EIN KLINGELN ertönte, als Hoseok einige Tage später die Tür zum Mount Everest aufstieß. Es war am späten Nachmittag, und deshalb noch relativ leer: vereinzelte Gäste saßen an der Fensterfront und aßen ein spätes Vesper oder ein frühes Abendbrot, doch der Großteil der Plätze war unbesetzt. Sein bester Freund Jimin stand hinter einer Theke; theoretisch bereit Bestellungen aufzunehmen.
Tatsächlich war er aber mehr damit beschäftigt, die Aluminiumverpackung einer Süßigkeit, die er gerade gegessen haben musste, glatt zu streichen und dabei gedankenverloren auf die Tischdekorationen zu starten.Als Hoseok ihn begrüßte, schreckte er aus seiner Versunkenheit hoch. Er stand bereits seit gut einer Stunde hier, ohne wirklich etwas zu tun zu haben, und dieses Warten hatte ihn müde gemacht. Wheein hatte angekündigt, dass es voll werden würde, doch noch hatte Jimin davon nichts bemerkt. Nicht, dass er sich darüber beschweren wollte, doch es war ein wenig langweilig, weswegen er ziemlich froh war, Hoseok zu erblicken.
„Bist du ganz allein hier?“, fragte dieser nun mit einer Mischung aus Verdutztheit und Stolz darüber, dass man Jimin bereits diese wichtige Aufgabe zugetraut hatte.
„Nicht wirklich, Wheein und Dawon sind hinten in der Küche und würden mit mir die Gäste bedienen, aber noch passiert nicht wirklich viel.“
Wheein kannte Jimin ja bereits, Dawon hatte er heute allerdings zum ersten Mal getroffen. Als sie sich vorhin gegenüber gestanden hatten, wirkte Dawon sofort sympathisch auf ihn — doch irgendetwas irritierte Jimin. Erst Minuten später war ihm klar geworden, was es gewesen war und mit der Erkenntnis darüber, war auch Scham gekommen: er hatte wohl unterbewusst versucht, Dawon ein Geschlecht zuzuordnen und war gescheitert. Obwohl es ihm eigentlich egal war, hatte er diese ständige Einordnung bisher nicht abstellen können, doch nun versprach er sich noch einmal nachdrücklicher, stärker zu versuchen, sich dies abzugewöhnen.
„Ich bin mir sicher, dass es noch voller wird. Schließlich hat dieser Laden seinen Ruf nicht umsonst.“
Hoseok schenkte ihm ein breites Lächeln.Er sollte Recht behalten. Tatsächlich füllten sich die Plätze im Laufe der nächsten Stunden und spätestens, als es draußen stockduster geworden war, hatte auch Jimin allerhand zu tun.
Anfangs hatte Hoseok noch am Tresen gesessen und sich mit ihm unterhalten, wann immer es Zeit dafür gab, doch gegen um Acht verabschiedete er sich schließlich. Das machte Jimin ein wenig nervös, weshalb er sich darauf hin an Wheein wand.„Also soll ich jetzt weiterhin einfach die Speisen an die Tische bringen?“
So hatten sie es bisher gemacht. Dawon und Wheein sprachen mit den Gästen, nahmen Bestellungen auf und wiesen Plätze zu. Jimin dagegen lieferte das Essen aus, wischte Tische ab und räumte benutztes Geschirr in die Küche.
Damit kam er gut zurecht, doch langsam fragte er sich, ob das auch genug war. Natürlich war er eine Hilfe, aber dafür hatte Hoseok ihm diesen Job wohl nicht empfohlen.„Fürs erste, ja. Es wird jetzt für ein paar Stunden so voll bleiben, also werden wir viel zu tun haben“, erklärte Wheein. „Später erwarten wir allerdings noch einen besonderen Gast, um den du dich kümmern könntest.“
„Hat er einen Platz vorreserviert? Oder was ist besonders an ihm?“
„Sozusagen, ja. Er kommt schon seit längerem jede Woche um diese Zeit her, weshalb wir diesen Platz dort“, sie deutete auf einen Tisch am Fenster, „für ihn freihalten. Er freut sich bestimmt, wenn er dich kennen lernt, wo du doch jetzt ein Teil unseres Teams bist.“
Diese Feststellung machte Jimin etwas nervös, doch er wollte Wheein den Vorschlag nicht ausschlagen, weshalb er erwiderte: „Okay, dann bediene ich ihn. S-Soll ich auf irgendetwas achten?“
„Er ist Veganer und bestellt meistens etwas, das nicht auf der Karte steht, aber die Köche kennen ihn bereits, also mach dir keine Sorgen. Außerdem bringt er meistens zwei Freunde mit, die—“, sie stockte, „etwas seltsam sind.“
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MOUNT EVEREST ― jinmin
Fanfiction»Jimin saß nun allein mit Seokjin. Das verunsicherte ihn zu erst, doch dann sah er, dass ein Lächeln auf dessen Lippen lag und zum ersten Mal an diesem Abend vergaß er, dass er es eigentlich nicht mochte, fremden Menschen in die Augen zu schauen.« ―...