halloween.

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cw: einnahme von drogen

RAUCH füllte den Raum, den Jimin auf die Anweisung einer Fremden hin betreten hatte. Da schon der Vorgarten geschmückt gewesen war, hielt er dies zunächst für weitere Halloween-Dekoration. Hinter den Fenstern, die zur Straße raus zeigten und vor dem Haus verteilt hatten bereits geschnitzte Kürbisse gestanden und das Tor war mit Spinnweben bedeckt gewesen. Auch wenn Jimin dies natürlich nicht zweifellos sagen konnte, meinte er, Taehyungs Handschrift darin zu sehen.

Im Haus war es viel (wirklich viel) voller als gestern, was Jimin unwohl fühlen ließ. Schon von einer fremden Person eingelassen worden zu sein hatte ihn verunsichert, doch jetzt, beim Anblick des überfüllten Zimmers, wollte er am liebsten fliehen. Er erkannte niemanden, und die Tatsache, dass einige der Gäste tatsächlich verkleidet waren, machte es für ihn noch schwerer, sich nicht vor ihnen zu gruseln.

„Jimin", hörte er auf einmal eine vertraute Stimme sagen. Erleichtert drehte er sich um und blickte in Namjoons fragendes Gesicht. „Was machst du hier?"

„S-Seokjin hat mich gestern eingeladen", erklärte er, irgendwie ängstlich. Er hatte das alles so nicht erwartet. Der Raum, in dem sie standen, hätte ihm ohne die ganzen Menschen vielleicht auch gefallen, aber es war nicht der Salon und damit keine vertraute Umgebung. Außerdem verwirrten ihn die Mischung aus den Geräuschen der Gespräche, dem Gelächter und der Musik und die verschiedenen, für ihn unbekannten Gerüche, die in der Luft lagen.

Namjoon runzelte die Stirn und schien etwas sagen zu wollen, doch in diesem Moment platze Taehyung ins Zimmer und erkannte Jimin. Er schien schwarze Kontaktlinsen zu tragen, zumindest konnte man kaum noch Farbe in seinen Augen sehen, was Jimin einerseits verwirrte, andererseits aber auch cool fand, begrüßte ihn überschwänglich und war ziemlich aufgedreht. „Es freut mich, dass du schon wieder hier bist. Hat Seokjin dich eingeladen? Normalerweise macht er das nicht; er hat keine Freunde oder so, also freut es mich noch mehr, dass du wieder hier bist. Also dass du hier bist und dass du hier bist, weil er dich eingeladen hat, verstehst du? Setz dich doch zu uns." Er sprach sehr schnell und Jimin hatte Mühe zu folgen.

„Taehyung, ich denke nicht, dass Jimin hier mitmachen sollte." Namjoon warf ihm einen warnenden Blick zu.

„Aber jetzt ist er doch schon hier und es schadet bestimmt nicht, wenn er bei uns sitzt", erwiderte Taehyung, der Jimin schon längst zu sich auf eine schwarze Ledercouch gezogen hatte. Darauf saßen noch ungefähr vier andere und das Sofa sah viel zu klein für so viele Menschen aus. Die meisten von ihnen rauchten etwas, doch Taehyung zog kurz darauf Pillen aus seiner Tasche.

„Keine Sorge, Jim", begann er, obwohl Jimin (falls tatsächlich er mit Jim gemeint war) überhaupt nichts dazu gesagt hatte. „Das sind nur Tabletten. Hat mir mein Doktor hier verschrieben", er deutete beim Reden auf Namjoon, der nicht besonders amüsiert wirkte. Jimin war es auch nicht. Er mochte keine Tabletten. Sie erinnerten ihn daran, krank zu sein. Und er mochte es nicht, wie Taehyung drauf war. Irgendwas stimmte nicht, und wenn das die Art war, wie man Halloween feierte, konnte Jimin dieses Fest nicht leiden.

Namjoon legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte so ruhig, dass Taehyung es nicht hören konnte: „Du musst hier nicht mitmachen, Jimin." Der Angesprochene musste seinen Kopf drehen, da Namjoon hinter dem Sofa stand. Sein Gesichtsausdruck wirkte sehr ernst, und irgendwie müde. „Du musst dir das nicht anschauen. Geh nur hoch zu Seokjin, ich passe schon auf Taehyung auf."

Jimin versuchte es noch mit einem Lächeln, doch dann stand er vor allem so schnell wie möglich auf und verließ den Raum. Mit der Tür schloss er hinter sich den Lärm und die Gerüche ein und weg von sich. Obwohl er nicht ganz verstanden hatte, was all dies gewesen war, spürte er erneut Dankbarkeit für Namjoon. Vielleicht war Taehyungs Butler doch nicht so gefühl- und teilnahmslos, wie Jimin gedacht hatte.

Aus den Worten hoch zu Seokjin schloss er, dass dieser wieder auf dem Dach sitzen musste. Diesmal erklomm er die Stufen, ohne zwischendurch innezuhalten und sei es deswegen oder wegen des Rauches, der ihm immer noch in den Lungen hing, jedenfalls war er außer Atem, als er oben ankam.

Für einen Moment lang kam es ihm erneut so vor, als würde er auf dem Gipfel der Welt stehen. Die Luft hier erschien ihm in seiner Erschöpfung dünn und der Ausblick zusätzlich atemberaubend, obwohl er ihm nun schon vertraut war. Das Anwesen thronte über der Stadt wie der Mount Everest über der Welt.

„Hey", begrüßte Seokjin ihn ruhig, als Jimin sich neben ihn setzte. Er schien das komplette Gegenteil von Taehyung zu sein und die Stimmung, die er verströmte, gefiel ihm viel besser. Zudem war er nicht verkleidet, und auch darüber war Jimin froh. Halloween hatte ihm bisher nicht besonders zugesagt.

Für eine Weile lang saßen die beiden still nebeneinander. Wortlos hatte Seokjin die Decke, die er um die Schultern geschlungen hatte, auch über Jimin ausgebreitet, sodass sie nun zusammen darunter saßen. Dann schien er von seinem eigenen Verhalten verwirrt gewesen zu sein und nun blickten sie beide schweigend auf die Stadt.

„F-Feiert man Halloween immer so?", fragte Jimin schließlich.

„So?" Seokjin schien erst nicht zu verstehen, was er meinte. Als er es jedoch begriff, blickte er beinahe entschuldigend. „Oh, bist du in Taehyungs kleine Party geplatzt?"

Kleine Party schien in Jimins Augen nicht der richtige Begriff, aber er antwortete: „Ich schätze schon."

„Verstehe." Wieder eine kurze Stille, doch Jimin meinte zu erkennen, dass Seokjin nur nach den richtigen Worten suchte, und wartete deshalb geduldig. Obwohl er eigentlich gedacht hatte, dass er sich von der Unruhe wegen der vielen Menschen wieder beruhigt hatte, klopfte sein Herz so nah neben Seokjin doch wieder ziemlich schnell. Er hatte bemerkt, dass dessen Haut im schwachen Mondlicht glänzte und konnte sich kaum von diesem Anblick abwenden - und das, obwohl er der fremden Person, die ihm die Tür geöffnet hatte, kaum hatte Hallo sagen oder seinen Blick vom Boden heben können.

„Wir können Taehyung nicht vorschreiben, was er machen soll, weißt du?", begann Seokjin nun.
„Er macht das-" Trotz seiner Überlegungen vorher schien er nicht mit seinen Worten zufrieden. Also korrigierte er sich: „Er nimmt schon lange Drogen. Und das können wir ihm nicht verbieten. Er ist erwachsen und wir sind nicht seine Eltern." Es klang ein wenig, als wolle er sich rechtfertigen, obwohl Jimin sein Bestes gab, verstehend auszusehen.

„Was du da unten gesehen hast, das ist wohl irgendwie unser Versuch, auf ihn aufzupassen. Namjoon ist immer bei ihm, wenn er seine Drogen nimmt und-", er suchte nach dem richtigen Wort, „verwaltet sie sozusagen. Wir versuchen, seinen Konsum auf seltene Events zu beschränken - Tage wie heute, Halloween. Oder Silvester. Es ist vielleicht nicht die beste Lösung, aber immerhin versuchen wir es, schätze ich."

Seokjin wirkte schon wieder traurig und diesmal wollte Jimin derjenige sein, der ihn so beruhigte, wie er es mit ihm getan hatte. „I-Ich finde, es ist wirklich nett von euch, dass ihr das macht."
Sie lächelten einander an und Jimin fand, dass Seokjins Lächeln wirklich außergewöhnlich schön aussah.

„Wir hätten ihm schon helfen sollen, bevor er das erste Mal welche genommen hat", erwiderte Jimins Gegenüber reuevoll.

„Kennt ihr ihn denn schon so lange?"

„Ja. Zumindest ich kenne Taehyung schon seit er dreizehn war. Wir-", er schien zu überlegen, ob er Jimin anvertrauen sollte, was er erzählen wollte. Er entschied sich dafür. „Wir sind zusammen aufgewachsen. In einem Heim."

﹙+﹚

so thats some kind of a plottwist ig??
anyways, don't do drugs, kids.

thank you for reading,
please vote and comment.

MOUNT EVEREST ― jinminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt