Die Schlacht // 7

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Ich musste zugeben, dass ich ein wenig nostalgisch wurde zwischen den altbekannten Bäumen zu kämpfen und zu versuchen trotz allem einen Überblick über die Situation zu behalten. Meine Dolche schwang ich leichtfertig vor meinem Körper und ließ sie durch meine Hände gleiten, sodass ich nebenbei die anderen Gegner im Augenwinkel beobachten konnte. Es brauchte ein paar Sekunden, bis ich wieder ganz drinnen war, doch schnell war ich mir bewusst, was an meinen Seiten und hinter mir geschah und wenn ich mir mal trotzdem nicht sicher war, ob da doch eine Spinne mir gerade ihre Zähne in meinen Rücken rammen wollte, dann drehte ich mich einfach schnell einmal um meine eigene Achse, ohne den Ungeheuern Zeit zu geben diese Sekunde auszunutzen.

Ich wechselte recht schnell wieder zu meinem Schwert zurück, als meine Hände langsam immer mehr rutschten von dem schwarzen Blut und ich meine Waffen nicht mehr richtig halten konnte. Bei einem Schwert konnte ich hin und wieder die Hand wechseln und die andere einstweilen entweder an meinen Kleidern oder an einem Baum oder Grasbüschel abwischen.

Als ich schließlich die meisten Spinnen in meinem Umkreis erledigt hatte, zumindest die, die mich beachteten und nicht gerade mit anderen Elben kämpfen, kniete ich mich neben einen verletzten Elben, der sich gerade eben noch bewegt hatte. Ich zog ihm vorsichtig seinen Helm ab und bemerkte, dass er tatsächlich noch am Leben war. In seiner Schulter konnte ich zwei tiefe Löcher erkennen aus denen Blut floss. Eine Spinne musste ihn gebissen haben.

"Ganz ruhig", flüsterte ich leise und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich wusste, wie es um ihn stand. Er schien es allerdings selbst ganz gut zu wissen. Ich konnte jetzt nicht einfach mit ihm die Schlacht verlassen und ihn zurück zum Schloss bringen. "Ihr solltet weiterkämpfen", sprach der Verletzte und spuckte dabei ein wenig Blut. Meine Augen blitzten schnell zu seinem Bauch, wo ich eine Wunde übersehen hatte. Sie war vorhin noch von seinem Mantel bedeckt gewesen. Er musste einer von der ursprünglichen Patrouille sein, die neuen Kämpfer hatten so gut wie alle echte Rüstungen an.

"Ich werde versuchen Euch zu heilen", murmelte ich und sah mich nach einem nützlichen Kraut um. "Bitte, es tut so weh", hustete er weiter. Ich konnte ihm fast nicht in die Augen schauen. Um mich herum hörte ich immer noch die Schreie der Spinnen und vereinzelt auch der Elben.

Wir wussten beide, dass ihm gerade nichts mehr helfen konnte, nicht mal mehr ein Heiler, welcher im Moment ziemlich weit entfernt war. Mit dieser Wunde am Bauch und dann auch noch mit dem vielen tödlichen Gift in seinem Körper, konnte man nichts mehr für ihn tun.

Sein Arm packte mich plötzlich an dem meinen. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch es kam nur etwas Unverständliches heraus. Ich konnte mir jedoch trotzdem gut denken, was er wollte. War ich bereit dazu?

"Erlöst mich", konnte ich nun doch heraushören. Meine Augen wurden ein wenig feucht, doch konnte ich ihm jetzt doch diesen Wunsch abschlagen. Ich konnte mir nicht mal im Entferntesten vorstellen, wie schmerzhaft sein Zustand gerade sein musste. Ich atmete noch mal tief durch und setzte dann mein Schwert auf seine Brust. Er nickte nur kurz und schloss dann in Erwartung seines Todes seine Augen. Ich tat es ihm gleich und stach zu.

Ich blieb nur für wenige Sekunden so, bis ich wieder aufsprang. Ein paar Spinnen hatten meine Rast inzwischen bemerkt und hatten sich zusammengerauft. Wie wenig Ehre konnte man haben in so einem Moment anzugreifen?

Ich murmelte noch kurze Worte des Abschieds an den Gefallenen und trat dann ein paar schnelle Schritte vor, um der ersten Spinne mit einem wütenden Schlag die langen Stoßzähne aus dem Maul zu schlagen.

Ich war in dem Moment so emotional mitgenommen, dass ich die ersten drei Spinnen fast blind vor Wut zerfetzte und dabei eine unnötige Menge an Energie verschwendete. Schnell hatte ich mich wieder im Griff und atmete kurz durch, während ich mit meinem Schwert mal wieder tief im Kopf einer Spinne steckte.

Als ich die kleine Sekunde so dastand und mich versuchte richtig zu konzentrieren, spürte ich in meinem Rücken eine Bewegung. Kurz entschlossen ließ ich das Schwert einfach los und holte in der Drehung blitzschnell meine Messer heraus. Doch ich hatte vergessen, dass sie immer noch voller schwarzem Blut waren, weshalb sie mir fast aus der Hand rutschten, als ich anfing damit die Spinne zu bekämpfen. Gerade noch so konnte ich an dem letzten Teil des Griffs sie festhalten und schlitzte meinem Gegner das Gesicht auf. Er griff mit seinen Fangarmen nach mir, welche ich mit einer ausladenden Bewegung einfach Abschnitt und sie dann ganz erledigte.

Wo kamen so viele Spinnen auf einmal her? Hatten wir überhaupt noch eine Chance?

Ich drehte mich schnell zu der Mitte des Schlachtfeldes und erkannte, dass wir uns gar nicht so schlecht schlugen. Es tat schon irgendwie gut mal wieder mit Waldelben zu kämpfen. Es fühlte sich richtig an.

Schweren Herzens versuchte ich die gefallenen Elben auf dem Schlachtfeld nicht zu beachten, es würde mich nur aus meinem Konzept bringen. Später war Zeit ihnen nachzutrauern. Also drehte ich mich wieder nach vorne und erkannte eine Kuhle im Boden, die unter ein paar Wurzeln weiter ging. In ihr langen Eier wie Legolas sie gestern zerstört hatte. Etwas widerwillig trat ich auf sie zu und teilte sie mit meinem Schwert in die Hälfte. Sie waren nicht aufgebaut wie normale Eier. Innen waren sie fast schleimig mit einem kleinen schwarzen Knoten, der darin schwamm.

Auch diese noch nicht geschlüpften Kreaturen versuchte ich nicht sonderlich zu beachten, sondern ging einfach weiter. Vor mir erstreckten sich mehrere Meter, in denen ein paar Elben bereits alles aus dem Weg geräumt hatten. Ich hielt nach ein paar weiteren Ungeheuern Ausschau und konnte nur weiter vorne welche entdecken, die allerdings bereits am Kämpfen waren. Die Schlacht schien sich langsam dem Ende entgegen zu neigen.

Ein letztes Mal schob ich mich zwischen die Kämpfer und erinnerte mich sogar an ein paar Teamabläufe aus meiner Ausbildung. Schnell hatte ich auch eine Elbin gefunden, mit welcher ich ein paar Blicke austauschte und dann gemeinsame Sache machte.

Nach diesem letzten Angriff hatten wir alle Spinnen entweder besiegt oder vertrieben und blieben stehen. Doch ich brachte keinen Siegesruf hervor bei dem Anblick der toten Elben. Es waren jetzt nicht so viele, wie es bei einer der größeren Schlachten gewesen wären, doch es waren genug.

Ich beneidete Legolas in dem Moment überhaupt nicht, als er wieder anfing Befehle zu erteilen die Toten und Verletzten zum Schloss zu bringen. Bevor ich mich überhaupt in Bewegung setzten konnte, waren bereits alle aufgehoben. Ich musste zugeben, dass ich ziemlichen Respekt vor den Elben hatte, die sich jetzt noch auf Befehle konzentrieren konnten. Ich war wohl ein wenig verwöhnt von meiner Freundschaft mit Legolas. In Bruchtal gab es jetzt auch nicht wirklich eine starke Befehlskette. Natürlich gehorchte jeder Elrond oder seinen Kindern, wenn diese etwas wollten, doch letztendlich war es lange nicht so wie in einem normalen Königreich.

Ein Leben als Waldlandelbin? // Legolas FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt