12. „Komplexe Gefühle wie Enttäuschung."

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"Das bedeutet Krieg", grummelte Sirius, als ich mit meinen Ausführungen aus unserem heutigen Zaubertränke Unterricht endete. "Er will ihn und er wird ihn kriegen."

"Er hat seine Bestrafung schon bekommen", warf Remus ruhig ein und schrieb seelenruhig an seinen Hausaufgaben weiter. "30 Punkte Abzug ist genug."

"Aber das ist nicht unsere Rache, das ist die Bestrafung der Schule. Unsere Rache wird viel größer als nur 30 Punkte Abzug", murmelte James, der seinen Schnatz fliegen ließ und ihn finster mit seinen Haselnuss farbenen Augen verfolgte.

"Ich dachte, wir wollten uns auf Villin konzentrieren", warf ich stirnrunzelnd ein. "Oder nicht?"

"Aber mit Villin kommen wir momentan nicht voran... Wir müssen sowieso bis Freitag warten, weil wir erst dann eventuell an Informationen kommen, Lyn."

Ich wandte meinen Blick ab und nickte einfach nur.

"Okay."

"Gut", beendete James mit einem "dann-wäre-das-ja-geklärt"-Ton. "Ich schlage vor, einer von und lenkt ihn ab und dann holen wir sein hässliches Ranzbuch und fackeln es ab."

Sirius nickte hastig und deutete mit einem Lakritz Zauberstab auf ihn, als wäre das Idee des Jahrhunderts.

"Ich gehe schlafen", murmelte ich nur und stieß mich von der Wand ab, an der ich lehnte.

"Aber Schwinge, wir brauchen deine Kreativität! Ohne dich sind unsere Pläne nur halb so gut!"

"Ich bin müde."

"Nagut", seufzte Sirius und lehnte sich dann zurück. "Gute Nacht, Lyn."

"Nacht."

Ohne die beiden nochmal anzuschauen, trat ich aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir.

Ich wusste, es war dumm, so viel darein zu interpretieren, wahrscheinlich waren die Jungs  einfach nur gefühlsblind wie immer, aber jetzt grade, in diesem Moment, fühlte es sich an, als wäre es ihnen egal.

Egal, dass Villin weiterhin seine Schreckensherrschaft weiterführte und egal, dass ich in meinem fensterlosen Zimmer verrottete.

"Es sind die Jungs", tröstete mich eine vertraute Stimme. "Du hast doch nicht erwartet, dass sie komplexe Emotionen wie Enttäuschung verstehen, oder?"

Ich drehte mich um zu Remus, der mir aus dem Zimmer gefolgt war und mich nun mitleidig anlächelte.

"Natürlich nicht, das war dumm", schnaubte ich und rieb mir über die Stirn. "Sie meinen es wahrscheinlich gar nicht böse. Vermutlich wissen sie noch nicht mal, was sie tun."

"Ganz genau", stimmte er mir zu. "Kluges Mädchen."

"Remus, tu nicht so, als wäre ich ein Baby..."

"Du wirst so schnell erwachsen", seufzte er und grinste, als ich spielerisch nach ihm schlug. "Da ist sie ja wieder..."

"Also, ich weiß nicht, wie ihr das auffasst, aber für mich sieht das Sehrwohl nach flirten aus..."

Wir beide fuhren herum und begegneten Sirius Blick, der seinen Kopf zwischen der Tür hervorsteckte.

Ich verdrehte nur die Augen und sah zu Remus, der ihn mit einer gehobenen Augenbraue fixierte.

"Sirius, hast du nicht irgendwas besseres zu tun, als uns zu bespitzeln?"

"Eigentlich warte ich noch auf den Kuss."

"Gut. Remus und ich gehen uns dann in meinem Zimmer küssen", erwiderte ich nur und machte demonstrativ ein Schritt auf meine Tür zu.

"Echt jetzt?", fragte er mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht definieren konnte.

"Nein", stellte ich klar und verdrehte die Augen. "Als der Sinn für Sarkasmus verteilt wurde, war Tatze anscheinend geistig abwesend."

"Autsch."

"Verschwinde jetzt!"

"Schon gut, du Furie!", beruhigte er mich und schloss die Tür hinter sich.

Seufzend drehte ich mich zu Remus.

"Guck mich nicht so an", murrte ich. "Sonst merkt er doch nicht, dass er was falsch gemacht hat."

"Lustig, dass du denkst, das würde er jemals von allein. Weißt du, Lyn, an sowas hättest du denken müssen, als du dich mit uns angefreundet hast."

"Immerhin hab ich dich", seufzte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich muss jetzt darüber nachdenken, wie ich vorgehe, gute Nacht, Moony."

Er lächelte.

"Gute Nacht."

evelyn. || Die RumtreiberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt