Alexa
12:17Es ist wie immer ruhig in den Straßen der Stadt, als ich an diesem Samstagmorgen über den Asphalt zum Bus laufe. In meinem Ohr läuft meine Lieblingsband und wenn ich ein gut gelaunter Mensch wäre würde ich bestimmt das gute Wetter genießen, aber das bin ich eben nicht.
Ich spüre die schon halb zerflederte Packung der Schmerztabletten in meiner Jackentasche und mache mir innerlich die Notiz, dass ich mir Neue besorgen muss. Dieses Wochenende sollten sie aber noch reichen. Genervt schiebe ich ein paar der losen Strähnen meines Zopfes hinter mein Ohr und versuche mir schon mal Worte für die Anderen bereit zu legen, falls ich mich traue es ihnen zu sagen.Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden haben ich und meine drei besten Freunde, Lucy, Jayson und Jasper unseren Abschluss gemacht, welchen wir dieses Wochenende auf dem Grundstück von Jasper feiern wollen. Seinen Eltern gehört die Farm weit außerhalb der Stadt inmitten von Nichts und wieder Nichts, weshalb wir uns gerne dort die Zeit vertreiben. Hinzu kommt, dass das Grundstück riesig ist und sie einen Haufen an Tieren haben.
Jasper ist zudem noch seit fast fünf Jahren mit einer Menge Höhen und Tiefen mein fester Freund.
Jayson ist vor fast einem Jahrzehnt mit seinen Eltern in die Neubausiedlung ein paar Querstraßen vom Stadtrand entfernt eingezogen und sofort ein Teil unserer Gruppe geworden. Lucy und ich hingegen kennen uns schon ein Leben lang. Wir haben alles geteilt, von Windpocken bis hin zu gebrochenen Herzen. Ich hab ihr durch die schwere Trennung ihrer Eltern geholfen und sie steht mir dafür bei all den Problemen mit meinem Vater bei.Diese Verbundenheit zu den Anderen ist ein Segen und gleichzeitig eine Strafe. Segen, weil ich mir keine besseren Freunde wünschen könnte die mich mit meinen ganzen Macken einfach akzeptieren. Strafe, weil ich nicht weiß, wie sie es aufnehmen werden, wenn ich von hier verschwinde.
Vor nicht einmal einem halben Jahr haben wir noch Witze darüber gemacht, dass wir alle hier versauern werden, aber zumindest zusammen. Dass ich mich an Universitäten beworben habe, habe ich für mich behalten, weil ich mir eigentlich sicher war, dass das nichts wird. Jetzt habe ich die Chance meines Lebens bekommen und bin zu feige es meinen Freunden zu sagen. Ich spüre wie mein Herz sich schmerzlich in meiner Brust zusammenzieht, wenn ich daran denke mit welcher Verachtung sie mich ansehen würden.
Als Lucy um die Ecke zur Haltestelle gesprintet kommt schlage ich mir die Gedanken dazu aus dem Kopf, das werde ich ihnen erst sagen, wenn wir dieses Wochenende genossen haben. Wahrscheinlich nicht die beste Lösung, aber alles was mir jetzt übrig bleibt.
Skeptisch begutachtet sie den lila Bluterguss um meinem linken Auge, sagt aber nichts dazu wofür ich ihr dankbar bin. Sie lässt sich einfach neben mich an die Wand der Haltestelle mit ihrem Rückien sinken. Wenn jemand weiß was bei mir Zuhause los ist, dann ist es Lucy. Immerhin hat sie es schon seit wir klein sind selber mit angesehen. Manchmal hat sie es sich nicht nur angesehen sondern mir meinen Arsch auch aus brenzligen Situationen gerettet.
"Freust du dich auf das Wochenende?"
Wir sind alleine im Bus, lediglich der Busfahrer, der uns fünf Kilometer vor Jaspers Grundstück wieder rauslässt beobachtet uns flüchtig durch den Rückspiegel.
Nickend bejahe ich ihre Frage und ziehe meinen Rucksack an den Riemen enger."Klar, das haben wir uns verdient," gebe ich ehrlich zu.
Auch wenn die Schulzeit keineswegs schwer war, weil wir die angesagten in dieser Stadt sind, manchmal war es dennoch hart.Sie scannt mich ab, dann greift sie wie selbstverständlich in meine Jackentasche und holt die Packung Schmerzmittel heraus. Ihr Blick liegt ein wenig zu lange auf Ihnen, während wir am Straßenrand auf Jayson warten der uns den Rest des Weges mit seinem Auto mitnimmt.
"Ich dachte du nimmst weniger," gibt sie enttäuscht zu.
Ich weiche ihrem Blick aus, das Gefühl für wenig und viel in Bezug auf diese Tabletten existiert bei mir schon lange nicht mehr. Ihre blauen Augen bohren sich in meine, ich hebe den Blick jedoch nicht weil ich mich ein wenig dafür schäme.
Als Jayson neben uns zum Stehen kommt schiebt sie seufzend die Packung zurück und steigt vorne ein. Zumindest hält sie unseren Freundschaftsschwur und erzählt keinem mein Geheimnis.Jayson trägt eine Sonnenbrille und sein typisch verschmitztes Lächeln im Gesicht. Er ist der Schönling in unserer Gruppe, den Lucy manchmal viel zu schön findet.
"Bereit für eine geile Party?"
Seine Stimme hat einen mehr als freudigen Unterton und als ich die Flaschen auf der Rückbank sehe rümpfe ich zufrieden die Nase. Alkohol ist immer gut, zumindest die Einstellung teilt Jay mit mir.
Lucy verdreht nur die Augen, ihrer Meinung nach könnten wir auch Spaß ohne Alkohol haben, aber dafür trinken Jayson und ich viel zu gerne miteinander.
Er parkt neben Jasper, der gerade den Traktor abstellt und zur Begrüßung auf uns zukommt.
Gut gelaunt drückt er mir einen Kuss auf die Stirn und nimmt mir dann die Kiste von der Rückbank ab, wobei ich das Gefühl habe, dass sie alle drei verdammt gut drauf sind.Zwischen mir und Jasper ist es nie komisch. Egal wie sehr wir uns streiten und egal wie schrecklich ich manchmal zu ihm bin, wir lieben uns auf eine Art und Weise die niemals jemand anderes verstehen wird.
Ich begebe mich direkt auf die Terrasse und pflanze mich in einen Stuhl. Mit dem Nacken auf der Lehne lasse ich mir die Sonne ins Gesicht scheinen und genieße den Geruch der hier herrscht. Es riecht hier immer frisch und tatsächlich ist hier einer der Orte an denen ich mich wirklich frei fühle.
Jayson ist der erste, der sich zu mir gesellt. Ich spüre seinen Blick auf mir, obwohl ich die Augen geschlossen habe und seufze schließlich. Wenn ich etwas hasse, dann wenn man mich anstarrt.
"Was zum Fick ist?"
Ich klinge gereizter als geplant, aber er wendet nur den Blick ab.
"Du wirkst noch mieser gelaunt als sonst immer," gibt er zu.
Ich grunze und blähe die Nasenflügel auf und grinse dann leicht.
"Danke."Lucy rettet meine Nerven, als sie hinter Jasper mit einem Tablett und Drinks auf die Terrasse tritt. Ihre Augen strahlen als jeder von uns ein Glas in der Hand hält uns sie ihres ausdrucksstark in unsere Mitte hebt um anzustoßen. Ihr sind diese Traditionen einfach wichtig und deshalb ziehen wir da smit ihr durch.
"Auf den nächsten gemeinsamen Lebensabschnitt," erklärt sie euphorisch.
"Auf unserer Zukunft," stößt Jayson mit an.
"Auf das hier," stimmt Jasper zu.
Argwöhnisch sieht Lucy mich stumm auffordernd an.
Ich lasse mein Glas an den ihren klirren und setzte ein heuchlerisches Lächeln auf.
"Auf unsere Freundschaft."
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What happend tonight
Teen Fiction"Hey Lucy, hör dir den Mist an. Jasper meint die Schulflure würden uns jetzt nicht mehr gehören," ruft sie hinter sich. Dann bleibt sie urplötzlich stehen, so dass ich beinahe in sie gelaufen wäre. Verschmitzt funkelt sie mich an. "Egal wo wir hin g...