Alexa
18:47Schmunzelnd sehe ich die Flasche Vodka an und versuche zu schätzen wie viele Shots sie wohl noch ergibt. Bevor ich mir das Gehirn darüber zermalmen kann beschließe ich die einfachste Variante zu nutzen. Ich stelle mir alle vorhandenen Shotgläser zusammen und schütte so viele ein wie möglich bevor ich zufrieden die Anzahl betrachte.
Sieben.
Ich mag ungerade Zahlen, auch wenn sie für die meisten Leute nicht schön sind, so macht ihre Ungereimtheit sie für mich noch schöner.
Vor allem Primzahlen sind für mich schön. Ich ignoriere den skeptischen Blick von Jasper und nehme sofort zwei Gläser in die Hand. Ohne lange zu fackeln kippe ich sie herunter und mache genau das mit den restlichen fünf Gläsern. Akribisch mit einer hochgezogenen Augenbraue sieht Lucy mich an und schüttelt dann nur den Kopf, während ich das Brennen genieße.
Die Vorfreude darüber, wie der Vodka mit der Ansammlung von Tabletten in meinem reagiert wird schlagartig zu Nichte gemacht, als ich spüre wie mein Magen rebelliert. Eigentlich vertragen sich die beiden Sachen seit geraumer Zeit gut in meinem Körper, in ausnahme Fällen so wie hier, jedoch nichtIch reiße die Augen auf und muss ein Würgen unterdrücken bevor ich ohne weiteres aufstehe und durch das Wohnzimmer taumle. Lucy schenkt mir einen fragenden Blick, der sich aber klärt, als sie sieht wie ich mich bewege. Trotz des Alkohols in meinem Körper bin ich schnell oben und reiße achtlos die Badezimmertür auf, bevor ich mich hemmungslos in die Toilette übergebe.
Mir steigen Tränen in die Augen als ich den bitteren Geschmack meiner Kotze zusammen mit dem sich noch nicht allzu lange in meinem Magen befindenden Vodka vermischt und sich im Klo mischt. Grundsätzlich besteht meine Kotze nur aus Magensäure, da ich heute noch nichts außer den Tabletten zu mir genommen habe. Als sich ein zweites Mal mein Magen ankündigt umklammere ich feste die Kommode neben mir und ignoriere das Stechen in meiner Hand. Ohne das jegliche Flüssigkeit meinen Körper verlässt hänge ich über dem Klo und Würge weiter.Unter unaufhaltbaren Tränen durch das Würgen und dem ekelhaften Geschmack in meinem Mund fange ich an zu lachen. Tatsächlich muss ich mich nicht oft von Alkohol übergeben, aber wenn dann richtig so wie jetzt gerade. Sonst bin ich die, die als Letzte steht und allen anderen, oder eher gesagt Lucy, die Haare hält.
Zum Glück ist es mir egal ob die Drei mich so am Boden sehen, es ist vielmehr so, dass niemand anders mich sehen dürfte ohne, dass ich ihn umbringen wollen würde. Ein bitteres Lachen verlässt meinen Mund und hallt in der Toilettenschüssel nach, während ich an meinen Vater denken muss.
Wäre das hier Zuhause passiert hätte ich mir mit Sicherheit die ein oder andere Ohrfeige gefangen, oder auch mehr.
Ich hole tief durch die Nase Luft und bereue es sofort, weil ich den Klostein viel zu intensiv rieche."Alles in Ordnung?" Jasper steht im Türrahmen und sieht mich distanziert an. Er hasst es mich so zu sehen und zu wissen er kann nichts dagegen tun, dass es wieder passiert.
Unbeabsichtigt reflektiere ich meine Wut, die ich gerade empfinde, weil die Gedanken an meinen Vater keine Guten sind, auf Jasper und sehe ihn kampflustig an.
"Sorry, dein Gesicht ist einfach zum Kotzen," erkläre ich als wäre es das Normalste der Welt.
Seine Miene verdunkelt sich während er skeptisch auf mich herab blickt, wie ich vor der Schüssel knie und mir die Tränen vom Gesicht wische.
"Alexa," setzt er an, doch bei mir ist es schon zu spät.
"Verpiss dich einfach!"
Meine Stimme ist eiskalt, so als hätte ich sie irgendwo eingefroren gehabt.
"Niemand wirklich niemand und erst recht nicht ich, braucht dich in seinem Leben." Ich betone mit Absicht das 'dich' und werfe dann die Tür direkt vor seiner Nase zu bevor ich mich kommentarlos einfach ein weiteres Mal übergebe.
Mein Körper beginnt zu zittern während ich eilig die Tabletten aus meiner Hose krame und die letzten vier sofort Schlucke. Sie sind das einzige was meine Seele und meinen Körper zusammenhält.
Erschöpft lehne ich mich mit dem Rücken and die Kommode und seufze laut. Mit aller Kraft hebe ich mich nach einer Zeit auf dem Fußboden nach oben und sehe mich selber im Spiegel über dem Waschbecken an.
Als würde die Erinnerung an das blaue Auge erst zurück kehren als ich es sehe, starre ich es im Spiegel an.
Krampfhaft versuche ich meine Atmung zu kontrollieren und nicht daran zu denken wie betrunken mein Vater gestern Abend gewesen ist und wie mein Kopf die Bekanntschaft mit der Kante unseres Küchentischs gemacht hat. Ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken und ich wünsche mir noch eine zweite Packung Tabletten. Das lila vermischt sich unangenehm mit dem blau meines Auges, trüb wende ich den Blick ab und beschließe einfach das zu tun, was ich immer mache wenn meine Gedanken und Gefühle mich einholen und ich am liebsten etwas zerschlagen würde. Ich schiebe es in die hinterste Ecke meines Bewusstseins und versuche es bis zum nächsten Moment der wie dieser hier ist zu ignorieren.
Gerade als ich die Tür öffnen will um zu den Anderen zurück zu gehen, halte ich mich selber auf.
Wann der nächste Moment kommt der ist wie dieser ist ziemlich ungenau, vor allem für die Tatsache, dass nach diesem Wochenende keiner mehr mit mir reden wird. Ich hoffe einfach, dass Lucy versteht, dass ich so weit wie möglich weg aus dieser Stadt muss um mich selber zu retten. Nicht weil ich mich vor dieser Freundschaft retten muss, sondern weil ich mein Leben retten muss.Tatsächlich schaffe ich es die Tür zu öffnen und streiche unnötiger Weise meine Kleidung wieder zurecht. Jasper steht an der Wand neben der Tür gelehnt und sieht mich nur abwartend an. Er kennt meine Launen manchmal besser als ich selber, nicht so wie Lucy aber verdammt nah dran. Er ist nicht wütend oder verletzt darüber, dass ich ihm fiese Dinge an den Kopf geworfen habe, er ist irgendwie nur enttäuscht darüber, dass es schon wieder so weit ist. Dass ich es schon wieder habe so weit kommen lassen, dass mich all das von Innen auffrisst.
Ich entschuldige mich nicht, das tue ich grundsätzlich nicht, das weiß er.
Seufzend streckt er seine Hand nach mir aus und legt sie kurz an mein Gesicht. Als er mir in die Augen sieht und wir für eine Weile in der Position verweilen nickt er schließlich. Wahrscheinlich mehr sich selber zu als mir, aber damit ist für uns aus der Welt geschafft was gerade passiert ist. Er küsst mich ein paar Sekunden auf die Stirn und ich schließe meine Augen, genieße was er mir damit sagt, dass er für mich da ist egal was passiert. Ich lasse ihm einen kleinen Vorsprung und starre etwas auf seinen Rücken.Manchmal, in Momenten wie diesen, werde ich mir der Tatsache bewusst, dass ich seine Einsicht für meine verkrüppelte Persönlichkeit mit keiner Faser meiner Selbst verdient habe.
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What happend tonight
Ficção Adolescente"Hey Lucy, hör dir den Mist an. Jasper meint die Schulflure würden uns jetzt nicht mehr gehören," ruft sie hinter sich. Dann bleibt sie urplötzlich stehen, so dass ich beinahe in sie gelaufen wäre. Verschmitzt funkelt sie mich an. "Egal wo wir hin g...