Ein Stachel in der Wunde? // 12

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Ich saß noch ein paar Minuten so da, bis ich beschloss die Überlegungen erst einmal auf später zu verschieben und wieder vorsichtig aufstand. Es machte mich verrückt nicht zu wissen, ob Legolas nun wirklich wütend auf mich war, oder ob es wie vermutet etwas Anderes war.

In meinen Stiefel stopfte ich ein wenig Wolle hinein und ließ dort, wo ich gebissen wurde ein wenig aus, sodass dieser Teil meiner Sohle Freiraum hatte beim Gehen. In den letzten Stunden war es auch wieder besser geworden.

Also versuchte ich wieder normal aufzutreten. Ich räusperte mich kurz, als ich einen kleinen Schrei unterdrückte. Es fühlte sich fast so an, als hätte der Heiler einen kleinen Stachel darin vergessen, doch natürlich wusste ich, dass das nicht der Fall war. Trotzdem öffnete ich die Tür und humpelte hinaus. Auch, wenn Legolas' Zimmer nicht gerade nah lag, nervte es mich gerade zu sehr in Unwissenheit zu schweben.

Ich wusste, dass er vermutlich nicht da sein würde, doch ich hatte schon oft in seinem Gemach gewartet. Der Weg verlief besser als ich erwartet hatte. Ich konnte sogar relativ gut gehen, wenn ich nur außen auftrat und immer noch bei jedem Schritt aufpasste. Es kam mir recht kurz vor dafür, wie langsam ich war, als ich bei der Tür des Prinzenzimmer ankommen war. Ich holte den Schlüssel hervor und trat hinein. Wir hatten schon seit sehr vielen Jahren einen Schlüssel zu den jeweiligen Zimmern.

Er war wie erwartet nicht darin, weshalb ich mich auf das Bett setzte und leicht aus meinem Stiefel rutschte. Als er nach einer Weile immer noch nicht kam, stand ich auf und trat an sein großes Fenster, um draußen das Unwetter zu beobachten. Die Bäume bogen sich unter dem Wind. Morgen würden auch die letzten bunten Blätter des Herbstes von den Bäumen gefegt worden sein.

Während ich so weiter über das Angebot meiner Mutter nachdachte, ging plötzlich die Tür hinter mir auf. Ich stützte mich schnell an dem Glas ab, um nicht umzufliegen, als ich mich zu dem Prinzen umdrehte, welcher überrascht in der Tür stand. Als ich nichts sagte, schloss er sie und trat wortlos zu seinem Schrank, um seine Waffen abzulegen. Er war komplett durchnässt.

"Ich wollte mich nochmal für gestern entschuldigen", fing ich langsam an und versuchte so gut wie möglich meine Beine gleich zu belasten, sodass er nichts merkte. Er sah ein wenig überrascht zu mir. "Ich hätte... dich nicht bitten dürfen die Schüler gehenzulassen", führte ich weiter aus. "Ich war nicht wütend auf dich, Naira", antwortete er bloß und sah mich kurz an. Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte.

Er seufzte, unterbrach das Öffnen seiner Rüstung und trat zu mir. "Tauriels Verletzung war doch schlimmer als erwartet. Ich war gerade von ihr gekommen. Mein Kopf war einfach wo anders. Mir sollte es leidtun", erklärte er leise und sah mir in die Augen. Meine Gesichtszüge wurden sofort weicher. Ich wusste wie nah sich die beiden standen. "Wie geht es ihr jetzt?", flüsterte ich mitfühlend. Langsam spürte ich, wie das viele Blut in meinem Bein die Schmerzen wieder verschlimmerte, doch ich konnte und wollte nicht den Blickkontakt mit meinem Freund unterbrechen.

"Nicht viel besser. Sie hat geschlafen, als ich bei ihr war." "Ich bin mir sicher sie wird wieder gesund", lächelte ich und umarmte ihn leicht, wobei es mir egal war, wie nass ich wurde. Als ich ihn wieder losließ und mein Gewicht wieder auf meine Füße verlagerte, spürte ich wie die Belastung für den gesunden Fuß langsam zu viel wurde und krallte mich an Legolas' Unterarm fest, um nicht umzufliegen. In seinen Augen konnte ich sofort einen Flimmer von Besorgnis und Angst erkennen, als er mich an meinen Hüften packte und schnell hinüber zu dem Bett brachte, wo ich mich hinsetzte.

"Es geht mir gut", brachte ich schnell heraus und versuchte durchzuatmen. Die Schmerzen waren um einiges Schlimmer geworden. "Was ist passiert?", fragte er und hockte sich neben mich. "Mir ist nur ein bisschen schwindlig geworden. Nichts Dramatisches", log ich wieder und krallte dabei meine Finger leicht in die Decke, um ein wenig von dem Schmerz zu übertragen. Mein Herz pochte mir bis in den Hals hinauf und wieder fing ich leicht an zu schwitzen.

Legolas sah mich ein wenig böse an, stand auf und ging schnell zur Tür. Ich hörte ihn einer Wache befehlen sofort einen Heiler zu holen, dann kam er wieder zurück zu mir. "Naira, sag mir was los ist", sagte er eindringlich und legte seine Hand auf die meine. Ich sah ihn mit schnell gehender Atmung an. Wenn er draufkam, dass ich mich beim Kämpfen verletzt hatte, würde er mich nie wieder mitkämpfen lassen.

Ein Leben als Waldlandelbin? // Legolas FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt