Ego

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Lazai spürte etwas an seiner Schulter, eine warme große Hand, welche ihn sanft berührte und wach rüttelte. Murrend öffnete er die Augen und zog seinen Arm über sein Gesicht, als er eine tiefe, raue Stimme an seinem Ohr hörte: „Lazai? Hey, wach auf."

Der Engel öffnete schließlich langsam die Augen und blickte direkt in die zwei bernsteinfarbenen Irden von Reece, welcher unmittelbar über ihm lehnte, seine Hand umfasste die schmale Schulter von Lazai, welcher etwas zurück zuckte. Reece ließ ihn daraufhin direkt los und die Wärme verschwand mit ihm. Vorsichtig setzte sich Lazai auf und rutschte etwas hinter, um Platz auf dem Sofa zu machen, falls Reece sich setzen wollte.

„Was ist los?", fragte er dann nach.

„Ich hab einen Anruf bekommen, es gab einen neuen Mord, mit einem neuen Ritual, wie es scheint", erklärte Reece ihm knapp und Lazai brauchte etwas Zeit um diese Information zu verarbeiten, dann: „Wie bitte? Ein Mord, aber? Wie?"

„Keine Ahnung", sagte Reece nur seufzend. „Aber Abaddon hat sich eben gemeldet, der Tod ist alles andere als begeistert und verlangt eine schnelle Aufklärung davon."

Lazai verdrehte die Augen. „Ihr Unterwelt-Wesen seid viel zu ungeduldig damit, wir können nun leider nicht zaubern."

Reece sah ihn undefiniert an, vielleicht etwas beleidigt wie Lazai fand.

„Keine Beleidigung gegen dich, Hexenmeister", erwiderte der Engel dann abwinkend, wobei er das letzte Wort etwas betonte, dann fragte er: „Wo müssen wir hin?"

„Zur Ligne de petite ceinture de Paris", erklärte Reece.

„Die alte Eisenbahnstrecke?", fragte Lazai verwirrt nach.

„Genau die", bestätigte Reece ihm.

Lazai nickte langsam.

Wer um alles in der Welt kommt auf die Idee, dort ein Ritual auszuführen, geschweige denn dort jemanden zu ermorden? Der Ort war so abgelegen und... Seine Augen weiteten sich.

„Was ist?", fragte Reece nach, der den Wechsel der Mimik wohl bemerkt hatte.

„Reece, die verlassene Eisenbahnstrecke, die ist mitten im Wald, es ist ein großes Areal und zudem ein sehr abgelegener, wenig besuchter Ort, faktisch perfekt für einen solchen Mord", sagte Lazai dann aufgebracht und etwas skeptisch.

„Ja, damit hast du Recht, worauf willst du hinaus?" Reece schien verwirrt zu sein.

„Die anderen drei Morde, waren nicht so. Hör mal, Neid war privat in ihrem Badezimmer, Habgier war in der Nähe eines Kasinos und Wollust war in einem Hotelzimmer. Es waren also bislang immer Plätze, welche leicht zugänglich in der Öffentlichkeit lagen oder Orte die privat bei den Opfern zuhause waren, warum dieser Wechsel des Ortes?", sagte Lazai nachdenklich.

So langsam schien es bei Reece Anklang zu finden, er nickte langsam und meinte: „Stimmt, dann sollten wir uns beeilen nachzusehen, bevor da zu viel Trouble herrscht mit den Vorgesetzten."

Lazai nickte zustimmend.

*

„Ah, wenn das mal nicht der Sündenfall des Himmels persönlich ist und sein geliebter Hexenmeister", begrüßte die melodische, klangvolle Stimme von Lux Ferre, besser Bekannt als Luzifer.

Lazai blieb stehen und hielt Reece automatisch mit seinem ausgebreiteten Flügel zurück.

„Lux, was willst du hier?", fragte Lazai dann ernst nach.

„Mir meinen Tatort ansehen", war die arrogante Antwort des gefallenen Engels, welcher über seine Schulter nach hinten sah, das schwarze lange Haar war in einem lockeren Zopf geflochten. „Das Mädchen war wirklich schön, schade dass sie ein so abruptes und hässliches Ende finden musste."

Wicked GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt