Kapitel 15

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POV Rio:

Freitag gab es eigentlich nichts neues. Nick verhält sich immer noch etwas komisch und untervögelt, aber sonst gab es nichts.

Genauso wie am Wochenende. Ich habe ein bisschen im Internet recherchiert über Werwölfe, Vampire und Elfen.

Naja, wie man sich eigentlich schon denken konnte, ist nicht wirklich viel neues raus gekommen. Hauptsächlich waren es Verschwörungstheorien, aber was hatte ich auch erwartet? Das dort jemand schrieb: Hallöchen, ich bin ein Vampir und ihr müsst keine Angst vor mir haben. Ach übrigens gibt es auch Werwölfe und Elfe. 

Wohl eher nicht. Das Wochenende habe ich also mit dem Kopf vom Sofa hängend verbracht und überlegt, ob ich dem Buch glauben sollte. Sehr Ereignisreich war es also nicht wirklich.

Montag musste ich leider wieder in die Schule. Da ich schon spät war, begegnete ich Nick nicht. Leider... Nein nicht leider! Was denke ich überhaupt? Ich legte also einen Sprint durch die Schulflure hin und kam so gerade noch pünktlich zum Unterricht. 

Ich hätte eigentlich auch zu spät oder gar nicht kommen können, da meine Gedanken wo ganz anders waren. Eher gesagt bei jemanden. Wieso denke ich überhaupt die ganze Zeit an ihn? Er ist nur ein normaler Junge, der vielleicht ein bisschen gut aussieht. Vielleicht ein bisschen sehr hübsch. Okay, meine Güte er ist heiß! 

Frustriert ließ ich meinen Kopf auf den Tisch fallen. Was der Lehrer sagte interessierte mich so oder so nicht. Nachdem die Glocke die zweite Stunde angekündigt hatte, musste ich aufs Klo. Dies wurde mir erlaubt, von dem her schlurfte ich durch die leeren Gänge zur Toilette.

Heute war wieder so ein Tag, wo mir eigentlich alles egal war und mich nichts aus dem Zustand bringen konnte. Wie als wäre ich in einer Seifenblase, durch die nichts hindurch dringt. Und dann schwebe ich mit meiner Seifenblase von der Erde weg, in das Universum und ich statte den coolen Einhörnern natürlich auch noch einen Besuch ab.

Was deren Scheiße wohl für eine Farbe hat? Auch blau wie ihr Fell oder vielleicht in einer anderen witzigen Farbe grün?

"Ich bin mir sicher sie ist pink!", sagte ich voller Überzeugung und merkte erst das ich dies laut ausgesprochen hatte, als jemand sprach: "Was ist pink?", und da ich noch in meinen Gedanken war und so auch die mir allzu bekannte Stimme nicht auffiel, sagte ich: "Einhorn Scheiße. Ich meine scheißen blaue Einhörner pink und wenn dies der Fall ist, scheißen dann pinke Einhörner blau?"

Da merkte ich erst, dass jemand zu mir gesprochen hatte und ich hob den Kopf und verfluchte mich gleich dafür, denn der folgende Anblick ließ meinen Atem stocken und mein Herz schmerzen.

Nick drückte einen Jungen aus meiner Jahrgangsstufe gegen die Wand und die beiden standen sehr nah und schauten mich verstört an. Mein Herz begann zu rasen und ich wusste, dass wenn ich hier noch länger stand, die Tränen nicht zurück halten konnte.

"Ich wollte nicht stören. Macht ruhig weiter, wo ihr gerade aufgehört habt", sagte ich und ging an beiden bedrückt vorbei und auf die Toilette. Dort ließ ich mich gegen die Innenseite einer Kabine fallen und rutschte so dramatisch runter, bis ich auf dem Boden saß.

Ich vergrub meinen Kopf in meinen Händen und versuchte die Tränen zurück zu halten. Seit wann war ich denn bitte so sensibel? Normalerweise hätte ich einen Kommentar abgegeben und wäre auf die Toilette gegangen, ohne mir weiter den Kopf zu zerbrechen.

Und jetzt saß ich hier mit Tränen in den Augen und konnte das Bild nicht aus meinem Kopf bekommen. Also führte er dieses komische Spiel nicht nur mit mir. Bei dem Gedanken zog sich mein Herz zusammen, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte. Wieso in aller Welt kümmert es mich überhaupt? Warum kümmert er mich überhaupt.

Mit einem Seufzer stand ich auf und ging wieder aus der Toilette raus. Das ich eigentlich meine Blase entleeren wollte, war komplett vergessen. Die beiden standen zum Glück nicht mehr da. Wahrscheinlich haben sie sich in die nächst beste Besenkammer verzogen, dachte ich bitter.

Den ganzen Tag konnte ich mich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren und auch Lou merkte, dass es mir schlecht ging und leistete deswegen mir nur leise Gesellschaft. Als es endlich zu ende war, verließ ich mit einem hängenden Kopf die Schule und machte mich auf den Heimweg. 

Als ich einige Minuten unterwegs war, leistete mir plötzlich jemand Gesellschaft. Ich drehte meinen Kopf und mein Herz hatte natürlich gehofft, dass es Nick wäre, der sich entschuldigen wollte, aber es war nur Luke. Ich ließ meinen Kopf wieder sinken.

"Hi. Was ist denn bei dir los?", fragte er mich. Ich seufzte und überlegte ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte, doch ich mochte Luke und brauchte jemanden, mit dem ich darüber reden konnte. Nicht das es mit Lou nicht ging, aber da war ich noch nicht wirklich bereit. 

"Ich habe heute gesehen, wie Nick und ein anderer Junge sehr nah im Gang standen und Nick seine Hand an dessen Hals hatte", antwortete ich. "Er hat bitte was?", fragte Luke entsetzt.

Ich seufzte nur mal wieder und zuckte mit meinen Schultern. Er klopfte mir mitfühlend auf die Schulter und fing an los zu rennen. Ich wollte eigentlich nicht, dass er mit Nick darüber redet, da ich total eifersüchtig klang, aber die andere Option war ihm hinter her zu rennen. 

Ich bin ja schließlich nicht lebensmüde und deswegen setzte ich meinen Weg einfach fort. Den Tag gestaltete ich mit in meinem Bett rum liegen und Eis essen und weinen. Was man eben bei einem gebrochenen Herz so macht, obwohl ich kein gebrochenes Herz hatte!

Langsam wurde es dunkel und zu meinem entsetzten hatte ich keinen Hunger. Sehr seltsam für mich. Ich hasse Nick dafür, dass ich wegen ihm keinen Hunger habe. beleidigt zog ich mir alle Klamotten aus und legte mich wieder ins Bett. Und so sehr ich es auch versuchte, ich konnte nur an Nick denken.

Und da ich gerade mit was ganz anderem beschäftigt war, merkte ich erst zu spät, dass das Gefühl der lebenden Spaghetti die hoch wollten wieder da war und dann überwältigte mich es komplett unvorbereitet und plötzlich war mir schwarz vor Augen.

Langsam öffnete ich meine Augen und sah Dunkelheit. Es ist also noch Nacht, aber was ist passiert? Ach ja, die lebenden Spaghetti hatten diesmal gewonnen und mir war schwarz vor Augen geworden. Ich seufzte und fühlte mich eigentlich gut. 

Und dann bemerkte ich erst, dass obwohl es dunkel war, ich ziemlich gut sehen konnte und auch riechen konnte, dass die Leute unter mir heute Abend Lasagne hatten. Was zur Hölle ist denn bitte mit mir passiert? Ich setzte mich auf und versuchte mir ein klaren Kopf darüber zu machen und zu verstehen was gerade passiert war. Es klappte aber nicht so wirklich, da ich von all dem noch etwas überfordert war. Nein falsch: Ich war komplett, hilflos überfordert!

Dramatisch stöhnte ich auf. Vielleicht übertreibe ich ein bisschen, da ja eigentlich nichts schlechtes, außer das mit Nick natürlich passiert ist, aber ich hatte schon immer einen Hang zum Überdramatisieren. 

Doch ich wurde mal wieder ganz plötzlich aus meinen Gedanken gerissen durch eine Stimme die in meinem Kopf war. "Hi", sagte diese. 

Ich schrie daraufhin panisch auf.

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Dafür das ich 15 bin, rede ich ganz schön viel über Einhörner. Eigentlich bin ich echt nicht so, aber wir dürfen alle mal wie Kleinkinder sein.


Repressed Wolf (Beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt