.7.

503 41 0
                                    

Der Neuankömmling hatte sich nach der innigen Umarmung mit an den Tisch gesetzt und genoss nun ebenfalls das köstliche Mahl aus der Schlossküche. Die Streicher spielten eine leise Melodie und übertönten somit das lästige Schmatzen der Anwesenden. Sie alle aßen in Stille, warteten geduldig auf das Ende, um den spannenden Geschichten des ältesten Prinzen lauschen zu können. Jedes Mal, wenn der junge Mann zurück gekommen war, berichtete er von den aufregendsten Abenteuern, die seine Reisen begleiteten und füllte den Speisesaal mit staunenden oder freudigen Lauten.
Besonders Jeongguk faszinierte all dies mit jeder vergangenen Erzählung aufs Neue. Er bewunderte seinen Bruder: seinen Mut, seine Stärke, seine Kraft und seinen Charme. Mit jedem Wort, das seine schmalen Lippen verließ, fing er die Aufmerksamkeit aller Leute seiner Umgebung ein und verzauberte sie mit seiner ganz persönlichen Art. So wollte auch der Jüngere eines Tages sein und niemand könnte ihm diesen Gedanken jemals austreiben.
Nach einer Weile legte die Königsfamilie nun endlich das Besteck zur Seite, tupfte sich die Münder mit den weißen Beilegtüchern ab und wendete sich an den größeren Prinzen.

"Also Junghyun, was gibt es Neues in der Welt?"

Die einzige Frau am Tisch lächelte ihren Sohn gespannt an und faltete ihre zarten Hände im Schoß. Auch die Anderen wurden neugierig und bedachten den Mann abwartend. Der Angesprochene räusperte sich und setzte zum Reden an, wurde jedoch durch ein lautes Klopfen an den großen Eingangstüren unterbrochen, die sich kurz darauf auch schon öffneten. Ein kleiner Mann mit Brille, grauen Haaren und ein paar Büchern unter den Armen trat herein und verneigte sich einmal tief, als er vor dem abgeräumten Mittagstisch zum Stehen kam. Er nickte dem König zu, wandte sich dann aber an Jeongguk und betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Seine Haltung war steif und verspannt, wartete er sichtlich auf etwas seitens des jüngsten Prinzen. Der Dunkelhaarige wusste bereits, was nun auf ihn zukommen würde und hatte plötzlich sofort seine komplette Energie verloren, die er durch die Ankunft seines Bruders getankt hatte. Der Unterricht sollte weitergehen und den Nachmittag nur unnötig in die Länge ziehen, so dachte zumindest der Jüngste.

"Jeongguk. Jetzt geh schon und lass Andere nicht ständig warten, nur weil du mal wieder zu faul zum Aufstehen bist."

Genervt seufzte er auf und stand, die Augen verstehend, von seinem Stuhl auf. Sein Vater nahm keine Rücksicht auf die schmerzenden Glieder des Jungen, für ihn galt nur das Ansehen und Macht, mehr würde ihn auch in vielen Jahren nicht interessieren. Doch was sollte man schon gegen den Herrscher des Landes ausrichten?

"Und vergesst die Tanzstunden nicht. Junghyuns Verlobungsball findet in weniger als einer Woche statt und dort möchte ich ebenfalls keine Blamage sehen."

"Natürlich eure Hoheit. Wir werden sofort damit beginnen."

Eine bedrückende Stille umhüllte nach diesen Worten den kleinen Prinzen und mit gesenktem Kopf ließ er sich von seinem Lehrer aus dem Raum führen. Träge schleppte er seinen Körper durch die langen Gänge des Gebäudes und schlurfte lustlos hinter dem älteren Mann hinterher, seine Gedanken noch bei dem vorherigen Gespräch.
Er wusste von der Feierlichkeit, auch den Grund für diese und was daraufhin folgen würde. Doch genau diese Tatsache stimmte den  Jungen traurig und ließ einen unangenehmen Kloß in seinem Hals bilden. Nach dieser einen Woche sollte sein Bruder in ein anderes Königreich gehen, dort als Nachfolger des Thrones antreten und regieren. So, wie es der Dunkelhaarige dann eines Tages auch in seinem Land machen müsste.

Royalty || jikook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt