Türchen 9: Kai Havertz

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Türchen 9:
Kai Havertz x Elice
Für football29fan

„Wie geht es eigentlich Elice, Schatz? In welchem Jahr studiert sie jetzt? Dritte, nicht?", fragte meine Mutter mich und strich mir dabei über den Unterarm, vermutlich um mich aus meinen Gedanken zu locken. Ich nahm meinen Blick von dem Tannenbaum, der im Wohnzimmer stand und wandte mich meiner Mutter zu. Sie lächelte mir harmlos zu und mir tat es jetzt schon weh, dass ich ihr dieses harmlose, entspannte Lächeln nehmen musste.
„Äh Ja, dritte!", murmelte ich dann und ließ dabei bewusst aus, dass Elice das Studium nach dem dritten Semester abgebrochen hatte beziehungsweise abbrechen musste.
„Wo ist Dad jetzt?", fragte ich noch einmal, wie ich es schon vor einigen Minuten getan hatte. Meine Mum hatte mich da auf gleich vertröstet, aber dieses gleich zog sich unfassbar lang und ich konnte die ganzen Geschehnisse nicht mehr lange für mich behalten.
Wie, als hätte das Schicksal meine Worte gehört, ging in diesem Moment die Haustür auf.
„Da!", lachte meine Mutter dann. Wir warteten einige Sekunden, bis mein Vater dann im Türrahmen des Wohnzimmers erschien und uns etwas verdutzt ausschaute, vermutlich, weil wir so gafften.
„So wurde ich auch lange nicht mehr begrüßt. Was habe ich verpasst?", fragte er, während er sich auf den Sessel neben mir fallen ließ, der eigentlich total unbequem war, aber mein Dad saß trotzdem immer auf ihm.
„Kai möchte uns etwas sagen!", erklärte meine Mutter dann für mich und ich schenkte ihr ein nervöses Lachen. Mein dad klopfte mir kurz auf die Schulter, was die Begrüßung war, die wir immer teilten. Meine Mutter regte es auf, dass wir uns nicht umarmten, aber wir hatten es nie getan und es war auch nicht so, als hätte mir das jemals gefehlt. Ich wusste, dass mein Vater mich liebte, auch ohne Erfahrungen.
„Also, Schätzchen, was liegt dir auf dem Herzen?", fragte meine Mutter dann neugierig. Ich begann nervös mit meinem Knie zu wackeln, während ich meine Hände zeitgleich auch aneinander rieb. Mein Blick lag auf dem Tisch, da ich mich nicht traute sie anzusehen, noch weniger, wenn sie die große Neuigkeit hörten, die mir seit einigen Monaten auf dem Herzen lag. Bislang hatte ich mich nicht getraut sie zu erzählen, aber an Weihnachten würden sie Elice eh sehen und spätestens dann war die Katze aus den Sack. Also wollte ich es ihnen lieber persönlich sagen, als dass sie es an Heiligabend vor der ganzen Familie erfuhren, nur weil Elice einen dicken Bauch hatte.
„Elice ist schwanger!", hauchte ich dann. Sofort spürte ich eine düsterste Stimmung über das Wohnzimmer kommen. Eine Mum, die mir gerade noch eine Hand auf den Unterarm gelegt hatte und mir über diesen gestrichen hatte, hielt in ihrer Bewegung inne. Ich spürte ihre Hand, die sich aufwärmte, doch wusste nicht, wie das zu deuten war. Irgendwie war ich mir ziemlich sicher, dass die beiden nicht begeistert davon sein würden, dass ich und Elice jetzt schon ein Kind erwarteten, mit Anfang zwanzig.
„Wie meinst du, dass sie schwanger ist?", meinte mein Vater dann schließlich mit tiefer und ernster Stimmen, die einen Schauer über meinen Rücken laufen ließ.
Ich wagte es zu ihm aufzusehen, doch sein Gesicht war wie versteinert. Gleich, wie ich noch gerade, hatte er seinen Blick auf den gläsernen Tisch gerichtet und seine Hände aneinander gepresst.
„Du weißt, wie ich es meine!", versicherte ich ihm dann.
„Ab.... aber wie? Habt ihr nicht verhütet?", fragte meine Mutter hysterisch. Ich wandte mich ihr zu, Anders als mein Vater stand ihr der Schock und die Panik ins Gesicht geschrieben.
„Doch, wir... wir wollten nicht schwanger werden, aber jetzt ist es passiert und...", ich brach ab und sah sie entschuldigend an. Ihre Augen trafen auf meine ich sah die Tränen aufblinken, die mich nicht einmal wirklich überraschten, da meine Mutter mit Mitte fünfzig mit Sicherheit noch keine Oma werden wollte.
„Wie lange?", wollte sie dann wissen.
„Dritter Monat", meinte ich. Sie quiekte auf und schlug sich dann ihre Hand vor den Mund. Eine Träne kullerte aus ihrem Auge. Ich konnte diesem Aussehen nicht länger standhalten, weshalb ich mich zu meinem Vater wandte.
„Ich kann das aber nicht mehr ändern. Ich.... ich habe mir das auch anders vorgestellt, aber ich....", stammelte ich planlos vor mich hin und versuchte die Situation irgendwie zu verbessern, doch wusste nicht wie.
Auf einmal spürte ich die große Hand meines Vaters, die sich auf mein Knie legte und mir auf dieses klopfte.
„Ich weiß, mein Sohn. Ich weiß, dass du dir das anders vorgestellt hast und ich weiß auch, dass du vor dieser Verantwortung nicht weglaufen wirst. Das ist gut so.
Ab... es ist einfach eine große Neuigkeit. Gib.... gib uns einige Tage um das zu verdauen!", bat er mich, wo ich ihm sofort zustimmte.
„Wie geht es Elice damit?", fragte meine Mutter dann.
„Mittlerweile sogar ganz gut. Sie musste das Studium abbrechen oder zumindest fürs erste pausieren, aber den größten Schock hat sie schon verdaut. Sie schaut gerade, ob sie vielleicht ein Fernstudium anfängt oder so!", meinte ich. Meine Mutter nickte.
„Das ist gut, sie sollte sich aufs Kind konzentrieren, aber dennoch auch auf ihre Zukunft. Das ist ein großer Spagat, der ihr da zugemutet wird!", murmelte sie. Ich nickte.
„Dir im übrigen auch. Das wird noch viel Arbeit werden, mit dem Fussball und einem Baby!", fügte meine Mutter hinzu, was ich bejahte.
„Ich... wir schaffen das schon irgendwie!", versicherte ich meiner Mutter dann und hoffte, dass ich ihnen damit wenigstens einige Sorgen nehmen konnte.
Meine Mutter nahm dann mein Handgelenk und zog mich an sich heran. Sie presste mich gegen sich und schloss ihre Arme um meinen Körper.
„Und wenn was ist, dann könnt ihr immer auf uns zählen!", hauchte sie mir ins Ohr. Ich spürte eine Erleichterung, die in mir wuchs, als sie mir diese Worte zusprach. Etwas unsicher schwelgte mein Blick herüber zu meinem Vater, der zwar immer noch nicht glücklich aussah, aber dann nickte, als Zeichen, dass Elice und ich auch die gleiche Unterstützung von ihm erwarten durften, was mich noch einmal um einiges erleichterte. Ich wusste nicht, ob ich das alles ohne meine Eltern geschafft hätte, vor allem, weil ich keine Ahnung von der Vaterrolle hatte und meine Freunde auch nicht wirklich.

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