Er nannte mich jetzt schon zum zweiten mal Prinzessin. Konnte es sein, dass er eigentlich gar nicht so taff war, wie er immer tat? Dass diese furchtlose, teilweise etwas zu offene Seite nur Show war?
Nach einigen Minuten des Schweigens, in denen wir einfach nebeneinander auf dem Küchenboden saßen und ins Nichts starrten, räusperte ich mich vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken.
,Ich sollte vermutlich nach Hause gehen. Ich geh mich noch schnell umziehen.'
Ich zeigte auf Tanks Jogginghose, die ich seit gestern Abend nicht ausgezogen hatte, erhob mich und ging zur Treppe, aber ehe ich auch nur die erste Stufe betrat, packte mich eine kräftige Hand, die offenbar Tank gehörte, am Oberarm.
,Behalt sie. Ich hab genug davon, und du hast bestimmt keine Lust, dich jetzt umzuziehen.'
Leicht verdutzt nickte ich zustimmend.
,Ich muss trotzdem nochmal hoch, da liegt noch meine Jeans.' Der Griff um meinen Arm lockerte sich, und Tank lehnte sich wartend an das Treppengeländer.
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Nachdem er mich nach Hause begleitet hatte, ließ ich mich auf mein Bett fallen, und ließ dabei ein erleichterndes Seufzen raus.
So ganz konnte ich mich mit dem Geschehen der letzten Tage immer noch nicht abfinden. Und erst recht nicht mit der Tatsache, dass ich von Scales mit einem Messer bedroht worden war.
Durch ein lautes Knallen der Haustür und darauf folgende Schreie schreckte ich hoch, und lauschte.
,Du bist so doof! Immer musst du mir die lustigen Dinge versauen. Ich hasse dich!'
Meine Familie war wieder da. Ich tapste vorsichtig zur Küche, und meine Augen weiteten sich, als ich noch Alejandros Rücken verschwinden sehen konnte, und meine mom den Tränen nahe an der Küchentheke lehnen sah.
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,Alles ok?' Zögernd machte ich einen Schritt auf sie zu und nahm sie in den Arm.
,Ich weiß einfach nicht mehr, was ich mit ihm machen soll. Immer will er irgendeine scheiße mit seinen Freunden machen ohne dass er über die Konsequenzen nachdenkt.'
Ich hielt sie eine Weile im Arm und redete auf sie ein. Manchmal konnte mein kleiner Bruder wirklich anstrengend sein, dass musste auch ich
zugeben.
,Ich gehe gleich wieder auf den Protest, wenn das ok ist?'
,Klar, Schatz. Ich hoffe, du bist dieses Wochenende gut zurecht gekommen, ich hatte schon ein mulmiges Gefühl dabei, meine Kleine so lang sich selbst zu überlassen.'
Sie grinste mich schief an. ,Ja mom, alles ok.' lächelte ich zurück und verzog mich in mein Zimmer, um mich fertig zu machen.
Mom Jeans, Vans, ein Beanie und ein Tarnfarbenes Croptop mussten reichen.
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Ich bog gerade um die letzte Ecke, als ein paar Meter neben mir eine bekannte Stimme ertönte.
,So eilig?' Ich konnte das Grinsen förmlich aus der Stimme heraushören, ich drehte mich um, um auf Riots Helm zu blicken.
,Hallo, ich freu mich auch dich zu sehen. Mir gehts gut, danke der Nachfrage.' antwortete ich neckisch.
,Alsooooooo.... was auch immer da zwischen dir und Tank läuft, ich bin der Meinung, du gehörst jetzt irgendwie zum Team.'
,Ähhh danke? Und das bringt mich jetzt inwiefern weiter?'
,Warte ab und komm mit.'
Ohne weitere Worte folgte ich ihm durch die schmalsten Gassen LAs, bis wir an der Halle ankamen.
Was hatte er denn jetzt vor? Mich persönlich der Furie auszuliefern? Wenn sein Plan war, Scales auf mich zu hetzen, hatte er es jedenfalls geschafft, denn kaum hatten wir die Halle betreten, kam sie um die Ecke geschossen.
Sie sah mich mit einem verachtenden Blick an und presste ein verklemmte Hallo hervor.
Anon winkte mir zu, und Tanks Blick erhellte sich, sobald er mich sah.
Dieses Lächeln, dass er mir zuwarf, ließ mein Herz zerschmelzen.
Riot griff unter all dem Gerümpel in der Ecke nach ganz unten, und kramte eine schusssichere Weste, eine Uniform wie die, die die vier trugen, und einen Helm hervor.
Ich riss geschockt die Augen auf, mein Körper fror für einen kurzen Moment ein, und ich brachte nur abgehackte Sätze raus.
,W-... Das is-... I-ich?'
,Ja, die ist für dich. Ich denke, du bist in dieser Gruppe hier genau richtig.'
,Sehe ich genauso.' schossen Tank und Anon gleichzeitig hervor.
,Dein Ernst?!' ließ Scales ihrer Wut freien Lauf, verließ die Halle und schlug die Tür hinter sich energisch zu.
Riot streckte seine Arme mit der Uniform zu mir aus, und ich nahm sie mir äußerst zitternden Händen entgegen.
,Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das kann. Jeder wird meine Identität kennen wollen. Ich muss das irgendwie vor meiner eigenen Familie geheim halten.'
An diesem Punkt schaltete Tank sich ein. ,Du kannst das sehr wohl. Du machst nichts anderes als das, was du bisher gemacht hast. Anderen helfen.'
Auch Anon meldete sich zu Wort. ,Und was deine Identität angeht, mach dir nicht ganz so viele Gedanken. Du gehst jeden Tag wie bis jetzt ,zum Protest', gehst aber vorher zu dieser Halle und ziehst dich um.'Heyyyy Leute.
Sorry, dass in den letzten Tagen so wenig kam, als Entschuldigung hier ein längeres Kapitel : ). Unser Coronatest ist übrigens negativ, für den Fall dass sich noch jemand dran erinnert. Ab jetzt kommen wieder regelmäßig neue Kapitel ^^
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Riot
FanfictionSchreie, Wimmern, Krachen, der Geruch von Rauch - das alles erlebt Ashley seit einigen Tagen fast direkt vor ihrer Tür. Sie beschließt, sich der BLM Bewegung anzuschließen, wo sie Bekanntschaft mit einigen seltsamen Leuten macht, aber für welchen P...