Kapitel 24

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„Was…“ Remus schluckte. „Was läuft hier?“ Noch immer ignorierte Labartu die Faunus, die vor ihr auf dem Boden lagen.
Sky verzog sein Gesicht wieder zu einem Lächeln. „Wie lief es mit den anderen Probanden?“, fragte dieser.
Labartus Gesicht blieb so kühl wie vorhin. Mit kalter und berechnender Stimme antwortete sie ihm: „Wie erwartet. Es wirkt. Und die Infektionsrate ist äußerst hoch. Es wird nötig sein, das Gegenmittel jedem der Gruppe zu verabreichen, wenn sie nicht infiziert werden sollen.“
Sky zuckte mit den Schultern. „Ach weißt du, so wie ich den Professor kenne, wird ihn das nicht einmal jucken. Der wird das Gegenmittel nur für sich und ein paar Wenige opfern. Die kleinen Handlanger sind ihm doch schon lange egal. Einzig und allein die Forschung besitzt seine ungeteilte Aufmerksamkeit.“
„Das stimmt wohl.“ Labartu drehte sich um, als sie die Tür erneut knarren hörte. Die Wache war zurückgekehrt, eine kleine Box in den Händen haltend. Die weiße Faunus rückte zum Neuankömmling hin, wobei Sky sie interessiert beobachtete. Sie ergriff das Kästchen und legte es auf einen der Tische, die in der Ecke standen. Die Faunus legte sich sogleich Handschuhe an, ehe sie sich wieder ihrem Packet zuwandte. Vorsichtig öffnete sie den Deckel und zog eine kleine Spritze und eine Phiole daraus hervor. Remus zählte eins und eins zusammen. Er rüttelte an den Fesseln und zuckte dabei hin und her. Sky lachte bei diesem Anblick. „Jetzt beginnt der eigentliche Spaß. Ich kann verstehen, dass deine Vorfreude groß ist, doch musst auch du dich beruhigen. Ansonsten gibt es ein riesiges Chaos.“
Labartu zog die Spritze mit einer Flüssigkeit auf. Remus hörte Casey stöhnen und durch den Knebel Jammern. Auch Livia wehrte sich gegen die Fesseln. Doch der Sensenmann kam in Gestalt einer weißen Hundefaunus, eingekleidet in einer roten Robe, auf sie zu. Sie blickte von Casey, zu Livia und verharrte schlussendlich auf Remus. Ihr Gesichtsausdruck ließ nicht erahnen, was sie dachte. Die kühle Maske, die sie sich aufgesetzt hatte, schien keine Schwachstellen zu haben, um ihre wahren Gedanken erahnen zu können.
Oder war das ihr wahres Gesicht…?
Labartu kniete vor Remus nieder, der sich noch immer zu befreien versuchte. Die Fesseln hatten sich gelockert. Mit ein wenig Kraft könnte er seine linke Hand losbekommen. Labartu sah ihm direkt in die Augen. Ihre Lippen spitzten sich zu zwei Worten, die sie mehr hauchte, als aussprach: „Vertrau mir.“
„Nein!“
Remus‘ Schrei war wie aus der Pistole geschossen. Er gab sich einen Ruck und bekam seine linke Hand frei, die er sofort auf Labartu niedersausen ließ. Labartu war komplett unvorbereitet. Sie konnte dieses mysteriöse Gesicht nicht weiter aufrechterhalten und zuckte zusammen.
Doch die Faust traf nicht auf Fleisch. Es gab überhaupt keinen Aufschlag. Seine Faust war mitten in der Luft zum stillstand gekommen und als Remus seine Hand betrachtete, meinte er ein leichtes Schimmern darum zu erkennen. Labartu sah Remus schockiert an. Er konnte es nicht beschwören, ob er sogar eine Träne gesehen hatte, die sich an ihren Augen festgesetzt hatte und nur darauf wartete, auf den Wangen runterzugleiten.
Remus‘ Blick glitt zu Sky, der lässig eine Hand erhoben hatte. Sky zwinkerte ihm zu. Dann drehte er seine Hand langsam im Uhrzeigersinn und Remus musste zu seinem Entsetzen feststellen, wie sein eigener Arm der Bewegung folgte, bis der Schmerz einsetzte und seine Knochen ächzten. Remus schnappte nach Luft.
„Schau mal, Labartu. Der Typ hier meldet sich freiwillig und hält dir sogar die Hand entgegen.“
Labartu fasste sich wieder. Er Gesicht wurde düster. „Es scheint wohl so.“ Sie zückte die Spritze und kam mit der spitzen Nadel näher an Remus Hand heran.
„Hör auf mit dem Schwachsinn!“, schrie Remus. Er merkte ein leichtes Stupfen, als die Nadel in sein Fleisch vordrang, merkte, wie die kühle Flüssigkeit in ihn floss und sich begann zu verteilen. Sky ließ ihn los und Remus stürzte auf seine Knie. Sky lachte aus ganzer Kehle. Labartu allerdings machte einen Schritt zurück und stolzierte aus der Tür hinaus. Sky pausierte überrascht sein Gelächter. Er schaute verwirrt auf den Schauplatz vor ihm, um sich einen Reim auf Labartus Reaktion zu machen, sprintete ihr aber sogleich hinterher.
Remus blieb wie angewurzelt. Sein erschrockener Blick fixierte seine linke Hand. Es pulsierte. Es tat weh. Was nun?
Im Gang hörte Remus Sky Jemanden anbrüllen, sie solle die Gefangenen im Auge behalten.
Durch die Tür trat eine weitere Person in den Raum. Sie keuchte, als sie die Familie auf dem Fußboden sah. Remus hob den Blick und schaute auf die Faunus, wegen der sie überhaupt hier waren, wegen der sie in diese Falle gelaufen waren.
Kelly sah ehrlich schockiert aus wegen der Szene, die sich vor ihr spielte und blickte von Remus zu den Wachen.
Sie fasste sich wieder und sagte kühl: „Folgt mir! Ich bringe euch in eure Quartiere!“
Zwei Wachen traten an Remus heran und packten ihn unter den Achseln. Remus war noch immer durch den Wind. Er versuchte die ganze Situation zu verarbeiten, doch streikte sein Gehirn. Die Knights schleiften Remus hinter Kelly her, während Livia und Casey von Wachen flankiert hinterherliefen.

A Faunus TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt