kim seokjin.

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cw: negative stimmung/suizidgedanken
(am ende des kapitels)

TÖNE füllten den ganzen Raum.
Obwohl sich der Unbekannte erst einzuspielen schien, klang die Melodie für Jimin bereits wundervoll. Er bewunderte, wie mühelos und elegant die Finger des Spielers über die Tasten glitten, wie er die Musik scheinbar ohne nachzudenken erzeugte.

Auch der Freund des Fremden aus dem Supermarkt schien verzückt, er hatte die Augen geschlossen und schwankte leicht im Takt.
Der Fremde selbst schien jedoch gar nichts davon mitzubekommen ― er starrte abwesend in die Ferne, mit einer Mischung aus Melancholie und Nostalgie in seinem Blick.
Einzig der dritte am Tisch schien Jimin noch wahrzunehmen. Leise gab er Anweisungen, welche Getränke und Speisen er und seine Freunde bekommen wollten (wie von Wheein angekündigt, war tatsächlich etwas dabei, das nicht auf der Karte stand und Jimin gab sich besondere Mühe, alles richtig auf seinen kleinen Block zu schreiben).

Als Jimin wenige Minuten später mit den Getränken ― einem Bier, einem Whiskey und einer Pflaumenlimonade ― zurück kam, hatte sich nichts am Tisch verändert.
Er stellte die Gläser auf den Tisch, ohne die Getränke zuordnen zu können und wollte sich wieder entfernen, als sich Finger um sein Handgelenk schlossen und ihn zurückhielten.
Es war der Freund des Fremden, der bisher die Augen geschlossen gehalten hatte. Jimin hatte angenommen, er hätte ihn nicht einmal bemerkt, doch scheinbar hatte er jeden seiner Schritte mitbekommen. Nun sah er zu ihm auf und ein Funkeln lag in seinem Blick.

„M-Möchten Sie noch etwas bestellen?", fragte Jimin verunsichert.

„Nein, aber ich möchte, dass du dich zu uns setzt, bis das Essen fertig ist."

Der Fremde aus dem Supermarkt verdrehte die Augen. „Lass ihn, Taehyung. Er hat genug zu tun."

Das stimmte nicht wirklich. Schließlich hatte Wheein ihm ja gesagt, er solle sich speziell auf diese Gäste konzentrieren. Ob sie wohl gewusst hatte, dass ihm diese Einladung gemacht werden würde? Sollte dies eine Art Prüfung sein
Vielleicht war es die Müdigkeit, vielleicht auch die Tatsache, dass etwas in ihm den Fremden kennen lernen wollte, jedenfalls setzte er sich; direkt gegenüber von diesem.

„Ich bin Taehyung", stellte sich der Freund vor, der ihn an den Tisch eingeladen hatte. Vor ihm stand die Pflaumenlimonade.
„Und das ist Seokjin", er wies auf den Fremden aus dem Supermarkt und dieser verlor in Jimins Augen dadurch etwas von seiner Mysteriösität. „Neben ihm sitzt Namjoon."

Während Namjoon ihm leicht zunickte, sprach Seokjin kein Wort. Obwohl es dafür keinen Grund gab, verletzte es Jimin ein bisschen, dass dieser sich so gar nicht für ihn zu interessieren schien. Hatte er ihn etwa schon vergessen?
„I-Ich bin Jimin", krächzte Jimin nun. Obwohl er es schon früher erwartet hatte, war seine Stimme spätestens jetzt am Versagen.

„Du bist neu hier, oder? Hätte mir dein hübsches Gesicht bestimmt gemerkt, wenn ich dich schon mal gesehen hätte." Taehyung lächelte spitzbübisch und Jimin bekam rote Ohren.

„Das ist meine erste Arbeitswoche", bestätigte Jimin verlegen.

„Dann werden wir uns in Zukunft bestimmt öfter über den Weg laufen."
Sein Gegenüber sah aus, als würde ihm diese Vorstellung gefallen.

„I-Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, ob ich für diesen Job geeignet bin", lenkte Jimin ein.

„Doch doch. Das bist du, ich fühle es", sagte Taehyung bestimmt.
„Weißt du, ich kann so etwas spüren. Einmal habe ich einen Mann getroffen, der als Sekretär in einem Büro gearbeitet hat. Du weißt schon, in so einem langweiligen. Er war immer etwas unzufrieden, wusste aber nie genau warum, und hatte nie vor, den Job zu wechseln. Er dachte, vielleicht liegt es am Wetter oder an seinen Freunden, aber nie hat er über seine Arbeit nachgedacht. Viele Menschen denken gar nicht mehr darüber nach, wenn sie eine Stelle erstmal angenommen haben, weißt du? Und dann ist mir aufgefallen, wie gut er in ein Flugzeug passen würde", Taehyung kicherte ein bisschen während seiner Erzählung.
„Er hatte genau dieses Lächeln, das Flugbegleiter immer haben. Und er konnte richtig gut mit Kindern und ängstlichen Leuten umgehen. Also habe ich es ihm vorgeschlagen und da hat er es auf einmal auch erkannt. Er wusste, das ist sein Traumberuf. Das ist doch verrückt, ich meine―"

„Taehyung, könntest du ein Mal den Mund halten?" Seokjin unterbrach seinen Schwall an Wörtern und sah dabei mehr als genervt aus. Selbst im Supermarkt, beim Anblick des Schmutzes auf seiner Jacke, war er weniger gereizt gewesen.

Taehyung schien jedoch nicht sehr beleidigt. Nach wenigen Minuten der Stille flüsterte er Jimin zu: „Das heute ist ein ganz schön besonderer Abend für ihn, weißt du?"
Er deutete auf den Pianisten, er inzwischen äußerst komplizierte Rhythmen spielte. „Er hat Yoongi dort früher einmal gekannt und vermisst ihn, auch wenn er es nicht zugeben möchte."

Seokjin warf ihm einen verärgerten Blick zu, doch sagte nichts. Nach erneuter Stille wies Namjoon Jimin mit tiefer Stimme darauf hin, dass Dawon ihn gerufen hätte. Tatsächlich war das Essen fertig geworden und Jimin brachte es kurz darauf zum Tisch ― es gab Fisch für Taehyung, eine große Portion gebratener Nudeln für Namjoon und eine Art vegane Ramen für Seokjin.

Die Stimmung am Tisch wirkte nun jedoch verändert. Taehyung starrte abwesend aus dem Fenster, während die anderen beiden ihn mit einer Mischung aus Kritik und Besorgnis beäugten. War er etwa doch von Seokjins Worten beleidigt?
Ungefragt ließ sich Jimin wieder auf den freien Stuhl sinken, und weckte damit Taehyung aus seiner Starre. „Oh Essen", verkündete er etwas zu freudig. „Ich nehme den Fisch. Isst du gern Fisch, Jimin?"

„Manchmal, ja."

„Ich esse gerne Fisch. Weißt du, ich finde es aufregend, dass dabei jeder Biss dein letzter sein könnte. Verstehst du? Nur einen Löffel davon entfernt, ihn abzugeben", Taehyung kicherte, doch Jimin war von diesen Aussagen verwirrt. Und verängstigt. Er fand den Tod nicht lustig, er mochte die Vorstellung nicht, diesem nah zu sein und obwohl es sinnlos war, machte sich eine Angst vor dem Fisch und seinen Gräten in ihm breit.

„Zu meinem Pech kann mein Butler hier", er deutete auf Namjoon, „den Heimlich-Griff."

„Den was?", Jimin verwirrte diese Konversation. Er fühlte sich unwohl dabei und spürte, wie sich seine Atmung verschnellerte.

„Das bedeutet, dass er mich retten würde. Das tut er immer, er rettet uns. Weißt du, einmal, da stand ich auf einem Hochhaus―"

„Hör auf, Taehyung", kam es nachdrücklich von Seokjin. Er hatte den Blick nun vollendens vom Klavierspieler abgewandt und sah nun seinen tatsächlich seltsamen Freund an. Jimin bildete sich ein, Trauer in seinen Augen erkennen zu können. „Hör endlich auf damit."

Schweigend aßen die drei. Jimin blickte verstört ins Leere. Die Klaviermusik war zu einem ungenauen Hintergrundgeräusch geworden und seien Gedanken kreisten nur noch über die Worte Taehyungs. Obwohl er ihn erst so kurz kannte, war er froh, dass es Namjoon gab und dass Taehyung Namjoon hatte. Er fragte sich, ob dieser für ihn so war, wie Hoseok für Jimin selbst. Schließlich hatte Hoseok ihn auch schon oft gerettet. Nur vielleicht nicht vor dem Tod.

Trotzdem hatte Jimin das Gefühl, etwas dazu sagen zu müssen. Er konnte nicht aushalten, wie unkommentiert Taehyungs Witz geblieben war.

„I-Ich bin jedenfalls froh, dass er diesen Heimlich-Griff kann", seine Stimme unterbrach seltsam das Schweigen. Jimin klammerte sich mit seinen schwitzigen Händen am Polster des Stuhls fest. An den Stellen, an den sie zuvor auf seiner Hose gelegen hatten, klebte diese nun unangenehm an seinen Schenkeln.
Die Blicke der anderen lagen auf ihm und Jimin bekam das Gefühl, erklären zu müssen, was er so eben gesagt hatte. „Also weil ich es schade finde, dass du deswegen so gerne Fisch isst."

Obwohl Jimin nicht das Gefühl hatte, dass dies das richtige gewesen war, zeigte sich darauf hin tatsächlich so etwas wie eine Emotion auf Namjoons Gesicht. Er hatte den Eindruck, dass sein Blick weicher, aber auch eine Spur trauriger geworden war und dann, ganz leise, ergänzte Taehyungs Butler: „Ich auch."

Taehyung reagierte beinahe schockiert darauf. Nach Jimins kleiner Erklärung hatte er leicht gelächelt, doch nun wirkte er hauptsächlich überrascht. Einen kurzen Augenblick lang herrschte Stille, dann bekam Taehyung (vermutlich von der Kohlensäure aus seiner Limonade, vielleicht aber auch vor Rührung) Schluckauf, stand auf und kündigte an, dass er auf Toilette müsse. Namjoon folgte ihm, ohne mehr dazu zu sagen, sodass Jimin schlussendlich allein mit Seokjin saß.

Erst verunsicherte ihn das, doch dann sah er, dass ein Lächeln auf dessen Lippen lag und zum ersten Mal an diesem Abend vergaß er, dass er es eigentlich nicht mochte, fremden Menschen in die Augen zu schauen.


﹙+﹚

yeah it's all kinda weird idk
happy new year tho.
thank you for reading,
please vote and comment.

MOUNT EVEREST ― jinminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt