What happend tonight

6. Verwirrung // Lucy

Lucy
19:01

Ich versuche immer noch zu realisieren was gerade passiert ist.

Ich meine nicht, dass es das erste Mal war, dass etwas zwischen mir und Jay lief, aber es war das erste Mal, nach Alexas Standpauke und ihrer haarkleinen Erklärung zu ihrer Meinung über Playboys und gebrochene Herzen. Irgendwie glaube ich, Jayson versteht die Beziehung zwischen mir und Alexa noch nicht so ganz, aber das muss er auch nicht. Es reicht, wenn ich und sie es verstehen, tatsächlich geht es auf eine Art und Weise auch niemanden sonst etwas an.
In unserem Rudel ist sie das Alphatier. Ich vertraue ihr und sie würde ihr Leben für mich geben, also wird das gemacht was sie sagt auch wenn sie es noch nicht einmal von mir verlangt. Das ist auch der Grund, warum ich mich so schuldig fühle, weil ich genau weiß, was sie davon hält. Schuldig sehe ich zu ihr herüber um zu schauen, ob ihr die unangenehme Atmosphäre aufgefallen ist.
Zum Glück hat sie ihren bestimmten Pegel erreicht wo ihre Aufmerksamkeit etwas nachlässiger ist und sie nicht kleinkariert alles beobachtet.
"Und noch einer," ich schaue ihr zu wie sie den 6 Shot Vodka, ohne eine Miene zu verziehen in sich kippt und werfe Jasper einen besorgten Blick zu, aber wir wissen Beide, dass wir dagegen absolut nichts machen können also belassen wir es einfach dabei.  Alexa hat eine besondere Beziehung dazu wie sie damit umgeht, wenn einer von uns ihr versucht zu sagen, dass sie aufhören soll zu trinken. 
Plötzlich steht Alexa kommentarlos auf. Mit geweiteten Augen bleibt sie den Bruchteil einer Sekunde stehen bevor sie hastig in die Richtung der Treppe taumelt. Reflexartig springe ich auf und will hinterher, doch Jasper stoppt mich schnell.

"Ich mach das schon," erklärt er so, dass er keine Widerrede duldet und folgt ihr.

Bitte nicht, lass mich nicht mit Jayson alleine, schreie ich in meinen Gedanken. Weil mir nichts anderes übrig bleibt widme ich mich wieder den Dartpfeilen, Hauptsache runter von der Couch und genug Abstand zwischen mir und Jayson. Vergeblich werfe ich ein paar Pfeile, die aber alle gegen die Wand prallen und dann zu Boden fallen, das Klirren ist enttäuschend und lockert die Stimmung keines Weges.

 "Ich kann mir das nicht angucken."
Ich höre wie Jayson von der Couch aufsteht und vorsichtig, aber sicher auf mich zukommt.
"Hier," er legt seine Hand an meine in der, der Pfeil liegt und sieht mich von der Seite an. In dem Moment, indem er meine Hand berührt fließt das Blut gefühlt dreimal so schnell durch meine Adern als sonst.
"Es kommt auf den Griff an," er lächelt mich an. Gequält versuche ich nicht verräterisch auf seine Arme zu starren, die durch das weiße T-Shirt besonders betont werden. Die Erinnerung an das, was wir vor ein paar Minuten noch getan haben kehr zurück und ich bin kurz davor wieder schwach zu werden.
Ich höre Alexas Stimme in meinem Kopf wie sie mir einen Vortrag darüber hält, dass er mir im Endeffekt eh nur das Herz brechen wird und, dass dieser kleine Flirt unsere Freundschaften zerstören wird, aber das ist mir so egal. Ich wehre mich mit Händen und Füßen ständig gegen etwas was so offensichtlich ist, dass es beinahe weh tut. Ich will das hier. Ich will alles was mit ihm zu tun hat und selbst wenn er mir das Herz schamlos bricht. Ich verliere den inneren Kampf und bereite mich auf die Auseinandersetzung meines Lebens mit Alexa vor, schließe dann aber meine Augen und lasse den Pfeil einfach los. Vorsichtig lege ich meine Arme um seinen Hals und atme tief ein. Der Alkohol in unserem Blut begünstigt die Situation, also springe ich ins kalte Wasser und küsse diesmal zuerst, das aller erste Mal, seit das zwischen uns läuft mache ich den ersten Schritt. Ich spüre, wie er lächelt und es fühlt sich so an als wäre es nie anders gewesen als wären die Gefühle beidseitig und es könnte vielleicht mal etwas Ernstes statt rein körperliches werden, meine naive Seite klammert sich so an dem Gedanken fest, dass selbst mein rationaler Verstand es geglaubt hätte.
Doch dann holt uns Jasper wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, indem er wahrscheinlich extra laut die Treppen runter stapft. 

"Okay Leute zieht euch wieder an," lacht er laut.
Jayson stimmt in seinen Witz mit ein.
"Nichts was du noch nicht gesehen hast Bruder."

Um das hier nicht nach dem aussehen zu lassen, was es gewesen ist setze ich mich schnell wieder auf die Couch und beobachte Jasper wie er mit einem wissenden Blick uns beide abcheckt. 
"Ist alles okay mit ihr?" Fragend sehe ich ihn an. 
Gerade als er mir antworten möchte erscheint auch Alexa in meinem Blickfeld und wirft mir ihren aufmüpfigen Blick zu. 
"War hier irgendwas nicht okay?" 
Belustigt nimmt sie neben mir Platz und lässt einmal den Nacken knacken. 

Augenverdrehend tue ich es einfach ab, dass sie eine Tonne an Alkohol zusammen mit Schmerzmittel in ihren Körper gepumpt hat und trotzdem hier sitzt, als wäre nichts passiert. Man sieht ihr nicht einmal an, dass sie überhaupt sturzbetrunken sein müsste und sich wahrscheinlich gerade die Seele aus dem Leib gekotzt hat.

Diesmal erhebt Jayson sich und begibt sich in die Richtung zum Garten, dreht sich vorher aber nochmal um, so als hätte er etwas vergessen. 
"Kommst du mit Lucy?" 
Ich will mich von der Couch erheben und ihm folgen, da wandelt Alexa mein Tun so um, dass ich am Ende auf ihrem Schoß lande und sie Jay über meine Schulter hinweg kratzbürstig fixieren kann. 
"Ich denke dein Schwanz ist nicht so groß, dass er zu zweit gehalten werden muss." 
Mit einem Blick der so viel wie 'Sorry' sagen soll sehe ich Jay an, der daraufhin wortlos zum pinkeln verschwindet. Alexa lässt mich los weshalb ich aufstehe und sie von oben ansehe. Absolut gelassen lehnt sie sich auf der Couch zurück und sieht mich auch an. 
"Das war nicht nötig, es wäre nichts passiert," erkläre ich ihr so überzeugend wie nur möglich. 
Sie sieht mich nicht einmal richtig an, als sie mir den Vogel zeigt. 
"Du sabberst ja schon nur beim Gedanken an ihn," gibt sie unbeeindruckt von sich. 

Jasper entschärft die Situation indem er unsere Gläser füllt, wobei ich kritisch zu Alexa sehe und mir versuche vorzustellen wo wir heute noch enden, wenn sie weiter trinkt. 
"Lucy und ich sind zu nüchtern, es wird Zeit für eine Runde 'ich hab noch nie'," deckt er auf. 

Bevor wir anfangen zu spielen öffne ich die Terassentür und spähe in die Dunkelheit auf der Suche nach Jayson. Alexa unterbricht mich dabei in dem sie sie wieder zuschiebt, aber noch laut genug ruft, "du bist genauso unlustig wie Jasper."
Dann nehme ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch wieder Platz.