Chapter fourteen

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Beim Abendessen hatte unsere Direktorin die Situation mit Bedacht und guten Worten erklärt. Die Reaktionen waren total unterschiedlich gewesen, wie zu erwarten... Manche waren überaus geschockt und betäubt gewesen, während wieder andere schon ihre Eltern angerufen hatten. Diese wurden sowieso benachrichtigt. Als einige von wenigen nahm ich es ganz gut auf. Ich hatte es aber schon vorher gewusst.

Uns hatte wirklich ein Schattenjäger abholen müssen, nur leider war es nicht Alec gewesen. So genau von den beiden Männern, die ich so kennenglernt hatte, habe ich meiner Freundin nicht erzählt. Ich wusste selbst nicht, warum. Ich hatte es bei dem erschrockenen Mädchen und dem toten Jungen belassen. Bei der Durchsage bin ich dann anscheinend zurück gegangen. Sie war natürlich etwas sprachlos gewesen, dass ich es so leicht auf die Schulter genommen hatte, aber eigentlich tat ich das nicht. Ich wirkte sicher nach außen ziemlich emotionslos, aber ganz im Ernst, ich hatte eine Leiche gesehen, die sich nicht mal selbst umgebracht hatte oder in einem Unfall gestorben war. Ganz sicher war der Speer nicht aus dem Nirgendwo gekommen.
Das machte mir Angst. Angst, um meine neuen Freunde, um Janny und selbstverständlich auch ein wenig um mich. Auch, wenn ich versuchte nur an die Anderen zu denken, ich konnte mich nicht selbst dabei vergessen.

„Hey, alles gut?“ Eine zarte Hand berührte meine und ich erwartete in Jannys Augen zu gucken. Dabei blickte ich in die strahlenden, himmelsgleichen Augen von Elli. Stimmt, sie saß gegenüber von mir. Sie lächelte mich an und ich dachte daran, dass ich ihr noch nicht erzählt hatte, was ich gesehen hatte. Sie dachte, dass ich in der Zeit noch auf der Suche nach Sullivan gewesen war. Erstmal wollte ich sie auch in dem Glauben lassen, auch, wenn ich mich schlecht dabei fühlte. Doch so sehr ich sie mochte, alles sagen, konnte ich ihr wahrscheinlich nie.

Ich erwiderte kurz die nette Geste und nickte dann langsam. Dann sah ich zu Tucker, der nervös und traurig neben ihr saß. Besorgt runzelte ich die Stirn. Nahm ihn das so sehr mit?
„Tuck?“ nannte ich ihm beim Spitznamen und er sah mit einem verwirrten Blick auf. „Ich kannte den Jungen. Früher sind wir auf eine gemeinsame Schule gegangen und sogar zusammen in eine Klasse. Eigentlich haben wir nie groß was miteinander getan, aber trotzdem wusste ich, dass er ein korrekter Kerl gewesen war.“ Erklärte der Angesprochene und ich sah betrübt vor mich. Die Grundliste für mich den Mörder zu finden, wurde leider immer länger. Jetzt fühlte sich einer meiner Freunde sogar noch schlecht. Und, wenn er schon so fühlte, wie würden dann die Freunde und die Familie des Opfers reagieren?

Ich versuchte es mit einem einfachen Lächeln. „Die Schattenjäger werden herausfinden, wer das getan hat, ich verspreche es.“ Gerade so schluckte ich herunter, dass ich es herausfinden würde. Doch wie sollte ich das anstellen? Ich war keine Detektivin wie es die Menschen auf der Erde werden konnten. Eigentlich ein interessanter Job. Ich fragte mich, wer es von uns am ehesten machen würde. Mirjana sicher nicht. Vielleicht Steve? Oder Tucker?

„Ich hoffe es.“ Meinte Tucker entmutigt und ich erwiderte nichts mehr. Es würde nichts bringen immer und immer auf ihn einzureden. Dann würde ich nur aufdringlich erscheinen und ihn dazu bringen durchzudrehen. So ging es mir. Als der eine Quental, der geholfen hatte mich rauszuholen mir immer wieder intensiv gesagt hatte wie leid es ihm tat, habe ich eben geschrien. Kurz, aber laut und befreiend. Das ganze Leid war dann wie weggeblasen gewesen und der Mann hatte kein Wort mehr gesagt.

Das restliche Essen verlief nur noch schweigend und alle machten sich sicher darüber Sorgen jeden Moment erwürgt oder erschlagen zu werden. Ich dachte wohl eher darüber nach wie ich mithelfen konnte den Mörder zu finden. War es einer der Lehrer? Oder einer der Schüler? Vielleicht war es aber auch ein Besucher gewesen, der jetzt schon über alle Berge flüchtete. Die Kartoffelsuppe vor mir war schon eiskalt, weil ich sie die ganze Zeit auf meinen Löffel schöpfte und dann wieder in die Schüssel gleiten ließ. Manchmal spritzte dann etwas auf und hinterließ dann Spuren auf dem Rand des Geschirrs. Andererseits, um eine Party zu feiern, was wir hier eh nicht taten, war es wohl jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Langsam bewegte ich den Löffel zu meinem Mund.

„Wird der Unterricht weitergehen?“ fragte Steve in die Runde und ich konnte mich wieder genervt vom Löffel abwenden. Gerade hatte ich die Lust und den Muss aufgebracht etwas zu essen. Trotzdem konnte mein Freund nichts dafür. Also zuckte ich leicht mit den Schultern und blickte die Anderen abwartend an. Doch woher sollten sie bitte mehr wissen als ich?

„Keine Ahnung. Muss er doch, oder? Schließlich wären wir doch sonst weggeschickt worden.“ Meinte Bryan mit überzeugter Stimme und seine Schwester verdrehte instinktiv die Augen.
„Die müssen herausfinden, wer der Mörder war.“ Erwiderte sie sofort und blickte ihn so an als wäre er dumm.
Daraufhin lächelte er unrealistisch und klopfte Elli auf die Schulter. „Warum sollten wir dann suspendiert werden, wenn wir rausgehen?“ Während er das so fragte, ließ er seine Stimme kindisch klingen, um seine Schwester nochmal dumm dastehen zu lassen. Die diskutierte nicht weiter und verschränkte ihre Arme.
„Vielleicht machen wir trotzdem keinen Unterricht.“ Eilte Mirjana ihr zur Hilfe. Ihr fester Freund sah sie etwas entgeistert und fast schon enttäuscht an. Ich musste mich mit Steve zurückhalten nicht loszulachen. Die Situation war zu abgedreht. Mit dem Gedanken, dass es gerade nicht geeignet war einen Lachanfall zu haben, kam ich wieder auf mein recht ernstes Gesicht zurück.

Keinen Unterricht? Ich wusste nicht ganz, ob das gut oder schlecht war. Schließlich wollte ich was lernen. Andererseits hatte ich keine Lust mich in dem Telepathie-Unterricht zu blamieren. Vielleicht wäre es ganz gut mit einer Auszeit. Aber mit dem Gedanken, dass hier irgendwo ein Mörder umherstreifte, konnte ich mich auch nicht zufriedengeben. Was, wenn er oder sie einen meiner Freunde angriff? Ich würde durchdrehen. Besorgt glitt mein Blick zu meinen Tischnachbarn, die immer noch angeregt diskutierten. Ich konnte mich schlecht beteiligen. Wie auch? Ich war diejenige gewesen, die gesehen hatte, wozu der Mörder fähig war. Er hatte diesen jungen Kerl mit einem Speer durchbohrt. Eigentlich musste ich herausfinden, wer das getan hatte.

„Hast du Angst?“ Mirjana und ich lagen nebeneinander auf ihrem Bett und starrten gegen die Decke. Den ganzen Weg zum Zimmer und auch darin hatten wir nicht gesprochen. Das hing aber auch größtenteils mit dem Schattenjäger zusammen, der uns begleitet hatte. Wir hatten nicht wirklich Lust gehabt uns vor ihm auszutauschen. Und da es so eine ruhige Atmosphäre gewesen war, hatten wir auch kein Gespräch alleine unter uns angefangen. Stattdessen lagen wir auf dem Bett, die Hände auf den Bauch gelegt, und dachten nach. Jedenfalls hieß das bei mir die Szene des Toten tausendmal abzuspielen. Wie ging es eigentlich dem Mädchen? Ich hatte sie immerhin nicht beim Essen gesehen. Sie musste wahrscheinlich total traumatisiert sein. Mich wunderte es dagegen, warum ich es nicht war. Natürlich ging es mir nicht bestens und ich konnte auch das Bild nicht loswerden. Und doch kam ich klar. Lag es daran, dass ich immer an meine Eltern dabei denken musste? An meinen kleinen Bruder? Kiran. Ich erinnerte mich wie er mich immer mit seinem kleinen Pferd bis ins Zimmer verfolgt hatte, weil er unbedingt mit mir spielen wollte. Als seine grünen Augen mich herausfordernd angeblitzt haben, hatte ich nie widerstehen können. Zusammen haben wir dann mitten in unserem antiken Flur gesessen und mit dem Spielzeug gespielt. Deswegen hatten unsere Eltern immer mit uns schimpfen müssen, dass wir im Weg waren. Manchmal sind dann wirklich in ein Zimmer gegangen. Doch das wohl eher seltener als, dass wir im Flur geblieben sind.

„Um euch, ja. Ich will das nicht wiedersehen.“ Antwortete ich nach einiger Zeit und lugte langsam zu meiner Freundin. Diese starrte immer noch gegen die Decke und schloss dann ihre großen Augen.
„Wirst du nicht.“ Hauchte sie und griff nach meiner Hand. Als sie meine Hand so berührte, spürte ich den Optimismus, der von ihr ausging und versuchte mich an ihr festzuhalten, obwohl ich nirgendswo runterfiel. Vielleicht ja doch. In ein Loch voller Frust und Verzweiflung. Daher brauchte ich so etwas wie eine Leiter. Und die wurde gerade von Janny aufgebaut.
„Nein, werde ich nicht.“

Destiny - Shadowhunters/Teen Wolf FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt