Kapitel 18

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Die übriggebliebene Milch hatte ich gerade aus der Schüssel geschlürft, als ich nach einem Blick auf die Uhr hektisch vom Tisch aufsprang, ins Bad hechtete, mich fertig machte, mir ein weißes Crop Top, eine Mom Jeans und meine Boots anzog, meinen Rucksack packte, und ins Treppenhaus sprintete.

Ich hätte mich bereits vor zehn Minuten mit Tank vorm Vorgarten treffen sollen, weshalb ich geradezu um die Kurven im Treppenhaus flog - den Blick auf den Boden gerichtet - bis ich gegen die Schulter von jemandem stieß, der mir entgegen kam.
,Langsam.' Ohne aufsehen zu müssen, wusste ich, dass ich gerade gegen Tank gelaufen bin.
,Oh, entschuldigung. Ich wollte mich nur beeilen wei-' ,Du zu spät warst?'
Er tippte mit seiner rechten Hand auf sein linkes Handgelenk, als hätte er dort eine Armbanduhr.
Spielerisch stieß er mir leicht gegen die Schulter; ,Lass uns gehen, wir verpassen noch den ganzen Protest.'
-
Dort angekommen musste ich enttäuscht feststellen, dass Eltern immer noch ihre Kinder mit auf die Proteste schleppten. Und was noch enttäuschender war: Die Polizisten machten zwischen Kindern und Erwachsenen keinen Unterschied.
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten die Eltern der anwesenden Kinder erstmal eine ordentliche Strafe aufgebrummt bekommen.
Ich wollte gerade losgehen, um ein paar verletzten Protestanten zu helfen, doch nach ein paar Schritten packte mich Tank am Handgelenk.
,Moment. Wie geht es dem Bein?' er zeigte auf meinen Oberschenkel, wobei ich leicht lächeln musste. Er machte sich Sorgen.
,Ehrlich gesagt habe ich bis gerade eben noch nichtmal dran gedacht. Etwas Druckempfindlich aber sonst ist alles in bester Ordnung.'
Wir hielten durch das verdunkelte Visier hindurch einige Sekunden Augenkontakt, bis sich sein Griff lockerte, und ich von einer panischen Frau aus meiner Trance gerissen wurde.
,Helfen sie mir bitte, mein Mann wurde mit einem Brett attackiert und kann seinen Arm nicht mehr bewegen!'

Tanks Sicht
Ashley fuhr herum, die Frau griff ihre Hand und zog sie hinter sich her. Ihrem Blick zufolge sollte ich ihr folgen, was ich letztendlich auch tat.
Da war es wieder. Das funkeln in ihren hellblauen Augen, welches mich wie ein Magnet anzog.
Ihre sportlichen Kurven kamen in dem, was sie an hatte, perfekt zur Geltung, und es fiel mir wirklich schwer, meinen Blick abzuwenden.
Nach ein paar 100m kamen wir an einem Laden an, in den offensichtlich eingebrochen wurde, hinter dessen Eingangstür ein blutender Mann an der Wand hockte.
Ashley riss sich von der Frau los, und joggte auf den Typen zu. Der ,Splitter' wurde ihm unterhalb der Schulter in den Arm gerammt, blutete - aber nicht allzu heftig - und der Mann war sichtlich blass im Gesicht.
Sie kniete sich neben ihn und redete beruhigend auf ihn ein, was ich durchaus bewunderte. Ich stand nur wie ein Stock daneben, hatte keine Ahnung was ich tun sollte, während sie die ganze Arbeit erledigte.

,Tank, ruf einen Krankenwagen. Jetzt!' Ich würde zu gerne wissen, wie sie meinen eigentlichen Namen aussprechen würde.
Ich fragte die Frau nach ihrem Handy, da ich meines aus Sicherheitsgründen immer zu Hause lasse, wenn ich auf Proteste gehe.
Wie erwartete händigte sie mir ihres aus, ich machte, was Ashely mir gesagt hatte, gab der Dame ihr Handy zurück, und setzte mich mit ihr auf eine Bank im Laden, wobei Ashley in ihrem Rucksack wühlte, eine Wasserflasche herauszog, und sie dem Typen auffordernd hinhielt.
Der sichtlich unter Schock stehende Mann griff zögernd nach dem Getränk und trank schließlich ein paar kleine Schlücke Wasser.
Als ich Ashleys besorgten Gesichtsausdruck sah, wurde mir aus irgendeinem Grund warm ums Herz. Verdammt, was war denn los mit mir?!

Lesenacht 3/5

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