Chapter Five

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Ich konnte die Nacht nicht schlafen, obwohl das Bett so weich und wundervoll war. Und trotzdem drehte ich mich tausendmal und konnte mich für keine Seite entscheiden. Wenn ich seitlich lag, drückte mein Arm unangenehm in meine Nieren, und auf dem Rücken war es zu weich. Irgendwann setzte ich mich auf und pustete meine chaotischen Haare aus meinem Gesicht. Wie sollte man denn ohne Aufregung hier schlafen?
Ich nahm eine Bewegung neben meinem Bett wahr und merkte wie die Matratze links etwas nachgab. Schon erwartend, wer es war, erkannte ich die schlanken Umrisse von Janny, die jetzt unter meine Decke huschte und dort nach oben sah. Das war normal bei uns. Wenn eine von uns entmutigt oder aufgeregt war, wartete die Andere kurz und kam dann später zu der Entmutigten ins Bett. Wir hatten wirklich viel von Schwestern. Und trotzdem waren wir es nicht.

Ich ließ mich zurückfallen und fand endlich meine richtige Position. Eben hatte mir auf dem Rücken zu schlafen noch was ausgemacht, aber jetzt fühlte ich mich schon viel entspannter, was sicher an Mirjanas Aura lag.
„Kannst nicht schlafen?" fragte Janny leise. Eigentlich waren die Wände hier sehr dick, sodass wir sicher auch in der Nacht normal reden könnten, aber das würde dann nicht dieses beruhigende Gefühl überbringen.
„Nein, du?" antwortete ich kurz und nahm eine nickende Bewegung wahr. „Wie auch? Schon morgen fängt der erste Schultag an. Die haben es aber auch echt eilig." Säuselte meine Freundin und ich schmunzelte. Allerdings hatte sie nicht unrecht. Der Direktor hatte nicht auf sich warten lassen und uns im Infozettel zu verstehen gegeben, dass es schon am nächsten Tag losgehen würde. Also hatten wir schnell die paar Sachen in unser Zimmer geräumt, waren die Schule inspizieren gegangen und mussten uns danach schon bettfertig machen. Wir wollten natürlich ausgeschlafen sein, aber wie es aussah, klappte es mit dem Eins-A-Plan wohl doch nicht so gut.
„Nicht wirklich. Aber, wen interessiert's? Wir werden das schon überleben." Meinte Janny lässig, was mich leider nicht besänftigte. Nachdem ich einmal in der Schule eine Lampe mit meiner bloßen Kraft kaputt gemacht hatte, hatte ich zum Doktor gehen müssen. Es hing mit zu vielem Nachdenken und wenig Schlaf zusammen und wirkte sich somit auf meine Kräfte und Wahrnehmung aus. Und was tat ich hier? Nachdenken und keinen Schlaf bekommen.
Ich seufzte und setzte mich wieder auf. Dabei hatte ich doch gerade so eine gute Position gefunden. „Du vielleicht, aber wie soll ich das machen?" Meine Stimme triefte nur so vor Verzweiflung und Janny wusste, dass ich mich in so einer Verfassung nur ihr zeigte. Ansonsten auch Galina, aber die war jetzt nicht hier. Und das auch für eine längere Zeit.
Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken und sah wie Janny sich neben mir aufrappelte. „Sei einfach du und denk an nichts." Gab sie mir die Anweisung und ich erkannte auch durch das Dunkel den strengen Blick. So schnell wie sie sich neben mich hingesetzt hatte, so schnell ließ sie sich wieder zurückfallen. „Und jetzt geh schlafen und träum von hübschen Menschen." Das war ihr Satz. Den sagte sie mir immer, um mich zu beruhigen, doch von wem sollte ich träumen? Ich hatte leider noch keinen Bryan wie sie. Allerdings war das auch keine wahre Liebe auf dem ersten Blick gewesen. Und schon wieder dachte ich über komplett unwichtige Dinge nach. Auch ich ließ mich wieder nach hinten fallen, wobei meine kurzen Haare um meinen Kopf tanzten und dann im großen Kissen verschwanden.
„Gute Nacht." Flüsterte ich.
„Gute Nacht." Und schon war sie eingedöst. Ich hingegen lag noch zwei Stunden wach und malte mir die schlimmsten Sachen aus, die passieren könnten.

„Sag mal, dich kriegt man auch nichts aus dem Bett, oder?" Jannys verzweifelte Stimme klang dicht bei mir, während ich den Geruch von Erdbeerkeksen bemerkte. Doch auch dem widerstand ich. Genau wie der Kälte, die mich ohne meine Decke um bahnte. Ich wollte nicht. Nicht in den Kurs treten und die Schlechteste sein. Ich wollte nicht vor Elli und Bryan wie ein Trottel dastehen. Für das alles war ich einfach noch nicht bereit.

Plötzlich spürte ich wie mich etwas absolut Kaltes im Gesicht traf und sogar für einen kurzen Moment schmerzte. Die nässe glitt an meinem Kopf herab und tropfte auf das Kissen. Ruckartig schwang ich meine Beine aus dem Bett, mit einem anderen Kissen in der Hand und warf Janny ab, die jetzt herumdruckste. Sie hatte mich wirklich nach den ganzen Jahren wieder mit eiskaltem Wasser geweckt. Ich konnte ihr aber leider nicht lange böse sein und lachte jetzt auch etwas.
„Na geht doch, da ist unser Sonnenschein." Sagte meine Freundin und verschwand dann auch, bevor sie ein weiteres Kissen abbekam, im Badezimmer.
Ich selbst stand jetzt etwas unschlüssig im Zimmer herum und überlegte, was ich anzog. Auch, wenn ich nicht wie ein Depp aussehen wollte, nahm ich nicht so viel Wert auf Klamotten wie Mirjana. Sie war zwar nicht komplett vernarrt, aber bei Leder sagte sie nur selten nein. Und selten hieß bei ihr wiederum nie.
Da ich vermutete, dass wir vielleicht kämpfen könnten, schnappte ich eines der schönen, olivgrünen Tank-Tops, welche mir Janny zum Geburtstag geschenkt hatte und zog dieses an. Dazu kombinierte ich noch ein lila, kariertes Hemd, was ich locker umhing und zögerte bei den Schuhen.
„Nimm die Stiefel." Kam der Rat von Janny und ich hob belustigt eine Augenbraue. Das war ihr Style. Ob es meiner war, wusste ich nicht. Doch ich nahm sie trotzdem. Die schwarzen Schuhe hatten zum Glück auch keinen Absatz wie jedes Schuhpaar von meiner Freundin.
Dann packte ich schnell meinen Stundenplan, packte ihn in eine meiner Gürteltaschen und sah im Badezimmer vorbei. Dort machte sich Janny gerade ihre Haare und ich sah sie lächelnd an. Sie sah doch schon so gut aus. Was brauchte sie da denn noch machen?
Ihr Blick fiel auf mich. „Was denn? Ich brauche meine normale Morgenroutine. Da ist mir egal, ob wir jetzt woanders leben." Meinte sie schulterzuckend und ich hob abwehrend die Arme. Dann trat ich wieder raus und ging schon mal vor zu der Tür.
„Hey," Ich drehte mich um und sah noch wie etwas auf mich zugeflogen kam. Doch es war kein Kissen. „Hättest du schon fast vergessen." Sie zwinkerte mir zu und zeigte mir einen Daumen hoch, der so viel wie Viel Glück und Wird schon schief gehen bedeuten sollte.
Schnell zog ich die Lederjacke an und nahm meine Karte vom Beistelltisch. Auf meinem Handy hatte ich den Plan abgespeichert. Also müsste jetzt alles organisiert sein und ich konnte rausgehen. Ich konnte wirklich zu einer Stunde der S.U.T.I. gehen. Also warum war es nur so schwer meine Hand zu dem Türknauf zu bewegen und auf den Gang zu treten. Ich gab mir einen Ruck, atmete wie sonst auch ruhig ein und aus und öffnete die Tür. Das Silber unter meiner Haut fühlte sich plötzlich stechend und fast schon elektrisierend an, aber für so etwas hatte ich jetzt keine Zeit. Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir und blickte nach rechts und wieder nach links. Dann leider runter auf mein Handy. Wo ging es jetzt lang? Mir wurde jetzt schon heiß, und dass, obwohl ich noch nicht mal in der Nähe des Klassenraumes war.
Ich fuhr mir durch die offenen Haare und biss auf meine Unterlippe. Alles wird gut. Es ist nur verdammter Unterricht. Warum setzte mir das auch so zu? Jeder andere ging auch beruhigt zu den Unterrichtsstunden. Mirjana war das beste Beispiel. Wenn es um Schule oder Arbeit ging, war sie die Lässigkeit in Person. Ich leider nicht.
Ich trat nach links und lief die verschiedenen Gänge und Hallen entlang. Alles strahlte und glänzte, was mich jedoch nur noch mehr beunruhigte. Wenn die Gestaltung schon so perfekt war, waren es die Schüler vielleicht auch?
Ich sah nochmal auf mein Handy runter. Erdschaft. Ein komischer Name, aber in diesem Fach würden wir mehrere Dinge über das Leben auf der Erde erfahren. Also nichts Besonderes. Darüber war ich auch ganz froh, da es kein Fach war, wo man sich groß anstrengen musste. Allerdings fiel mir auf, dass ich noch nicht gegessen hatte und ich ignorierte die seichten Bauchschmerzen. Ganz sicher könnte ich zwei Stunden auf Essen verzichten. Nur leider wusste ich nicht, ob das mein Bauch auch so sah. Warum musste ich aber auch um 7:00 Uhr aufstehen?
Eilig rannte ich durch die Gänge und krachte dabei in eine Lehrerin rein. Sie sah sehr freundlich aus, schaute mich jetzt aber etwas verwirrt an.
„Tut mir leid." Nuschelte ich und versuchte ihr höflich in die Augen zu schauen, aber das war schwer, wenn man im Zeitdruck war. Ich würde in 3 Minuten Unterrichtsbeginn haben und war noch weit weg von meinem Klassenraum. Genau am ersten Tag. So viel Pech musste man mal haben. Allerdings war es ja auch meine Schuld gewesen. Wäre ich nicht so aufgeregt gewesen, hätte ich vielleicht schlafen können. Und das hätte zum Frühaufstehen geführt. Doch jetzt rannte ich wie von der Tarantel gestochen durch die großen Gänge und suchte vergeblich nach meinem Raum. Es war ein reines Labyrinth hier. Wie sollte ich mich hier jemals zurechtfinden?
1 Minute. Langsam wurde es wirklich knapp. Meine Beine fingen an zu zittern, noch schlimmer als vorher und meine lauten Schritte hallten auf dem Marmorboden nach. Ich war bei den Klassenräumen angekommen. Natürlich mussten unsere Zimmer auch auf der ganz anderen Seite der Akademie sein.
Ich sah nochmal auf meine Karte und dann auf meinen Stundenplan. Die Türen mussten natürlich lila sein, so farbenfröhlich. Endlich fand ich dann auch den Klassenraum. E6. Nur leider war die Tür geschlossen. Ich stampfte mimt dem Fuß auf und bereute es gleich wieder als es laut durch den Flur hallte. Dann trat ich die Tür und klopfte dreimal an. Verdammt, das würde jetzt peinlich werden.
Ich musste nicht lange warten, da wurde die Tür geöffnet und entgegen sah mir ein älterer Lehrer. Sein Blick schien etwas verärgert und streng und ich notierte mir gleich in meinem Kopf nie irgendeinen Mist bei ihm zu bauen.
„Und Sie müssen Miss Treemain sein?" fing der Lehrer an bevor ich nur ein Wort sagen konnte. Na toll, gleich am ersten Tag beim Lehrer versauen. Das war aber auch echt eine Arschkarte. Ich wurde etwas rot und spürte wie meine Beine nicht weniger zitterten.
„Ja, es tut mir-," „Setzen Sie sich." Während er mich unterbrach, drehte er sich um und ging zu seinem Lehrerpult. Der Klassenraum war im Vergleich zu dem ganzen Weiß außen oder in den Fluren ein antikes Braun. Auch gab es hier einen roten Teppich und ich würde es gemütlich finden, würden mich nicht alle anstarren du der Lehrer auf mich sauer sein. Ich sah mich im Raum um und mir fiel ein Stein vom Herzen als ich Ellis winkende Hand sah. Sie deutete auf den freien Platz neben sich und ich huschte schon fast auf Zehenspitzen rüber. Immer noch trafen mich von den 8 Blicken ein paar und ich versuchte sie auszublocken. Ein braunhaariges Mädchen kicherte sogar kurz und ich ließ meine verrücktspielende Hand in meiner Lederjacke verschwinden. Als ich mich hinsetzte, spürte ich wie meine Beine sich endlich etwas entspannten und ich meinen Puls etwas herunterfahren konnte.
Elli lächelte mich wie ihr Bruder mit diesem Modellächeln an und lehnte sich zu mir. „Kein guter Start, aber das wird besser." Sie zwinkerte selbstsicher und lehnte sich dann wieder zurück. Ihr Blick ging nach vorne und auch ich versuchte zuzuhören. Doch das klappte nicht so gut. Das eine Mädchen starrte mich immer noch komisch an. Die, die eben gelacht hatte. Ich sah jetzt zu ihr auf, wobei ich lange versucht hatte nicht ihren Blick zu erwidern. Als sie bemerkte, dass ich ihr in die braunen Augen schaute, zog sie ihren Kopf wieder weg und schaute wieder zum Lehrer. Kannte ich sie? Hatte ich etwas im Gesicht. Automatisch tastete ich dieses ab, fand aber nichts Besonderes vor. Ich warf dem unbekannten Mädchen einen verwunderten Blick zu, bekam aber nichts zurück, da sie auf den Lehrer fokussiert war.
„Miss Treemain, was habe ich gesagt?" Ertappt wandte ich mich dem Lehrer zu. An der Tafel hinter ihm stand Mister Friend. In meiner Situation half mir das aber nicht weiter. Der Name passte auch nicht sonderlich zu ihm. Schon wieder lenkte ich mich mit meinen Gedanken ab und schüttelte meinen Kopf.
„Das habe ich nicht gemacht." Meinte er nur und die Klasse lachte. Ich stellte mich gerade total bloß.
Ich nahm eine Bewegung neben mir wahr. „Wir wollen heute über Menschen reden. Nichts Übernatürliches. Das kommt später." Vernahm ich Ellis Stimme und war ihr gleich dafür dankbar. Hätte ich nur zugehört, es war so einfach.
Gerade bevor ich was sagen wollte, platzte es aus dem Lehrer raus. „Wir wollen doch nichts vorsagen, Miss Gilbert." Ich biss fest die Zähne zusammen, sodass sie schmerzten und blickte entschuldigend zu meiner Sitznachbarin. Die winkte lächelnd ab und schien es gar nicht zu stören, dass sie erwischt worden war. Wie gern wäre ich so locker. Und endlich konnte ich zuhören, ohne das ich zu spät kam, ohne das mich ein Mädchen mit komischen Blicken betrachtete, einfach nur eine normale Stunde durchleben.

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