Spinnen? // 2

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"Ich denke, die können das auch ganz gut alleine", erwiderte er ein wenig überfordert und holte zu mir auf. "Ist da etwa jemand dabei, den ich noch nicht kenne?", fragte ich und grinste ihn an. Er warf mir einen Blick zu. "Nein." Ich sah ihn prüfend an und musste dann noch stärker grinsen. "Da kann jemand besser kämpfen als du!", quietschte ich und bemühte mich gleichzeitig leise zu sein. Ich merkte, wie er etwas erwidern wollte, doch den Versuch schließlich aufgab.

"Komm schon ich will ihn kennenlernen!", strahlte ich und zog an seinem Arm, welchen ich aber schnell wieder losließ, als ich die Wachen im Gang bemerkte. Legolas lächelte nun auch ein wenig, als er meine peinlich berührten Blicke zu den Wachen bemerkte. "Komm schon", wiederholte ich diesmal leiser und er folgte mir nach draußen.

Die fünf Elben waren tatsächlich noch am trainieren. "Naira!", rief Aranel erfreut und lief schon auf mich zu. Ich hatte ihn aufwachsen sehen, er war immer noch recht jung. Ich mochte ihn, weil er diese typische elbische Zurückhaltung nicht so tief in sich verankert hatte, was er noch mal beweisen musste, indem er sich mir direkt um den Hals warf.

Ich lachte, umarmte ihn zurück und begrüßte dann ein wenig zivilisierter den Rest der Gruppe. "Also ich habe gehört einer von euch kann den großen Prinzen besiegen?", lachte ich und schlug meinem Freund auf die Schulter. Gespannt beobachtete ich wie sich nach und nach die Blicke der Gruppe auf eine Elbin fixierten, welche ein wenig peinlich berührt lächelte. Ich hatte sie schon bei meinen letzten Besuchen gesehen, soweit ich wusste war ihr Name Tinnúviel, doch ich hatte nicht gewusst, dass sie so gut im Kämpfen war.

"Und wie...", fing ich gerade an, doch merkte, dass sich plötzlich alle Köpfe dem Wald zudrehten. Ich tat natürlich auch schnell so, als hätte ich dasselbe gehört und blickte zwischen die vielen fast kahlen Bäume vom späten Herbst.

Ich wusste nicht wirklich was ich machen sollte, also wartete ich einfach auf irgendeine Reaktion von den anderen, die lange auf sich warten ließ.
Nach vielen langen Sekunden drehten sich schließlich die meisten Köpfe wieder zurück. Legolas nickte den anderen zu und setzte sich bereits in Bewegung. Ich folgte ihm schnell und hob zum Abschied noch meine Hand.

"Legolas?", fragte ich leise, doch er gab mir sofort ein Zeichen, dass ich leise sein sollte. Misstrauisch hob er seinen Blick und kletterte kurz entschlossen einen Baum nach oben. Ich tat es ihm wieder gleich. Als ich neben ihm angekommen war, hatte er bereits einen Pfeil in seinen Bogen eingespannt und zielte.

Diesmal hörte auch ich das Knacken vor uns. Meine Augen weiteten sich, als ich etwas Braun-Schwarzes zwischen den Bäumen krabbeln sah. Mein Freund ließ seinen Pfeil losschnellen, welcher auch perfekt zwischen die Augen traf. Wir beide ließen uns wieder auf den Boden fallen und liefen zu der übergroßen Spinne. "Was war nochmal mit einer Bedrohung?", murmelte ich leise. "Das muss noch nichts heißen", antwortete Legolas bloß, doch ich merkte, dass auch er es als schlechtes Zeichen sah.

"Gib dem König Bescheid. Wir werden noch weitersuchen", befahl der Prinz mit seiner Befehlstimme und ein wenig verwirrt sah ich ihn an, doch er ging einfach weiter. Hinter mir konnte ich leises Rascheln hören und ich verstand endlich, dass er mit einem Elben hinter mir gesprochen hatte und holte etwas peinlich berührt wieder zu ihm auf.

"Du willst wegen einer Spinne dem König Bescheid geben?", fragte ich ein wenig verwirrt. "Das ist nicht die erste. Sie müssen irgendwo ein Nest haben", antwortete er mir und zog eines seiner Messer von seinem Rücken. Ich nahm es dankbar an. Auch wenn ich seit hunderten von Jahren in Bruchtal lebte, floss in mir noch das alte Elbenblut des Waldlandreiches und das war um einiges ruhiger mit einer Waffe in der Hand.

Wir streiften einige Minuten still durch den Wald, bis wir fast an der Südgrenze angekommen waren und ein leises Surren ertönte. Legolas und ich warfen uns einen kurzen Blick zu und verstanden. Ich blieb noch eine Sekunde so stehen, bis ich mich plötzlich zur Seite rollte und damit gerade so den Greifarmen einer Spinne entging, welcher ich aus dieser Position perfekt mein Messer ins Gesicht rammen konnte. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte das hier gar nicht vermisst.

Ich zog das lange Messer wieder heraus und rannte auf einen Baum zu, auch wenn diese eine Waffe ein bisschen wenig war, würde ich mich schon verteidigen können. Mein Freund schien das auch zu bemerken, denn schon steckte direkt in der Spinne auf dem Ast vor mir, die ich eigentlich gerade umbringen wollte, das zweite von Legolas' Messern, welches ich natürlich rauszog.

Ich konnte es mir nicht nehmen lassen ein bisschen mit den Gegnern zu spielen und sie zu verwirren, während Legolas viele mit seinen Pfeilen zur Strecke brachte. Ein leises Lächeln stahl sich auf meine Lippen, während ich direkt auf den Kopf einer weiteren Spinne sprang und sie damit tief in die Erde grub und mich schon der nächsten zuwandte, während ich sie immer noch im Hinterkopf behielt. Ich tauschte sogar kurz ein paar Schläge mit den Zähnen eines Ungeheuers aus, bevor es schließlich von der Seite und einem starken Hieb geköpft wurde.

Ich drehte mich schnell wieder um zu der Spinne, die ich vorhin in die Erde gedrückt hatte und stach kurz in ihren Kopf, worauf ich mein Messer sofort wieder rauszog und blind einen Seitenhieb machte, mit dem ich einen Widerstand spürte und ein wenig stolz eine volle Drehung ausführte, wobei ich einen Blick zu Legolas warf, welcher sich gerade nach weiteren Spinnen umsah. Ich hatte gerade auch keine mehr in meiner Nähe, weshalb ich die paar Schritte zu ihm machte und meine Messer in den Gräsern abwischte.

Ein Leben als Waldlandelbin? // Legolas FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt