1. Kapitel

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Langsam wog ich mich in dem Takt der Musik. Meine Augen waren geschlossen und ich spürte die Hitze auf meiner Haut. Rauch hing in der Luft. Es stank nach Alkohol, billigem Parfum und Canabis. Ich wusste, dass Menschen um mich herum waren, aber spürte nur den Bass, der meinen Körper pulsieren ließ. Wieder und wieder.
Als ich meine Augen öffnete, sah ich mich um. In dem Club waren nur noch ca. 30 Menschen, von denen die Hälfte irgendwo auf den Sofas lag. Betrunken und bekifft. Zu was anderem wurden die Sofas auch nicht benutzt. Weit konnte man allerdings nicht sehen, da es doch sehr qualmig war. Und die Menschen wollte man eigentlich auch nicht sehen. Es waren alles Trottel. Wer sonst ging unter der Woche in den Club?
Als das Lied wechselte schloss ich wieder meine Augen. Das wunderbare Wechselspiel zwischen E-Gitarre und Orgel verschaffte mir eine Gänsehaut.

Ich hätte ewig so weiter tanzen können, aber mein Handy vibrierte. Es war Zeit nach Hause zu gehen. Bald. Ich allerdings tanzte weiter. Das Lied war einfach zu gut.
Bis ich ein tippen auf meiner Schulter spürte. Ich schlug die Augen auf und sah meinem Bruder ins Gesicht. Sollte er nicht am Mischpult stehen?

»Lotte. Du musst morgen in die Schule. Wenn du jetzt gehst, hast du noch 4 Stunden zum schlafen. Bitte..«

Also manchmal konnte er mir wirklich auf die Nerven gehen. Ich sah ihn an und nickte widerstrebend. Er war der Einzige, dem ich nichts abschlagen kann. Ich schaute nochmal durch die Gegend. Eigentlich hielt mich hier wirklich nichts mehr. Bedauernd ging ich zu der Garderobe, nahm mir meine Jacke und lief in die kühle Nacht hinaus. Es war bereits Januar. Trotzdem trug ich unter meinem kurzen Rock nichts weiter als eine dünne Feinstrumpfhose. Durch die erdrückende Luft im Club fand ich es jedoch jetzt angemessen. Ich schaute nochmal kurz zu dem Mond und ging dann mit schnellen Schritten durch die Dunkelheit. Immerhin wollte ich auch schnell zuhause sein. In meinem Bett.
Zu Fuß waren es vielleicht 20 Minuten, trotzdem war der Weg eine Qual für mich. Meine Kopfhörer lagen noch zuhause.
Mit jedem Knacken aus meiner Umgebung beschleunigte ich meine Schritte, vor allem an der alten Fabrik, bei der ich vorbei kam. Das Licht auf der Straße flackerte. Ein Schauer glitt auf meinen Rücken, ich fühlte mich beobachtet. Eigentlich ohne Grund, denn die Straße war leer. Ständig lief ich schneller, bis ich zum Schluss fast rannte.
Als ich mit zitternden Händen die Tür aufschloss, stöhnte ich erleichtert auf. Wie sehr ich Partys mochte, ich hasste einfach den Heimweg. Warum auch musste ich heute nur laufen..

Es war warm. Schon legte ich die Jacke in mein Zimmer, meine Schuhe dazu und ging sofort in das Bad. Irgendwie mochte ich den Gestank vom Club nicht. Ich wollte nicht wie die anderen Menschen riechen oder deren Qualm.
Langsam zog ich mich aus. Ohne mich im Spiegel zu beobachten wusste ich, dass mein Körper ziemlich beneidenswert war. Ich sah ihn allerdings nicht an, da ich Angst vor neuen Kratzspuren hatte. Wie so oft. Schon wenn ich daran dachte, beschleunigte sich mein Herz noch mehr. Ich wusste nicht genau wann sie entstanden, nur dass ich es meist war. Ich machte es im Unterbewusstsein. Auch einer der Gründe, warum ich sonst meist lange Sachen trug. Oh man, ich war ein Freak.
Ich stieg in die Dusche und nachdem ich das Wasser aufdrehte, beruhigte ich mich langsam.
Als ich raustrat, ging es mir wieder gut.
Nur mit einem Handtuch bedeckt ging ich in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Nichts war schöner, als ein kuscheliges Bett, was auf dich wartete.

LavendelregenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt