Kapitel 15

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Mein ganzer Körper spannte sich an, ich versuchte krampfhaft, den Griff des Angreifers zu lockern, und schrie mit aller Kraft um Hilfe - was sich wohlgemerkt eher wie Nuscheln äußerte.
Verdammt. Das war mein Ende. Ich hätte einfach weglaufen sollen. Ich hätte nur auf mein Bauchgefühl hören müssen, und ich wäre nie in diese scheiß Situation geraten.
Beim Gedanken daran, was als nächstes passieren könnte, breitete sich Gänsehaut auf meinem gesamten Körper aus. Die Zeit zog sich hin, und es herrschte -bis auf die Stimmen auf der Straße - bedrückende Stille.
,Ich bin's, sag nichts.' zischte Tanks Stimme in mein Ohr, woraufhin sich die Hand vor meinem Mund und meine Körperspannung langsam lockerte.
Was ein Vollidiot. Fiel ihm um die Zeit wirklich nichts besseres ein, als mir hinterherzuschleichen und einen Herzinfarkt nach dem Anderen zu verursachen?
Ich fuhr wütend und immer noch leicht zitternd herum, schlug ihm auf die Brust - er hatte seine Uniform vorher abgelegt, wodurch ich das spielerisches Grinsen, welches seine Lippen umspielte, nicht übersehen konnte - und setzte gerade dazu an, ihm eine Standpauke zu halten:

,Bist du eige-' Weiter kam ich nicht, denn er presste seine Hand wieder auf meinen Mund; gleichzeitig schob er mich energisch mit zwei großen Schritten gegen eine Wand.
Was wurde das denn jetzt? Ne schlechte Anmache oder wie? Wobei er schon eine gewisse Wärme ausstrahlte - insbesondere, als er mich an sich gezogen und festgehalten hatte, als gäbe es keine Andere auf diesem Planeten.
Auch jetzt wurde mir zugegebenermaßen heiß, und als wäre noch nicht genug Spannung vorhanden, beugte er sich langsam so weit runter, dass er sich mit mir auf einer Augenhöhe befand, ließ meinen Mund wieder frei atmen und stützte sich stattdessen an der Wand neben mir ab.
,Ich sagte ,sag nichts!'' presste er bestimmerisch hervor, und starrte mir in die Augen. ,Die Leute, die du gerade hörst, sind keine einfachen Passanten, das sind undercover Cops, die wissen durch wenige ungenaue Zeugenaussagen, dass du bei uns im Lager warst, und unsere Gesichter kennst.'
Nach dieser Aufklärung machte das ganze Theater auch einigermaßen Sinn. ,Sie suchen mich?' Als er nur stumm nickte, begann ich wieder, zu zittern.

Da ich dunkelhäutig war, würden die Polizisten bestimmt keinen Halt vor Handgreiflichkeiten machen, um Informationen von mir zu bekommen.
Angst erfüllte mich, weil mir immer mehr bewusst wurde, wie tief ich wirklich in der Scheiße saß, was Tank mitbekam.
Er trat noch einige Zentimeter - so weit es eben möglich war - an mich heran, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte, und umschloss mich mit seinen muskulösen Armen.
Ich zögerte nicht lange, und legte in meiner Verzweiflung meinen Kopf an seine durchtrainierte Brust. Seine breiten Schultern schirmten mich von der Außenwelt ab, und für einen klitzekleine Moment vergaß ich all meine Probleme.
,Dir passiert nichts, versprochen.' Tanks sonst so raue Stimme erschien nun ganz zart und verletzlich, aber dennoch bestimmt.
Wir verharrten in dieser Position, bis sich die Stimmen endgültig verzogen hatten, und nachdem Tank sich vergewisserte, dass die Luft wirklich rein war, begleitete er mich nach Hause.
Den ganzen Weg lang herrschte peinliche Stille, erst als wir an meiner Haustür angekommen waren, verabschiedeten wir uns und verabredeten und für den nächsten Protest.
Kaum war er um die Ecke verschwunden, stürmte ich zur Haustür, drehte den Schlüssel nach links, bis das erlösende Geräusch erklang, welches bestätigte, dass die Tür nun offen war, trat ein, und hastete direkt zu meinem Zimmer.

Ich werde die Lesenacht am Freitag machen, und an dem Tag ab 19 Uhr 4-6 Kapitel veröffentlichen :)

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