Verschwundene Waffen // 21

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"Ich habe es wohl verloren", sagte er wieder so leise wie vorhin. Ich kniff nachdenklich meine Augen zusammen. "Die Elbin, der ich das Schwert abgenommen habe letztens", fing ich an und hörte noch ihm Satz auf, als ich eine kleine Reaktion bei ihm erkennen konnte.

"Sie ist meine Schwester", brach er schließlich heraus und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Etwas verwirrt und überfordert starrte ich ihn an. Ich war nicht gewohnt Leute weinen zu sehen. Was sollte ich tun? Er war immernoch nur ein Schüler. Und warum weinte er überhaupt?

"Sie hatte sich das Schwert von einem Klassenkolegen ausgeborgt und er bedroht sie jetzt, wenn sie es nicht zurückgibt", schluchzte er leise. Ich hob überrascht meine Augenbraun. Ich wusste gar nicht, dass Elben zu so etwas fähig waren. Ich schüttelte leicht meinen Kopf. "Ich will den Namen. Ich werde ihm nicht sagen, dass du ihn verraten hast", befahl ich etwas härter, als gewollt, doch es verfehlte nicht seine Wirkung, den der Kleine sah auf und murmelte ein "Helevorn". Ich nickte und wollte gehen, als ich mir nicht mehr so ganz sicher war, ob ich ihn so weinend zurücklassen konnte.

Doch ich entschied mich schließlich dafür und machte mich auf den Weg zum Schülerttakt. Nicht nur weil er die Schülerin bedrohte, sondern auch, weil da wo ein Schwert war, auch mehr waren, musste ich sofort zu ihm. Zum Glück hatten alle Zimmer Beschriftungen. Ich hatte mir das wohl etwas leichter vorgestellt, als es wirklich war, denn auch, wenn ich die Schüler nicht immer alle sah, waren es doch ziemlich viele und nun an jedem Zimmer die Namen zu lesen, war mir doch zu dumm, worauf ich einfach zwei Schülerinnen fragte, welche mir gerade entgegen kamen. Sie zeigten auf ein Zimmer ein paar Meter weiter und wussten anscheinend schon was los war, ihren Blicken zu urteilen.

Doch ich beachtete sie nicht weiter und ging einfach zur Tür. Überraschenderweise stand dort nur ein Name. In dem Alter hatten nur sehr wenige Elben Einzelzimmer. Selbst Legolas und ich waren zusammen in einem gewesen.

Ich atmete noch mal kurz durch, bevor ich klopfte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis ein hochgewachsener, doch noch lang nicht so großer Schüler wie ich, die Tür öffnete und mich überrascht ansah. "Darf ich reinkommen?", fragte ich, doch uns beiden war klar, dass das nicht wirklich eine Frage gewesen war, als er schließlich beiseite trat.

"Mir ist zu Ohren gekommen, dass du ein paar unerlaubte Waffen hast", sagte ich und ging dabei auf eine der beiden weiteren Türen vor mir zu. Er öffnete etwas schockiert den Mund. War er wirklich so dumm und lagerte sie in seinem Zimmer? Als ich sie öffnete war zunächst nur eine normale Abstellkammer zu sehen. Doch ich war mir sicher, dass da mehr war. Ich warf einen Blick nach unten und suchte nach Griff, welchen ich recht schnell gefunden hatte. Man würde ihn nicht sehen, wenn man nicht direkt nach ihm suchen würde, das musste ich ihm lassen.

Als ich öffnete blinzelte ich ein paar Mal, weil ich nicht wirklich glauben konnte, was ich dort sah. Ich drehte mich zu dem Schüler um, welcher mit immer noch geöffneten Mund in der Mitte des Raumes stand. Er wusste wohl nicht wirklich was er sagen sollte.

"Respekt", sagte ich nur und lachte ein wenig, während ich zu der Eingangstüre ging und sie öffnete. Ich behielt ihn weiter im Blick, als ich nach einer Wache rief, welche sofort angerannt kam. "Benachrichtigt bitte Herr Legolas, dass er hierher kommen soll", befahl ich, doch achtete darauf, dass er wohl noch nicht wusste, dass ich bald seine Prinzessin sein würde, doch er gehorchte und verschwand bereits.

Helevorn sah mich etwas verwirrt an. "Ich will dir nicht direkt dein Leben zerstören, deswegen soll Legolas entscheiden was mit dir passieren wird. Und du wirst auch ihm erzählen wie du das geschafft hast", erklärte ich. Ich hatte nicht wirklich viel Hoffnung, dass er es mir erzählen würde. In dieser Kammer waren Schwerter und Bögen, die schon vor vielen Jahren gesucht wurden. Das konnte nicht alles er gestohlen haben. Doch warum sollten Erwachsene Elben Schwerter stehlen und sie dann im Zimmer eines Schülers verstecken?

Wir warteten schweigend bis der Prinz angekommen war und klopfte. Ich öffnete ihm sofort die Tür. Helevorn hatte sich erschöpft auf sein Bett gesetzt. Er wusste wohl auch nicht wirklich, was er gerade tun sollte.

"Komm rein", sagte ich leise und trat ein wenig zurück. Der Prinz nickte und folgte mir zu der Abstellkammer. Als auch er einen Blick nach unten warf sah er bloß etwas ungläubig den Schüler hinter mir an. Er langte nach unten und drehte ein paar der Waffen in seiner Hand, bevor er sich wieder erhob und wieder zurück in die Mitte des Raumes trat. "Wer hat das alles gestohlen?", fragte er und verschenkte seine Arme.

Helevorn sah ihn etwas schüchtern an, doch schien schließlich doch seinen Mut zu finden. "Ich. Ich kenne ein paar geheime Wege", sagte er und stand auf. Es beeindruckte mich schon ein wenig, als er selbstsicher in die Augen des Prinzen starrte.

"Ich kenne diese Waffen. Sie waren noch vor deiner Geburt verschwunden, also frage ich nochmal, wer hat dir geholfen?", fragte er streng. Ich stand still daneben und beobachtete sie. Es ging mir nicht aus dem Kopf, das Legolas mal genauso vor unserem Sohn stehen könnte. Ich hatte die letzten Stunden ein leichtes Ziehen in meinem Bauch gespürt, doch ich wusste, dass das ganz normal war für den Anfang einer Schwangerschaft. Ich konnte es nicht erwarten die beiden zusammen zu sehen.

Ein Leben als Waldlandelbin? // Legolas FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt