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Dieser Satz ließ mich schlucken und ertappt zu Boden schauen, da er ja nicht gerade der Einzige war, der sich hier Sachen vorgestellt hatte. Fast war ich enttäuscht, als er sich wieder dem Herd zuwandte. In seiner Gegenwart würde sich mein Puls so schnell nicht beruhigen, da war ich mir sicher. Um die Anspannung ein wenig zu lösen, beschloss ich über unverfänglicheres zu reden.

"Ich soll dich übrigens von Yoongi grüßen und dir seine Nummer geben. Er ist ein guter Freund von mir und als ich ihm von dir erzählte, meinte er, ihr wärt früher auch Freunde gewesen." erzählte ich und Jin drehte sich mit überraschtem Blick zu mir um.

"Yoongi... ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen. Er war mein bester Freund. Es war echt schade, den Kontakt zu verlieren. Können wir ihn bald mal treffen?" fragte er aufgeregt und ich schmunzelte über seine Begeisterung. 

"Ja klar. Er kommt übermorgen von einer Geschäftsreise zurück, dann machen wir was aus." schlug ich vor und er drehte sich nickend wieder zum Herd um. Es roch himmlisch und mir knurrte schon der Magen.

"Fertig, hilfst du mir, den Tisch zu decken?" sagte er plötzlich und hielt mir Weingläser und eine Flasche Valpolicella hin. Ui, er versuchte mich nicht mit staubtrockenem, uraltem, teuren Wein zu beeindrucken, sondern hatte einen leichten fruchtigen gewählt. Er sammelte immer mehr Pluspunkte bei mir. Mit Wein kannte ich mich aus, mein Vater arbeitete schließlich für Koreas größten Weinimporteur und Großhandel. Zufrieden stellte ich die Gläser ab, entkorkte den Wein und schenkte uns ein, dann lief ich wieder zu Jin, der gerade verschiedene Schüsseln befüllte und nahm welche, die schon fertig waren um sie ebenfalls auf den Esstisch zu stellen. 

Als letztes nahm ich 2 bereitgestellte Teller und die Stäbchen, die er daraufgelegt hatte und brachte sie in den Essbereich, während Jin drei Platten mit Fleisch und Gemüse trug. Das war eine Menge Essen, das nun auf dem Tisch stand und mir lief bei dem Anblick fast das Wasser im Mund zusammen. Er rückte mir meinen Stuhl zurecht und ich setzte mich, wenn das Essen so gut schmeckte, wie es roch, dann würde ich ihn sicher heute noch den Bund mit mir eingehen lassen und gleich hier einziehen. Ich wusste, dass es die Endorphine in meinem Kreislauf waren, die mich so denken ließen, denn der Körper wollte sicherstellen, dass man sich so schnell wie möglich mit seinem Mate verband, darum fühlte es sich auch nicht so an, als würden wir uns erst seit gestern kennen. 

In dem Moment, wenn sich die Ringe zeigen, startet ein Bonding-Prozess, der die Mates immer stärker zueinander hinzog und der dann nicht mehr gestoppt werden konnte. Das Verlangen den letzten Schritt zu gehen und so für immer zueinander zu gehören, würde von nun an immer stärker werden, bis wir es dann irgendwann nicht mehr aushielten. Dennoch versuchten viele Anstandshalber wenigstens ein zwei Wochen zu warten um ein großes Familienfest, ähnlich einer Hochzeit zu veranstalten. Heiraten musste man als Mates nicht mehr, da der Bund genauso rechtsgültig war, wie eine Ehe von Nicht-Mates auf dem Standesamt. Heiraten war auch nur Menschen erlaubt, deren Mates gestorben waren.

Während des Essens, erzählten wir uns unser komplettes bisheriges Leben, was bei mir nicht so viel war und eigentlich fast nur Erlebnisse mit mir und Jungkook beinhaltete. Seine Geschichte war viel spannender. Er hatte zur Ausbildung zum Koch, Europa bereist und dort gelernt, dann war er zwei Jahre in Australien, ehe er wieder nach Korea zurück gekehrt war. Seine Eltern hatten schon immer ein Restaurantgeführt und als sein Vater starb, wollte seine Mutter nicht alleine weitermachen, also übernahm er das Restaurant, aber renovierte und änderte die komplette Karte. Es war nun erfolgreicher, denn je und seine Mutter half nur noch ab und zu aus, wenn sie zu Hause Langeweile hatte.

"Du musst sie bald kennenlernen, sie wird sich sehr freuen, sie dachte ich ende einsam als Single, weil ich mit 23 noch ohne Mate war. Aber ich hab's ihr noch nicht erzählt, sonst säße sie jetzt mit uns hier am Tisch und wir hätten keine Ruhe." meinte er lachend und ich musste direkt an meine eigenen Eltern denken, die mich ja schon direkt am ersten Tag, an dem es möglich war, seinen Mate zu finden, so gedrängt hatten. mit 23 hätten die mich wahrscheinlich gegen jeden Mann geschupst, den wir getroffen hätten.

"Meine Eltern sind auch nicht besser. Das mit dem Getränk gestern, war pure Absicht von meiner Mutter. Du bist übrigens morgen bei uns eingeladen. Die werden uns jetzt solange nerven, bis die  Ringe golden sind..." erwiderte ich Augenrollend und erntete wieder ein Lachen.

"Also an mir solls nicht liegen, ich könnte dich auch mit goldenem Ring dort abliefern und du holst einfach deine Sachen und bleibst bei mir." bot er frech grinsend an und ich verschluckte mich fast an einem Stück Fleisch. Anscheinend dachte er das gleiche wie ich, nur im Gegensatz zu mir, hatte er kein Problem damit, es auch auszusprechen. 

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