Lügenschloss

Einziger Verbündeter

Mein Kopf schmerzt höllisch und die Luft weicht langsam immer mehr aus meinen Lungen als der Griff meines Vaters fester wird. Wie erwartet... war er nicht sehr glücklich über das was ich gemacht hab. Aber zum ersten mal... wird er handgreiflich.

"Du Abschaum von Sohn! Kannst du mir mal verraten wieso dein Holoscreen im Westend war? Du haust nicht nur ab sondern treibst noch etwas mit diesen widerlichen Ratten! Und was hast du da überhaupt an? Schämst du dich denn nicht?" Sagt er und lässt endlich meinen Hals los. Keuchend falle ich auf den Boden und schnappe nach Luft. So ein Wichser.. Ich stehe einfach auf und schaue ihn wütend an. Versuche stark zu wirken.

"Ich scheiß auf dich! Ich scheiß auf deine Regeln und ich scheiße darauf dein Nachfolger zu werden! Lieber bin ich für den Rest meines Lebens eine Ratte als es auch nur einen weiteren Tag ertragen zu müssen dein Sohn zu sein" spucke ich ihm ins Gesicht und er schaut mich an. Plötzlich landet seine Faust in meinem Gesicht. Ich taumele etwas zurück und stütze mich an der Wand ab. Verdammt das wird wehtun...

"Du gehst in dein Zimmer und bleibst dort! Ich werde überall wachen positionieren und dich tausend mal stärker bewachen lassen so das du nicht mal daran DENKEN kannst abzuhauen verstanden?" Schreit er und ich balle die Fäuste, bevor ich mich umdrehe und in mein Zimmer gehe. Zum ersten mal ist er so wütend das er die Hand gegen mich erhebt. Ich gehe in mein Zimmer und schmiere den wundheiler auf die schmerzenden Stellen. Sofort fängt die Creme an zu wirken und die Schwellungen gehen weg. Ich seufze und lasse mich aufs Bett fallen. Ich hätte einfach nicht zurück gehen müssen... ich hätte bei Killian bleiben sollen... plötzlich fällt mir der smartscreen ein und ich hole ihn hervor. Soll... ich ihm schreiben? Ich weiß nicht, er hat ja immerhin zu tun... nicht das ich ihn störe.... traurig lege ich es wieder weg und vergrabe mich in die Decke. Ich sollte endgültig verschwinden... für immer... einfach weg... und nie wieder zurück. Was hält mich noch hier? Meine Eltern? Ganz sicher nicht... meine Mutter die immer dieses falsche Lächeln aufsetzt und sich pausenlos von meinem Vater herumkommandieren lässt. Sie alle strengen sich an einfach perfekt zu sein aber das ist nur eine Maske. Eine Maske die man der Gesellschaft zeigt. Ich hab keine Lust mehr von Masken umgeben zu sein. Plötzlich fasse ich einen Entschluss! Ich stehe auf und gehe zu meinem Schrank, wo ich dann eine große Tasche raus hole und anfange Sachen einzupacken. Aber nur das wichtigste. Klamotten... etwas Geld... Killians smartscreen... eine Zahnbürste. Ich hasse es einen ungeputzen Mund zu haben das find ich echt ekelhaft. Ich will gerade zum Fenster doch als ich rausschaue, sehe ich das mein Vater seine Drohung schon wahr werden gelassen hat. Unter meinem Fenster steht eine Wache wie ein Felsen und passt drauf auf, dass ich bloß nicht auf die Idee komme abzuhauen. Fuck... was jetzt? Plötzlich öffnet sich die Tür. Ich zucke zusammen und schaue El an, der in mein Zimmer kommt.

"Junger Herr, ic-.." fängt er an doch stoppt, als er die Tasche in meiner Hand sieht. Ich schlucke kurz und er seufzt. Er schließt die Tür hinter sich.

"Wo soll es jetzt hingehen?" Fragt er dann. Ich weiß nicht was ich sagen soll...

"Ich kann hier nicht bleiben Elliot" sage ich nach einer Zeit und schaue ihn an. Er nickt kurz und kommt auf mich zu.

"Wissen Sie,.. Gabe. Ihr Vater hat mich angestellt nicht damit ich ihm gehorche, sondern damit ich für sie da bin. Als Berater, Diener, als was auch immer sie mich brauchen. Darf ich fragen was zur Zeit in ihrem Kopf vorgeht?" Fragt er und ich lasse die Tasche auf den Boden fallen. Ich... verdammt. Jetzt fällt mir ein das El meinem Vater nie was von dem erzählt hat das ich ihm anvertraut hab. Sozusagen ist er... der einzige der hier jemals für mich da war. Mein einziger Verbündeter Es ist fast als hätte er die Vaterrolle übernommen die mein Vater nie zu spielen vermocht hatte.

"Ich... will weg und nie wieder kommen. Da... ich.. ich hab..." fange ich an und weiß nicht was ich sagen soll. Er lächelt leicht.

"Ahhh verstehe. Da ist eine bestimmt Person hab ich recht?" Fragt er. Ich schaue ihn an und nicke leicht. Er nickt verständnisvoll.

"Und sie wollen zu dieser Person hab ich recht? Dann muss diese Person was ganz besonderes sein wenn sie für sie alles und jeden zurücklassen" sagt er und ich beiße mir auf die Lippe. Er war schon immer gut darin zu erkennen wie ich mich fühle...

"Ich glaub... ich..  ich liebe ihn..." sage ich und schaue ihn an. Er zeigt keine Regung als ich "ihn" sage, er lacht nur kurz auf.

"Gabe... glaub mir ich persönlich verstehe das wie kein anderer" sagt er und hebt seine Hand, an der ein schmaler, goldener Ring zu sehen ist.

"Immerhin wartet mein Mann jeden Tag darauf das ich zu ihm nach Hause komme" sagt er und lächelt stolz. Also... ist Elliot auch Homosexuell. Das hätte ich nie erwartet wirklich. Ich lächle leicht.

"Dann verstehen sie bestimmt auch, dass ich zu ihm muss oder?" Sage ich und er nickt.

"Können sie mir helfen El?" Frage ich und schaue ihn hilfesuchend an. Er denkt kurz darüber nach.

"Heute Nacht... habe ich wache vor ihrem Zimmer. Ich gebe mein bestes ihnen zu helfen auch wenn ich sicher bin... ich selbst werde dafür gefeuert. Aber ich kann nicht zulassen das sie von dieser besonderen Person getrennt sind. Ich könnte selbst nicht lange von meinem liebsten getrennt sein" sagt er und ich lächle dankend. Er würde ernsthaft seine Karriere aufs Spiel setzen... für mich? Dieser Gedanke lässt mich sofort lächeln und ich kann nicht anders als El zu umarmen.

"Danke..." flüstere ich lächelnd in sein Ohr.