Pov. Tobias
«Mach den Mund zu, sonst fliegen die Fliegen rein», lacht Marya. Ich werfe ihr einen bösen Blick zu. «Ich hatte meinen Mund überhaupt nicht offen», rechtfertige ich mich. «Aber du hast sie angestarrt», grinst sie weiter. Darauf sage ich nichts mehr.
Es war einfach zu süß, wie Fiona an meiner Schulter eingeschlafen ist. Schon als ich sie im Arm hatte, wollte ich sie nie mehr loslassen. Doch ihr Blick war unbezahlbar gewesen, als ich ihr davor die Ablehnung mit dem schlafen gegeben hatte.«Hast du sie nochmal darauf angesprochen?», fragt Mark und unterbricht somit meinen Gedankenfluss. Ich erkläre ihnen was ich mit Fiona geredet habe. Die Frage nach dem Grund kann man auf den Gesichtern meiner besten Freunde ablesen. «Ich wollte ihre Reaktion darauf sehen. Sie hat nicht eine Miene verzogen...» Den letzten Teil bringe ich nur im Flüsterton heraus. Doch Marya versteht es trotzdem. «Aber sie liebt dich, will es nur nicht zugeben!», ruft sie sofort aus. Genau in dem Moment bewegt sich Fiona. Zum Glück wacht sie nicht auf. Ich entspanne mich wieder. «Das hast du mir schon vor der Abstimmung gesagt. Aber sie hat es abgestritten. Jetzt werde ich nicht mehr auf sie zukommen. Wenn sie nichts macht, dann ist es okay. Mit der Zeit kann ich auch mit Freundschaft leben.» Meine Stimme halte ich gesenkt, weil Fiona nicht aufwachen soll. Mark und Nicolais werfen mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann, während Marya vorsichtig nickt.
Nicolais ist ebenfalls einer meiner besten Freunde. Am Anfang habe ich mich gewundert, dass er mitkommen wollte. Freiwillig. Denn Fiona konnte er nie wirklich leiden. Deswegen hake ich jetzt nach. Als er darauf anspringt seufze ich innerlich. Ich bin nämlich sehr froh über diesen Themenwechsel.
«Ich wollte wissen was du und auch Marya an ihr findet. Also um genau zu sein, sie kennenlernen», klärt er mich auf. Die gleiche Frage, die sich nun auch mir stellt, spricht Derek aus: «Warum bringst du dich dafür in Gefahr? Kennenlernen hättest du sie auch in der Schule können, oder zumindest später, nachdem sie etwas offener geworden ist.» Plötzlich verfärben sich Nicolais Wangen rot. «Du magst sie also doch», stellt Marya lächelnd fest. Er nickt vorsichtig. Auch Mark und Derek grinsen. «Also haben sie mittlerweile alle ihn ihr Herz geschlossen», stellt Mark fest.
Jetzt müssen wir alle lächeln. Einfach weil es stimmt. Dann reden wir noch etwas, legen uns aber zeitnah hin. Zwar versuche ich etwas Abstand zu Fiona zu halten, aber ich kann es nicht. Nicht nur wegen meinen Albträumen, sondern auch weil ich sie zusammenzucken sehe. Sofort ziehe ich sie an mich. Es ist als würden unsere Körper aufeinander reagieren. Fiona entspannt sich und mein Körper auch. Dabei war mir nicht mal bewusst, dass ich angespannt war. Mit ihr in meinen Armen schlafe ich schnell ein. Mein Schlaf ist traumlos und wird auch nicht unterbrochen. Fiona scheint auch keine Albträume gehabt zu haben.Am nächsten Tag werden wir alle von Fiona geweckt. Es ist kurz nach Sonnenaufgang. Sie ist schon fertig angezogen und sieht verdammt heiß aus. Sie trägt nämlich eine schwarze enganliegende Hose und ein weißes Oberteil. Ihre braunen Haare hat sie heute offen gelassen. Ich versuche sie nicht allzu auffällig anzustarren, aber ab und zu kann ich es nicht verhindern. Manchmal bin ich auch nur ein Mann.
Bevor wir aufbrechen, essen wir erst einmal alle in Ruhe Frühstück. Diesmal müssen wir laufen und zwar quer Feld ein. Die nächste Straße wäre erst ein ganzes Stück entfernt gewesen. Da wir jedoch unseren Weg durch Sand fortsetzen müssen, ist das Ganze anstrengender als gedacht. Wir brauchen insgesamt trotzdem fast zwei Stunden, obwohl wir den Eindruck haben gut voranzukommen. Dann kommen auch schon die zwei Plätze in Sicht. Wir kommen etwas von der Seite, sodass wir beides sehen können. Gerade stehen sich beide Armeen gegenüber. Die Soldaten scheinen noch auf ihren Befehl zu warten. Ich habe die Hoffnung noch genau richtig zu kommen. Doch dann geht alles furchtbar schnell. Ein Ruf ertönt. Das Zeichen, auf das scheinbar alle gewartet haben. Die Soldaten stürmen aufeinander zu.
Fiona fängt an auf das Schlachtfeld zu rennen. Wir anderen laufen ihr sofort hinterher. Sie schreit, sie sollen aufhören, aber ihre Rufe verhallen im Kampflärm. Sie lässt sich auf die Knie fallen. Niemand traut es sich, sich ihr zu nähern. Irgendwas scheint uns alle, auch mich, davon abzuhalten. Als sie sich dann endlich wieder aufrichtet, ist sie in ihrer wahren Gestalt. Sie schwingt sich in den Himmel herauf. Gleich darauf landet sie genau in der Mitte, wo beide Fronten aufeinander treffen. An dieser Stelle fahren sofort alle auseinander. Das löst eine Kettenreaktion aus. Bald darauf kämpft niemand mehr. Die darauffolgende Stille nutzt Fiona aus, indem sie verkündet: «Ich bin diejenige, die ihr gesucht habt. Nun bin ich hier und es muss keinen Krieg mehr geben. Lasst uns in-» Ein Schuss ertönt, der Fiona verstummen lässt. Ihre Augen weiten sich, während sie sich an ihre Brust fasst. Darunter breitet sich ein roter Fleck immer weiter auf ihrer weißen Bluse aus. Fiona fällt auf ihre Knie und wird währenddessen immer blasser. Dann kippt sie vollends nach hinten um und bleibt reglos liegen.
Durch ihren Körper scheint ein Blitz zu fahren, der sie komplett zusammenzucken lässt. Dann fängt ihr Körper an zu vibrieren und zu leuchten. Plötzlich löst er sich in Licht auf. Die Punkte steigen in den Himmel auf und sind gleich darauf nicht mehr zu sehen. Sie ist weg. Tot. Aber irgendwie will ich das nicht so richtig glauben. «Sie haben geschossen und somit König Richards Kind umgebracht. Das bedeutet Krieg!», schreit jemand aus König Richards Armee. Doch das glaube ich nicht und verdränge die aufkommenden Tränen. «Sie kommt zurück», murmle ich zu mir selbst. Doch Marya scheint es auch gehört zu haben. «Das glaube ich auch», meint sie. Wir stehen da und beobachten wie die beiden Streitkräfte aufeinander losgehen. Jetzt können wir nur noch abwarten und hoffen.###
Ich hoffe es hat euch gefallen :]
Schöne Feiertage euch ^^
Annie :]
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Das Mädchen mit den Engelsflügeln
FantasíaFiona kann es kaum erwarten. Alles ist schon so gut wie in die Wege geleitet, bald darf sie auf das schon so lang ersehnte Internat gehen. Doch wie lange kann sie dort bleiben? Kann sie ihre Geheimnisse auch weiterhin verbergen? Kann sie ihre Verga...