Hunger // 14

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Mein ganzer Körper fühlte sich dumpf, irgendwie nicht mehr real an. Meine Glieder schmerzten, als ich mich zur Seite rollte, oder es zumindest versuchte. Vor plötzlichen Schmerzen riss ich meine Augen auf und richtete meinen Oberkörper auf.

"Ganz ruhig", flüsterte eine müde Stimme neben mir und eine weiche Hand legte sich auf meine Schulter. Mit schneller Atmung sah ich mich verwirrt in dem Zimmer um. Es war dunkel.

"Naira", flüsterte die Stimme noch einmal und neben mir hörte ich ein Rascheln. Endlich drehte ich meinen Kopf zur Seite. "Was ist passiert?", fragte ich mit belegter Stimme. Mein ganzer Körper schien im Moment Alarm zu schlagen. Alles tat weh und fühlte sich einfach nicht richtig an.

"Eine Spinne hat dich gebissen und du hast es mir nicht erzählt", erklärte der Prinz, doch man konnte heraushören, dass er dabei ein wenig lächelte. "Es tut weh", flüsterte ich kleinlaut. Legolas antwortete zunächst nicht und drückte mich sanft auf das Bett zurück. "Es tut mir leid. Ich wollte nur kämpfen", murmelte ich leise und kuschelte mich vorsichtig in seine Arme. Ich liebte es von ihnen umschlossen zu sein. Sie gaben mir ein starkes Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Sie stellten im Moment das für mich da, was mein Körper mir nicht geben konnte.

"Jeder wird mal verletzt, das heißt nicht, dass du nicht kämpfen kannst", hauchte er leise und gab mir einen kleinen Kuss auf den Kopf. Ich war müde und erschöpft, doch ich wollte nicht schlafen. Ich wollte Legolas' Nähe genießen und nicht noch mehr Zeit verschwenden. Ich hatte anscheinend schon den ganzen gestrigen Tag verschlafen. Außerdem, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, ob ich das Gefühl nicht einfach vertauschte, hatte ich Hunger. Ich hatte gestern nur ein Frühstück gegessen. Außerdem fühlte es sich schon recht früh an, auch wenn es draußen noch dunkel war. Es regnete immer noch, wenn auch leichter.

Ich wartete noch ein paar Minuten, bis die Atmung des Prinzens regelmäßig ging, dann hob ich leicht seinen Arm an und rollte mich vorsichtig heraus. Ich kniff kurz die Augen zusammen vor Schmerz und hätte um ein Haar losgebrüllt, als sich mein linkes Bein mit dem rechten ein wenig verhakte. Ich atmete nochmal tief durch und setzte mich auf. Mir war selbst nicht so wirklich klar, wo ich um die Zeit Essen herbekommen sollte.

Als ich so dasaß, wurde mir klar, dass auch mein Kreislauf nicht ganz auf der Höhe war. Inzwischen interessierte mich wirklich was mit dieser Wunde passiert war, dass sie so schlimm wurde. Also stand ich vorsichtig auf und hüpfte vorsichtig hinüber zu einer Tür, die ich öffnete und in den nächsten Raum hineinging. Meine Augen brauchten einige Zeit, um sich an das noch dünklerere Schwarz zu gewöhnen.

Wenn ich etwas zu Essen finden würde, dann war das hier. Ich humpelte etwas unbeholfen an den Regalen und Tischen vorbei. Das alles gehörte noch zu Legolas' Gemach dazu.

Doch nirgends konnte ich etwas Essbares finden. Schließlich gab ich mich mit einer Flasche Wasser zufrieden und trank sie auf einen Sitz aus. Ich fühlte mich schon etwas besser, auch wenn das die Schmerzen nicht linderte.

Ich fuhr erschrocken herum, als sich die Tür hinter mir öffnete. Mir wurde erst klar, dass es vermutlich bloß Legolas war, als ich schon im Flug Richtung Boden war. Ich war zu weit von ihm weg, als dass er mich rechtzeitig hätte auffangen können, also kam ich hart auf dem Teppich auf. "Der Heiler hat gesagt, du sollst unbedingt die nächsten Tage liegenbleiben", murmelte Legolas immer noch müde und machte sich nicht die Mühe mir aufzuhelfen, sondern hob mich einfach direkt auf. "Tut mir leid", flüsterte ich leise in sein Schlafgewand hinein, während er mich zum Bett trug.

"Warte kurz", sagte er, nachdem er mich abgelegt hatte und ging zu seiner Seite des Bettes. Dort hob er etwas vom Boden auf und stellte es auf die Bettdecke. "Ich wusste, dass du Hunger haben würdest", fügte er noch hinzu und ging dann zum Fenster, um den Vorhang zurückzuziehen, wodurch es allerdings nicht viel heller wurde.

"Musst du nicht schon längst weg?", fragte ich, als ich mich bereits auf das Essen stürzte. "Ich wollte warten, bis du wach bist", antwortete er und ging zu seinem Schrank. "Ich schicke dir noch den Heiler vorbei und bis dahin bleibst du schön da liegen, verstanden?", fragte er und warf mir einen zweifelnden Blick zu. Er schien selbst nicht wirklich zu glauben, dass ich das schaffte.

Ich gab einen zustimmenden Laut von mir und aß glücklich weiter. Schon verschwand der Prinz im Badezimmer, um seine Haare zu machen. Ich konnte mir, auch wenn er sie teilweise geflochten hatte, nicht vorstellen mit so freien Haaren zu kämpfen. Das wäre mir viel zu anstrengend. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis er wieder hinauskam und seine Waffen nahm.

"Also versprichst du mir hierzubleiben?", fragte er, als er nochmal zu mir kam. Ich nickte mit vollem Mund und hielt ihm mit einem fragenden Blick ein Stück Apfel hin. Er lachte kurz und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Glücklich sah ich ihm noch hinterher, als er aus seinem Zimmer verschwand und mir noch einen letzten Blick zurück zuwarf.

Ein Leben als Waldlandelbin? // Legolas FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt