Absolutely Anything

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Die Tage zogen sehr langsam ins Land und Lazai musste so allmählich wieder zurück in die Kirche, um seinen Gottesdienst abzuhalten, und somit zurück in seinen vorigen Alltag.

Zu Beginn des Gottesdienstes war er noch einigermaßen konzentriert darauf, er freute sich auch teilweise wieder anderweitig arbeiten zu können, umgeben von Menschen zu sein und die freudigen Gesichter von diesen zu sehen, allerdings drifteten seine Gedanken im Laufe der Predigten in eine Richtung ab, die ihm so überhaupt nicht gefiel.

Ihm war, als würde sich so langsam eine dunkle Wolke über sein Gemüt legen, vielleicht aber hatte diese ihn auch gar nicht erst verlassen.

Seine Gedanken fanden sich schließlich erneut bei Reece wieder, bei Asmodis, dem Fall, bei der bitteren Enttäuschung, der Auseinandersetzung.

All dem Negativen, was sich über die letzte Zeit so angestaut hatte, seit er wieder mit diesen zwei Figuren seines Lebens konfrontiert worden war, und was nicht wieder abgeklungen war.

Er wollte nicht weiter daran denken, er wollte seine Gedanken abschalten und nur für die Menschen um sich herum da sein.

Nur für seine kleine, positive, hoffnungsvolle Gemeinde.

Er wollte in diesem Moment einfach nur noch den Fall vergessen. Er wollte Reece vergessen. Er wollte ihre Vergangenheit vergessen.

Nur ein einziges Mal.

War das denn wirklich zu viel verlangt?

Missmutig darüber, pressten sich seine dünnen Lippen aufeinander, während er gemeinsam mit der Gemeinde schweigend betete. Es war das Abschlussgebet und er war sehr dankbar dafür, dass es bald vorbei war und er wieder alleine sein konnte. Er musste sich wohl oder übel in Ruhe mit seinen Gedanken auseinandersetzen. Sein Geist würde sonst keine Ruhe finden.

Zumindest nicht für heute und er brauchte diese Ruhe.

Bilder taten sich vor seinem inneren Auge auf, das was Asmodis beschrieben hatte war ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Er stellte sich vor, wie Reece den Dämon gegen die Wand drückte, sich energisch über seinen Körper hermachte, ihn entkleidete während er ihn grob Küsste und auf seiner kalkweißen Haut dunkle Flecken hinterließ, um den Dämon für sich zu markieren. Asmodis mochte es, wenn es grob wurde und er markiert wurde. Reece hatte ihm genau das geben können und so viel mehr noch.

Er verspürte eine leichte Eifersucht in sich aufkommen, welche er schnell wieder zu verdrängen versuchte.
Warum eifersüchtig werden? Er wusste noch, als Jadon ihm die Szenerie ihres Aktes zeigte, er tat dies, um ihm die Augen zu öffnen, ihm aufzuzeigen, dass alle dämonischen Wesen gleich waren und nicht viel von Treue und Loyalität hielten; und alles an was Lazai in diesem Moment denken konnte, war die Sehnsucht danach an Asmodis' Stelle zu sein.

Er schluckte hart.

Er sollte nicht so denken, er fühlte sich so schmutzig damit.

Er fühlte sich benutzt und irgendwie schuldig – Reece gegenüber.

Er hatte ihm danach so viel an den Kopf geworfen. Er war so unfair ihm gegenüber geworden.

Die Orgel begann schließlich zu spielen und Lazai wurde aus seinen Gedanken gerissen.

Zum Glück.
Er öffnete seine Augen, sah auf und löste sich von seinem Platz hinter dem Altar. Er ging durch die hohe, weite, helle Halle der Kirche und öffnete dann die große dunkle Holztür. Er verabschiedete die Menschen, welche für den Gottesdienst gekommen waren und entsendete sie raus in das sonnige Wetter von Paris mit einem warmen Lächeln.

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