Kapitel 2

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Hey meine Lieben, kleine Anmerkung. In der Story, wie so vielen von mir, wird sich nicht an der eigentlichen Chronologie der Bücher gehalten ;) Die meisten Stammleser kennen das schon. Nur so am Rande. Mehr Info im Laufe der Story.








So harmonisch der erste Moment war, schien eine seltsame Stimmung sich auszubreiten, seitdem sie die Umarmung unterbrochen hatten. Seine Mutter hatte fahrig und leicht überfordert gewirkt. Sie hatte im Büro Bescheid gegeben, dass sie für heute Schluss machen und Nachhause gehen würde. Scorpius war mitgegangen. Die Wohnung lag nicht weit weg von ihrer Arbeitsstelle. Wohnhaus an Wohnhaus reihte sich hier an. Es war ruhiger, weil es nicht direkt an der Hauptstraße lag. Das Haus wirkte modern und die Wohnung war es auch, das wurde ihm sofort klar, als sie aufsperrte und ihn einließ.
„Wow.", sagte Scorpius und ließ seinen Rucksack von den Schultern gleiten. Die Aussicht vom Wohnraum auf die Stadt war unbeschreiblich schön.

Zwei Sofas, weiß, standen sich gegenüber mit schwarzen, grauen und hellblauen Kissen. In der Mitte dominierte ein dunkler niedriger Couchtisch. Der Platz war optimal genutzt. Nicht nur die Fenster spendeten warmes Licht, sondern auch eine flache Deckenleuchte und einen seltsame geschwungene Stehlampe. Er sah ein Fernsehgerät an der Wand hängen. Etwas was er seit Jahren forderte in Manor und dem sein Großvater sich quer stellte. Er wandte sich nur langsam von der Aussicht ab und erkannte ein großes Bild an der Wand, über eines der Sofas, dass eine Stadt bei Nacht zeigte. Es war nicht New York, sondern England. Seine blauen Augen hefteten sich an die Regalwand, die voll gestellt war mit Büchern und anderen Dekorationsdingen. Aber ihm fielen sofort die Bilderrahmen auf, die dort standen.

Er trat näher ran. Er erkannte auf einen Bild seine Großeltern. Hyperion der fast teilnahmslos wirkte, während Eliza dieses milde Lächeln auf den Lippen hatte. Ein anderes Foto zeigte ganz offenkundig seine Tante Daphne mit seiner Mutter. Es war erkennbar in Hogwarts aufgenommen worden. Tante Daphne trug ihre Slytherinrobe, als sie grinsend einen Arm um Scorpius Mutter gelegt hatte. Während das Blau der Adler auf der Uniform seiner Mutter gut zu erkennen war. Wie alt war sie damals? Elf? Zwölf? Sie wirkte so klein auf den Bild. Er streckte fast automatisch seine Hand aus und griff nach den Rahmen mit dem Babyfoto. Er kannte es ganz genau. Es stand im Arbeitszimmer seines Vaters und in Oma Zissys kleinen Salon. Es zeigte ihn als Baby.

„Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst...", hörte er seine Mutter sagen. „Dann hätte ich mir freigenommen und..."
Sie wirkte leicht überfordert, als sie wieder in den Wohnraum trat.
„Ich wollte dich überraschen.", sprach Scorpius mit dem Bild in der Hand.
Was nur zur Hälfte stimmte. Er hatte ihr nicht Bescheid geben aus zwei Gründen. Der erste Grund war gewesen, dass er fürchtete, dass sein Vater oder vor allem sein Großvater davon erfuhr. Und der zweite Grund war seine eigene Angst. Angst auf Ablehnung von der Frau, die er nur von Fotos kannte. Sie wirkte unentschlossen.
„Ich ... ich weiß gerade nicht, was ich tun soll.", gab sie ehrlich zu und er lächelte schwach.
„Das macht doch nichts. Mir geht es genauso."
Die Situation überforderte sie vermutlich so wie ihn selbst.

„Du hast Fotos von mir.", stellte er fest und sie ging auf ihn zu.
Nahm es ihm ab.
„Ich habe ganz viele Fotos von dir."
Wirklich? Er war verblüfft.
„Hast du mich deshalb gleich erkannt?", fragte er und sie stellte das Foto zurück.
Sie lächelte, als sie ihm sanft über die Wange strich.
„Ja einerseits schon. Aber du siehst auch deinem Vater sehr ähnlich." Das hörte er viel zu oft. „Scorpius.", fing sie an und ihr Blick wurde besorgt. „Dein Vater weiß doch Bescheid, dass du hier bist, oder nicht?"
Er bekam fast ein schlechtes Gewissen. Wäre fast eingeknickt. Aber nur fast.

„Natürlich.", log er und sie atmete erleichtert auf. „Ich habe einen Antrag gestellt, um Kontakt zu dir aufbauen zu dürfen."
Vielleicht würde sie glauben, dass er dazu die Einverständniserklärung seines Vaters brauchte. Sicher, es war nicht richtig sie anzulügen. Aber verdammt nochmal, seine Familie sprach nie über seine Mutter. Als wäre sie ein verdammter Fluch oder ihr Name ein Schimpfwort. Er wollte sie doch nur kennenlernen. Was war schon dabei? Sie umarmte ihn wieder.
„Ich bin so froh, dass du hier bist.", wisperte sie und er erwiderte die Umarmung.
„Ich auch, Mum."
Und deshalb brauchte er kein verdammtes schlechtes Gewissen zu haben. Sie war seine Mutter. Er hatte jedes recht sie kennenzulernen und seine Fragen zu stellen.

Als sie sich von ihm löste, wischte sie sich über die Augen.
„Verzeih. Ich bin ein wenig emotional."
Er grinste, bevor er wieder auf die Bilder sah. Er hatte so viele Fragen an sie, wollte aber nicht mit der Tür ins Haus stürzen.
„Woher hast du das Foto?"
„Von deiner Oma Narzissa. Sie schickt mir immer wieder welche."
Er hatte keine Ahnung davon gehabt. Nicht die geringste. Sie zog ihren Stab und schwang ihn. Er sah, wie eine Kiste aus einem Nebenraum geschwebt kam und als sich Astoria setzte, tat er es ihr gleich und nahm neben ihr Platz. Es war ein Fotoalbum in der Kiste, das sie ihm reichte. Er nahm es und blätterte es durch. Es waren tatsächlich Bilder von ihm. Nicht viele, aber offenbar versorgte seine Großmutter sie regelmäßig mit Fotos von ihm. Er grinste, als er ein Foto mit Albus und James sah, dass bei den Potters aufgenommen worden war.

Er hob den Blick, als seine Mutter nach einem kleinen Stofftier griff aus der Kiste und er runzelte die Stirn.
„Was ist das?"
„Das?", fragte sie gegen. „Dein erstes Stofftier. Draco hat es damals ins Hospital mitgebracht, als er dich das erste Mal gesehen hat."
Er griff danach. Es war ein kleiner weißer Hase. Er sah wie sie nach Söckchen und einen weißen Strampler griff.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich da reingepasst habe.", scherzte er und sie lächelte schwach.
„Du warst so ein kleines Baby."
Das sagte auch immer seine Großmutter. Dass er winzig gewesen war. Wenn er so winzig war, warum hatte sie ihn dann alleine gelassen?

Sie legte den Strampler zurück.
„Wie lange wirst du bleiben?"
Er war überrumpelt.
„Ähm ...", fing er an und versuchte seine Gedanken zu sammeln. „Ich habe jetzt Ferien. Ich dachte an zwei, vielleicht drei Wochen?", erwiderte er zögerlich. „Ich meine, wenn das für dich in Ordnung ist?"
„Natürlich.", sagte sie. „Ich muss morgen mit meiner Chefin sprechen. Aber ich kann mir sicher etwas freinehmen." Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. Er hatte eine Mutter, fuhr ihm wieder durch den Kopf. „Und dann nehmen wir uns Zeit für uns beide und ich zeig dir Stadt."
„Das hört sich toll an.", antwortete er und sie stand begeistert auf.
„Komm, ich zeige dir das Gästezimmer. Dann kannst du auspacken"
Er nickte und folgte ihr. Er würde seine Fragen stellen, aber erst mit der Zeit. Er wollte erst diese kleinen Momente genießen.

Gestohlenes GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt