:
Same!

Schluss jetzt!

Lachend stecke ich mein Handy ein und spaziere grinsend zum Wohnheim.

Dreisamkeit | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt