Flashback
Wieso zur Hölle war sie ihm zuvor nie aufgefallen? Nicht dass er nicht mitbekommen hatte, dass Daphnes kleine Schwester in Hogwarts war. Wie sollte man das auch übersehen, wenn die kleine Schwester in die gleiche Schule kam. Draco und Daphne waren damals im dritten Jahrgang gewesen. Seltsamerweise erinnerte sich Draco nicht an Astoria Greengrass während dieser Schulzeit. Er hatte sie als kleines Kind in Erinnerung mit sechs oder sieben Jahren und damals wirkte sie einfach nur unheimlich schüchtern und etwas pummelig. Er wusste das noch so genau, weil Daphne darüber immer Witze gemacht hatte, als sie zu Besuch bei den Greengrass gewesen waren.
„Mutter hat ihr verboten Kekse zu essen, weil sie sonst nur einen Troll als Mann abbekommt.", hatte Daphne damals gespottet und Pansy und sie hatten herzhaft darüber gelacht.
Reinblütige verzogene Kinder eben.
Daphne hatte sich immer als die schönere der beiden gesehen und Draco war sich seit einigen Wochen sicher, dass sich die Blondine irrte. Die Blondine, die das siebte Jahr nicht mehr wiederholen wollte. Astoria war weder pummelig noch hässlich. Ihn hatte fast der Schlag getroffen, als er in ihr Abteil gekommen war und gefragt hatte, ob bei ihr noch Plätze frei waren. Es war Blaise gewesen, der sie begrüßt hatte. Der Hallo zu Astoria gesagt hatte. Astoria Greengrass. Sie hatte ein hübsches Gesicht, braunes Haar, das in der Sonne wie glänzende Kastanien wirkte und blauen Augen, die unbeschreiblich leuchteten. Sie war vielleicht nicht blond wie ihre Schwester und auch nicht so groß. Aber sie war hübsch. Attraktiv. Sehr sogar. Er mochte ihr Lächeln. Dieses ehrliche, sanfte Lächeln. Dass sie sogar ihm schenkte, obwohl er es nicht verdiente.
Aber sie schien generell nicht voreingenommen zu sein. Ganz und gar nicht. Das wurde ihm bereits in den ersten Schultagen bewusst. Sie schnitt ihn nicht, wie viele andere oder beschimpfte ihn, als Todesser. Sie setzte sich nicht von ihm weg in der großen Halle oder bat ihn, sich woanders einen Platz zu suchen, wenn er im Unterricht keinen anderen Platz fand. Vor ein paar Wochen hatte sie ihm einfach eine Feder gereicht, als er bemerkt hatte, dass er keine dabei gehabt hatte. Sie hatten den ganzen Unterricht sich ein Tintenfass geteilt. Und die letzten Tage hatte er sich immer zu ihr in die Bibliothek gesetzt. Zuerst hatte er den Vorsatz gehabt ihr aus dem Weg zu gehen. Besonders als er bemerkt hatte, dass er viel zu oft über Dinge nachdachte, die nicht gut waren. Vor allem für sie.
Darüber wie es wäre sie zu küssen. Sie auszuziehen. Sie zu berühren. Er hatte sich die Gedanken verboten. Sie war sechzehn. Gut, er war nur drei Jahre älter, im Grunde nichts. Aber erstens, war sie immer noch minderjährig und er nicht. Zweitens, hatte er wahrlich genug andere Probleme, als sich noch mehr einzuheimsen und drittens, war sie viel zu unschuldig. Er war schlecht, dunkel und abscheulich. Er würde sie nur verderben und das wollte er nicht.
Und trotzdem verließ er am Nachmittag das Schloss und suchte sie. Er hatte angenommen sie wieder in der Bibliothek anzutreffen oder in der großen Halle, aber sie war nicht dort gewesen. Deshalb hatte er das Schloss verlassen und suchte sie. Er fand sie recht schnell. Sie saß am See auf einen der großen Steine und kritzelte etwas in den Block, denn sie ständig mit sich rumschleppte. Sie hatte ihre Haare heute offen. Sie wellten sich etwas und glänzten schön in der Herbstsonne. Sie wandte den Kopf und grinste, als sie ihn sah.
„Hey."
„Hey.", sagte er zögerlich und kletterte zu ihr auf den großen Felsen.
Er legte den Kopf schief. Sie zeichnete die Gegend und sie schien richtig gut darin zu sein.
„Was machst du hier draußen?", fragte sie nach einer Weile und er spürte, wie er rot wurde.
„Ich habe dich gesucht, um ehrlich zu sein. Du warst nicht drinnen."
Sie lachte leise, bevor sie in die Ferne sah.
„Bei so einem Wetter muss man raus." Sie streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen. „Die letzten warmen Strahlen einfangen." Er zog fragend seine Braue nach oben, bevor er es ihr gleich tat und nach oben sah. „Warum hast du mich gesucht?", fragte sie und als er wieder zu ihr sah, zeichnete sie schon wieder weiter.
„Ich..." Er brach ab. Was sollte er dazu sagen? Als sie ihn fragend ansah, zuckte er die Schultern. „Ich verbringe gerne Zeit mit dir."
Sie lächelte wieder.
„Das mache ich auch."
Er spürte tatsächlich, wie er verlegen wurde und räusperte sich. Was war nur mit ihm los?
„Was zeichnest du eigentlich da ständig?"
„Alles Mögliche.", erwiderte sie und er zog ihr die Mappe mit dem Block aus den Fingern.
Er blätterte sie durch. Er sah Zeichnungen von Hogwarts und von dem Anwesen der Greengrass. Von Menschen und Lehrer. Tieren wie einem Niffler, auch einer Katze und offenbar einen Igel.
„Die sind richtig gut.", sagte er und sie winkte mit der Hand ab.
„Es sind nur ein paar Skizzen." Es waren nicht nur Skizzen, dafür waren sie viel zu genau. Er hielt inne, als er sich selbst sah und sie griff hastig nach dem Block. „Es sind nur..."
„Skizzen.", vollendete er ihren Satz und grinste, während sie rot wurde.
Sie schlug die Mappe zu und presste ein schweres
„Ja.", hervor.
Er könnte jetzt weiter darauf rum Reiten, tat es aber nicht.
„Wer hat dir das beigebracht?"
Sie runzelte die Stirn.
„Was?"
„Das Zeichnen? Wer hat es dir beigebracht?"
Sie schüttelte kaum sichtbar den Kopf.
„Ich mir selbst."
„Das ist beeindruckend."
Sie schnaubte und stand auf.
„Schwachsinn."
Er sah verwirrt zu ihr auf, als sie ihre Tasche packte und vom Stein sprang.
„Jetzt warte doch.", rief er ihr nach und folgte ihr. Hatte er etwas Falsches gesagt? Etwas Falsches getan? „Was ist den los?" Sie ging weiter. „Habe ich etwas Falsches gesagt?"
„Ich weiß genau, wie unsinnig und unnötig mein Hobby ist. Ich darf mir das immer schon von meinen Eltern anhören."
„Astoria..." Sie blieb nicht stehen und er griff nach ihrer Hand, als er sie einholte und hielt sie auf. Sie stolperte von ihm zurück und er hob entschuldigend die Hände. „Verzeih. Aber ich mache mich nicht über dich lustig, wenn ich sage, dass es beeindruckend ist."
Sie musterte ihn misstrauisch und er deutete auf ihre Tasche.
„Deine Zeichnungen sind gut. Gut ist die Untertreibung des Jahres. Sie sind fantastisch. Deine Familie ist blind, wenn sie das nicht sieht."
Sie atmete langsam aus.
„Tut mir leid." Sie senkte den Blick. „Ich bin bei der Sache immer ... sehr angespannt." Kannte er nur zu gut, aber wegen anderen Dingen. „Ich wollte dich nicht anfahren.", fügte sie hinzu und er nickte verstehend.
„Schon in Ordnung. Ich kenne das, wenn man den Erwartungen der Eltern nicht entspricht." Oder eher seinem Vater. „Wollen wir hineingehen?"
Sie nickte stumm und zusammen gingen sie zurück ins Schloss.
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Gestohlenes Glück
FanficScorpius ist fest entschlossen seine Mutter zu suchen und sie kennenzulernen, gegen den Willen seiner Familie. Wird er die Antworten bekommen, die er sucht? (Drastoria)