Kuss zwischen Sirenen

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Ich verstand. Aber ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Immerhin hatten wir noch nie über den Tod ihres Vaters geredet.
"Wenn ich euch störe kann ich aber ruhig wieder gehn" sagte Leon unsicher während ich meinen Vater anstarrte. "Nein du bleibst hier, mit Kilians Tod bist du nun sowas wie mein eigener Sohn. Das bin ich deinem Vater schuldig."
Mit einem dankbaren Lächeln blikte Leon zu meinem Vater hoch. Dieser bedankte sich und meinem Vater kamen wieder Tränen.
Dann stand ich da. Vor den Menschen die mich immer beschützt hatten. Meinem Vater, dem ich mein Leben verdanke und der mir meine Werte beigebracht hat, durch welchen ich handele und dessen Instinkt ich vererbt bekommen habe, ohne welchen ich nicht mehr leben würde.
Und neben ihm, Leon, den Menschen der immer alles für mich gegeben hat. Der mir immer wieder auf half...den Menschen den ich, dachte ich, von ganzem Herzen liebte...

Später am Abend saß ich in einem der Gestezimmer, welches ich in den nächsten Tagen selbst einrichten durfte. Seit dem ich mit meinem Vater und Leon im Wohnzimmer saß, hatte ich mit keinem der Beiden ein Wort über den Tod von Leons Vater geredet. Luca tauchte sowieso kurze Zeit später auf, allerdings entschied er sich bei Felix zu schlafen, und da mein Vater am Abend noch weg musste, hatte ich das Haus mit Leon allein.
Keine Ahnung warum aber irgentwie, seit ich für eine Sekunde daran dachte dass ich ihn liebte, kann ich ihm nicht mehr in die Augen schauen. All diese Erinnerungen zerissen mich.
Ich saß noch lange auf dem Balkon meines Zimmers und starrte in die Gegend. Darüber nachdenkend, was zwischen mir und Leon eigentlich ist oder war.

Damals waren ich und Leon unzertrennlich. Aber wir waren doch noch Kinder und dennoch konnte man beinahe von einer Seelenverbindung sprechen. Auch als ich von meinem Vater weg musste, folgt er mir. Egal wo ich hin musste, ich wusste dass er kommen würde. In dieser Zeit saß ich ebenfalls jeden Tag draußen und habe auf ihn gewartet. Immer wenn er kam, saßen wir stundenlang in meinem Zimmer und redeten über Gott und die Welt. Manschmal hat er mich auch Nachts geweckt und wir haben einfach eine tolle Zeit zusammen gehabt.
Ich und Leon kamen uns immer näher, einmal als wir uns sahen, hatten wir uns fast geküsst, ich spürte seinen Atem schon auf meinen Lippen und ich hatte so ein unglaubliches Kribbeln im Bauch...doch zu dem Kuss kam es nie. Denn in diesem Moment hörten wir die Sirenen. Wir hatten vergessen dass wir draußen waren, nachts zwischen nun neu besprayten Zügen. Wir hätten sie früher hören müssen doch wir waren abgelenkt und so standen sie nur 7 Meter von uns weg. Wir liefen so schnell wir konnten doch das dröhnem der Sirenen verschlechterte unsere Konzentration und so teilten sich unsere Wege. Von dem Tag an kam Leon nie wieder zu mir. Bis zu dem Tag, als er vor der Tür meiner Mutter stand.

Vom Welpen zum LeitwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt