Gespräch mit Thranduil // 18

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Nachdenklich lehnte ich mich auf der Bank zurück und lauschte den letzten Vögeln, die noch nicht geflohen waren. Ich wäre am liebsten wieder im Wald auf einem Spaziergang, doch mir war natürlich auch klar, dass es einfach zu gefährlich war. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich nach der Bettruhe eingerostet und hätte alles Kämpfen wieder verlernt, auch wenn ich schon viel längere Pausen gemacht hatte.

Die Zeit, die ich die letzten beiden Tage im Bett verbracht hatte, hatte ich viel über die Schlacht nachgedacht, über den Elben, den ich getötet hatte. Ich durfte bei der großen Trauerfeier nicht dabei sein, doch hatte in meinem Zimmer gebetet. So viele Leben waren verloren worden. Ein wenig konnte ich meine Mutter doch verstehen. Es war grausam und brutal, nur ein Fehltritt und mit dir war es vorbei in einem Kampf.

Ich war gerade vom Mittagessen zurück gekommen, als ich mich nach hier draußen gesetzt hatte. Ich wusste nicht wann Legolas vor hatte mit seinem Vater zu sprechen, doch wie ich ihn kannte, würde das nicht lange auf sich warten lassen. Ich wollte nicht wirklich mit ihm sprechen, nicht weil ich ihn nicht mochte oder so, sondern weil er dann der König des Waldlandreiches sein würde und nicht Thranduil.

Ein Klopfen an der Tür hinter mir riss mich aus meinen Gedanken. Ich seufzte ein wenig, stand auf und ging zu ihr. Als ich sie öffnete stand eine Wache davor. Mir war bereits klar, was sie wollte, doch ich ließ sie sprechen: "König Thranduil möchte Euch auf dem großen Balkon im Norden sprechen." Während er das sagte, verneigte er sich ein wenig. Er war wohl eine der älteren Wachen, die Legolas und mich schon oft zusammen gesehen hatten.

Ich neigte als Antwort meinen Kopf und trat aus dem Zimmer. Der Elb verabschiedete sich respektvoll und schritt dann wieder davon. Ich sah ihm kurz nach und ging dann in die entgegengesetzte Richtung. Zumindest wollte er mich nicht vor seinem Thron sprechen. Das hieß er sah es, zumindest ein wenig, als eine private Angelegenheit an. Ich fragte mich, ob Legolas dabei sein würde.

Während ich meine Antworten auf die vermutlich kommenden Fragen oder Aussagen zurechtlegte, kam ich schnell vor der großen Tür an. Zwei Wachen öffneten sie mir und verbeugten sich ebenfalls ein wenig. Ich spürte nun doch ein wenig Angst hochkommen. Er stand mit dem Rücken zu mir an dem Geländer und schaute hinab auf den Wald, doch hatte ohne Frage meine Ankunft bemerkt.

"Ich habe dich hierher gerufen, da ich denke, dass diese Angelegenheit privat geklärt werden sollte. Deine Mutter ist bereits letzten Abend abgereist, doch wäre sicherlich ebenfalls nicht erfreut", sprach er mit seiner erhabenen Stimme und drehte sich um. Ich konnte nur schwer Augenkontakt halten und sah oft zu Boden. "Legolas hat bereits vor ein paar Stunden mit mir gesprochen und ich habe es mir durch den Kopf gehen lassen." Das war schon mehr, als ich jemals erwartet hätte, um ehrlich zu sein.

"Also liegt der Wusch auch bei dir?" Ich musste ein paar Mal blinzeln, doch sah ihm dann in seine stahlblauen Augen während ich "Das tut er", sagte und versuchte irgendeine Reaktion aus seinem Gesicht abzulesen. Er ließ sich einige Sekunden mit seiner Antwort Zeit, doch warum? Wir beide wussten, dass sie in irgendeiner Weise ein 'Nein' enthalten würde.

"Ich habe dich immer wie eine Tochter behandelt und du bist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich würde mich sehr freuen, wenn mein Sohn dich zur Frau nehmen würde", sprach er schließlich doch und ich riss überrascht meine Augen auf. Träumte ich gerade? Was? Wie?

"... wenn er kein Prinz wäre und ich kein König", setzte er seinen Satz jedoch fort und mein Mut schwand schnell wieder. Natürlich hatte er das nicht vergessen. Ich neigte meinen Kopf verstehend. Ich wollte nicht unbedingt noch mehr Gründe hören, warum das mit Legolas und mir niemals klappen würde und drehte mich bereits zum Gehen, als er jedoch schon wieder weiterredete: "Doch Elben lieben nur einmal und ich will, dass mein Sohn glücklich wird. Das hätte auch seine Mutter gewollt." Dabei warf er einen Blick über den großen Wald hinter ihm. Ich blieb sofort stehen, doch sah ihn noch nicht an. "Ihr sollt eure Hochzeit bekommen, doch überlegt es euch die nächsten Tage noch einmal. Es wird nicht einfach sein zu befehligen, für jemanden wie dich", sagte er und sah mich dabei ebenfalls nicht an. Ich blieb noch kurz in dieser Position, um zu realisieren, was er da gerade gesagt hatte, doch sah schließlich doch zu ihm. Er hatte allerdings anscheinend dieses Gespräch bereits abgehakt und hatte sich zurück zu dem Geländer gedreht.

"Ich danke Euch", sagte ich leise, doch sehr ernst gemeint und drehte mich nun letztendlich doch zum Gehen. Er antwortete nicht, weshalb ich wieder auf die Tür zuging, durch welche mich die Wachen kommen sahen und sie öffneten. Ich hatte immernoch nicht wirklich realisiert, was gerade passiert war. Wie war das denn geschehen?

Doch ich wollte es sofort mit Legolas teilen. Wir mussten uns wirklich nicht mehr verstecken? Ich ging auf eine Elbin zu, welche ich bereits als eine des Prinzens Wache kannte und hielt sie auf. "Wisst Ihr wo Legolas sich gerade befindet?", fragte ich und versuchte die sich gerade aufbauende Freude ein wenig zu unterdrücken. Sie sah mich ein wenig überrascht an doch erwiderte dann: "Soweit ich weiß mit einem Erkundungstrupp im Süden wegen den Spinnen." Ich bedankte mich schnell bei ihr und ging schon schnell zu meinem Zimmer davon, um mich noch schnell umzuziehen. Vom Balkon wusste ich, dass es inzwischen ziemlich kalt draußen war.

Ein Leben als Waldlandelbin? // Legolas FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt