Kapitel 17

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Vielen lieben Dank euch allen




Draco glaubte eigentlich nervös zu sein, aber das war er nicht. Im Gegenteil. Er war vollkommen ruhig als er Manor betrat. Ruhig und entschlossen. Astoria war so durch den Wind wegen der Begegnung mit ihrem Vater. So emotional aufgewühlt als hätte sie einen verdammten Toten gesehen. Es hatte eine Ewigkeit gedauert sie zu beruhigen. Sie schien hin- und hergerissen zu sein zwischen den Gedanken sich einfach zu verstecken oder sofort England zu verlassen. Es war wohl nicht Hyperion den sie wirklich fürchtet. Es war ihre Mutter, das wusste Draco ganz genau. Eliza Greengrass war ein Monster. Ein eiskaltes Miststück, der das Ansehen und ihr Ruf wichtiger waren als ihre eigenen Kinder.

Als er den Salon betrat, sah seine Mutter irritiert auf.
„Draco.", sprach sie verwundert und sein Vater senkte die Zeitung, in der er gerade noch vertieft gewesen war. „Ich dachte, du bist unterwegs und kommst erst morgen wieder." Eine Lüge. Er war bei Astoria, ständig. Das musste aufhören. Diese ganze Lügerei und Heimlichtuerei mussten jetzt Enden. Für sich, seinen Sohn und vor allem für Astoria. Sie hatte so viel aufgegeben und geopfert und das nur, damit Scorpius am Leben war. Es wurde Zeit, dass er das nicht nur respektierte, sondern auch entlohnte. Der Blick seiner Mutter wurde besorgt. „Geht es dir gut?" Er nickte stumm. „Oder ist etwas mit Scorp?"

Er winkte mit der Hand ab.
„Nein, ihm geht es gut. Er ist bei Potters."
Sein Vater schnaubte. Er hielt nicht viel von den Potters Söhnen. Was nichts mit Harry Potter zu tun hatte. Es lag mehr daran, dass meistens James und Albus Potter, Scorpius in irgendwelchen Unsinn zogen. Draco war das egal. Solange es seinem Sohn gut ging und er wahre Freunde hatte. Nichts war wichtiger als Scorpius Glück. Er hätte schon längst handeln sollen. Schon vor Jahren.

Er schluckte sichtlich.
„Ich muss mit euch reden." Seine Eltern sahen sich kurz an. „Es ist wichtig.", fuhr er fort. „Deshalb möchte ich, dass ihr mir genau zuhört."
„Draco, du machst mir ein wenig Angst.", gestand seine Mutter und er lächelte schwach.
Er hatte Angst. „Hast du was angestellt?", hakte sein Vater nach.
Nun er hatte vor Jahren etwas angestellt und hatte sich gedrückt aus Angst. Aus Angst es nicht zu schaffen. Seinem Sohn nichts bieten zu können. Er war ein Feigling gewesen. Doch das hörte jetzt auf. Sofort auf. Denn er hatte dafür mit Liebe bezahlt. Der Liebe zu Astoria. Der Liebe von ihr zu ihm. Er wollte darauf nie wieder verzichten, das war ihm die letzten Wochen klar geworden. Wie konnte er nur solange ohne sie leben? War er blind und taub durchs Leben gestreift?

Er atmete schwer ein und aus, bevor er seine Eltern ansah.
„Astoria ist wieder in England und sowohl Scorpius als auch ich, haben mit ihr Kontakt.", sprach er so ruhig wie möglich.
Seine Mutter presste ihre Lippen zusammen und sagte nichts. Sah nur abwartend Lucius an, der leicht den Kopf schüttelte.
„Wie? Ich dachte, sie hat England verlassen und..."
„Scorpius hat zu Beginn der Ferien einen Antrag gestellt.", unterbrach Draco ihn. „Um sie zu sehen. Sie haben sich kennengelernt und... Nun ja, wir haben beschlossen, dass es die beste Alternative ist, wenn Astoria wieder nach England kommt und nicht Scorpius dorthin zieht."
„Alternative.", schnaubte Lucius. „Natürlich bleibt Scorpius in England."
Nun, so natürlich war das nicht.

„Und... Astoria? Geht es ihr gut?", fragte seine Mutter vorsichtig und Draco lächelte schwach.
„Ja. Sie ist froh, so wie Scorp, wieder Kontakt zu haben. Sie hat in der Zweigstelle ihrer Firma angefangen. Hier in London. Sie ist Architektin." Und er hatte sie wieder. Sie hatten eine zweite Chance bekommen. Kaum zu fassen. „Und sie hat jedes deiner Bilder, dass du ihr geschickt hast, in Ehren gehalten."
Narzissa lächelte zurück.
„Ich will sie sehen. Ich will... mit ihr reden und sie... einfach sehen."
„Stopp.", unterbrach Dracos Vater sie. „Nicht so schnell. Wir müssen das gut durchdenken, Narzissa. Und was heißt, dass du hast ihr Fotos geschickt?"
„Nein, Vater. Da gibt es nichts zu durchdenken. Astoria und ich sind wieder zusammen." In Lucius Augen regte sich etwas. „Schluss mit dem Versteckspiel. Schluss mit diesem dämlichen Vertrag. Ich werde sie nicht wieder gehen lassen. Nicht wieder verlieren.", fügte Draco entschieden hinzu.

„Du durchdenkst das trotzdem nicht. Der Vertrag mit den Greengrass...", fing sein Vater erneut an.
„Hat für mich keine Bedeutung mehr. Und Astoria hat ihn nie unterschrieben. Ich werde mich nicht mehr daranhalten. Und sollte Hyperion oder Eliza versuchen mir Scorpius wegzunehmen, gehe ich vor Gericht. Denn ich bin mir sicher, dass man Astoria und Scorpius recht geben wird und nicht diesem dummen alten Vertrag."
Sein Vater faltete langsam die Zeitung zusammen und atmete schwer aus.
„Draco, ich hatte nie etwas gegen Astoria."
Es war nicht nur Draco, der ihn verblüfft ansah. Auch seine Mutter tat es.

„Das sind ja ganz neue Töne.", spottete Narzissa.
Lucius schien das wenig zu beeindrucken.
„So ist es aber. Aber Eliza war deutlich in dieser Sache. Entweder Draco und Astoria heiraten oder Astoria wird aus der Familie verstoßen und der Kontakt verboten. Sollten wir dem nicht zustimmen, würde sie Scorp nehmen. Sie ist immerhin Astorias Mutter."
„Aber Astoria ist jetzt kein Kind mehr.", warf Draco ein. „Sie, wir, sind erwachsen. Keine Kinder mehr. Sie kann uns nichts mehr tun."
Sein Vater wirkte besorgt. Musterte ihn eine Weile, bevor er ruhig sagte
„Wie ernst ist das zwischen euch?"
War das wirklich eine Frage?
„Ich habe Astoria schon immer geliebt und tue es immer noch. Das wird sich nie ändern."
Auch, wenn er das zu spät erkannt hatte oder nicht dazu gestanden war.

Lucius schien ihn zu röntgen. Legte mit Bedacht die Finger aneinander und sah ihn einfach nur an. Er seufzte erneut und legte dabei etwas den Kopf schief.
„Schön. Wie hast du dir das vorgestellt? Wirst du Eliza einen Brief schreiben? Hyperion zum Essen bitten? Was ist dein Plan?"
„Ich denke, Hyperion ist nicht das Problem."
Und offensichtlich auch nicht sein Vater.
„Also gilt es immer noch Eliza aufzuklären."
Draco nickte.
„Ja und ich weiß auch schon wie."
Es wurde Zeit, dass diese zerrissene Familie wieder geheilt wurde. Sie endlich das waren, was sie schon immer sein sollten. Das war er nicht nur seinem Sohn schuldig, sondern auch Astoria. Der Frau, die er liebte.





Als sie aufgewacht war, war Draco weg gewesen. Im ersten Moment war sie darüber verwirrt gewesen. Einen Herzschlag, bevor sie seine Nachricht gefunden hatte.
Habe keine Angst. Ich komme gleich wieder. Ich regle etwas. Scorpius kommt später. Ich liebe dich. Draco.
Es beruhigte sie nicht wirklich. Sicher, sie war froh, dass er nicht einfach verschwunden war. Aber was meinte er damit, er regle etwas. Was würde er regeln? Sie wusste es nicht. Sie konnte nicht klar denken. Es hatte eine Ewigkeit gedauert bis Draco sie dazu gebracht hatte sich hinzulegen. Zur Ruhe zu kommen. Doch jetzt, wo sie wieder wach war, schien diese Angst. Dieses Hin und Her ihrer Gefühle wieder voll da zu sein.

Sie schluckte hart und legte ihren Kopf in den Nacken, während sie darauf wartete, dass das Teewasser kochte. Ruhig bleiben. Wie sollte sie ruhig bleiben? Wie nur? Sie zerbrach sich ihren Kopf. Sie sollte auf ihn warten ... warum wollte das ihr Vater? Wieso schickte er sie nicht zum Teufel? Beschimpfte sie, als Schande, Abschaum und Enttäuschung, so wie es ihre Mutter getan hatte? Astoria umschlang sich selbst und wandte den Kopf zu den Fenstern. Sie hatte immer noch den Drang, einfach wegzulaufen. England so schnell wie möglich zu verlassen, was idiotisch war. Sie würde Scorpius nie wieder allein lassen. Aber sie hatte Angst. Große Angst.

Sie hatte gewusst, dass es... irgendwann dazu kommen würde, als sie Amerika verlassen hatte. Dass sie nicht auf Ewig ihren Eltern aus dem Weg gehen konnte und das, obwohl London groß war. Selbst in New York lief man sich immer wieder mit Bekannten über den Weg. Es war also nur eine Frage der Zeit gewesen. Es war die eine Sache gewesen ihren Vater zu sehen. Aber jetzt ihm wieder so nahe zu sein. Wie er ihren Namen sagte. Sie berührt hatte. Sie schluckte erneut hart und rieb sich über die Augen. Sie liebte ihren Vater immer noch. Sie hatte schon immer das bessere Verhältnis zu ihm gehabt.

Er war zwar streng, aber sanft, gerecht und gutmütig gewesen. Anders als ihre Mutter. Wenn sie ehrlich war, konnte sie sich nicht daran erinnern, dass er jemals etwas Böses gesagt hatte, als das mit der Schwangerschaft rauskam. Sie presste die Lippen zusammen. Er hatte aber auch nichts getan, als ihre Mutter sie vor die Wahl gestellt hatte. So wie es schon immer gewesen war, wenn es um die Bestrafung der Greengrass Kinder ging. Und Astoria wurde oft bestraft von ihrer Mutter. Nicht mit Gewalt oder körperlich. Eher mit Hausarrest, dem Entzug von Freiheiten und Privilegien und dem Verwehren von Liebe und Zuneigung. Was viel zu oft vorgekommen war, denn Astoria konnte es ihrer Mutter noch nie recht machen.

Sie wurde aus den Gedanken gerissen als es an der Haustür klingelte und sie stellte schnell den Teekessel zur Seite. Mit Sicherheit Draco. Das machte er ständig, obwohl sie schon gewiss ein dutzend Mal ihm gesagt hatte, er sollte apparieren oder den Ersatzschlüssel nehmen. Tat Scorpius immerhin auch schon. Ihr Sohn ging hier ein und aus als wäre das schon immer sein Zuhause gewesen. Sie verstand dieses Theater nicht, er war doch ohnehin ständig hier.
„Ich habe dir schon so oft gesagt, nimm den Schlüssel mit.", sagte sie bereits laut im Flur und riss die Tür auf.

Sie hielt die Luft an, bevor sie schwer ausatmete und zurückwich.
„Astoria.", sprach ihr Vater und schob die Tür weiter auf als befürchtete er, dass sie diese gleich vor seiner Nase zuschlagen könnte.
Sie spürte wie sie zitterte.
„Wie... wie hast du mich gefunden?"
„Ist das den jetzt wichtig?", fragte er und schüttelte leicht den Kopf, bevor er die Tür hinter sich schloss und sich ihr wieder zuwandte.
Ja war es. Denn dann würde sicher ihre Mutter auch bald auftauchen und sie war dieser Frau allein einfach nicht gewachsen. Sie würden ihr wieder Scorpius wegnehmen und das würde sie kein zweites Mal verkraften.

Sie wich erneut einen Schritt zurück als Hyperion die Hände hob und sie atmete bebend ein als er sanft ihr Gesicht umfasste.
„Lass dich ansehen." Seine Augen suchten ihr Gesicht ab und schienen dabei feucht zu werden. „Du bist so groß geworden. So erwachsen und... wunderschön." Sie wusste nicht was sie sagen, denken oder tun sollte und zuckte zusammen als er sie an seine Brust zog. Sie fest an sich drückte. Er schien zu zittern und ihr wurde bewusst, dass er weinte, als er sprach. „Meine kleine Astoria."
Sie schloss die Augen. Nahm seine Umarmung in sich auf. Seine vertraute Wärme und spürte selbst, wie ihr Tränen über die Wangen rannten und in der Kleidung ihres Vaters versickerten. Sie hob wie benommen ihre Hände, um die Umarmung zu erwidern.
„Papa.", wisperte sie.

Gestohlenes GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt