If there ever comes a day where we cant be together, keep me in your heart. Ill stay there forever.
Winnie the Pooh
Als Christian diesen Mittwochmorgen aufwachte ging es ihm schon um einiges besser als die Male zuvor. Es waren nun schon einige Tage vergangen, seit Christian von den Ärzten zur Transplantationsvorbereitung abgeholt wurde. Er selbst hatte es schon gar nicht mehr mitbekommen. Für Sue war es ein Wunder, dass noch gerade rechtzeitig ein Spenderorgan gefunden wurde. Und wenn man in die Gesichter der behandelnden Ärzte sah wusste man, dass es selbst für sie an ein Wunder grenzte. Denn auch wenn es keiner laut aussprach, so wussten alle - insbesondere Sue, dass es Christian wohl nicht mehr lange geschafft hätte. Es waren einfach noch viel zu viele Patienten vor ihm an der Reihe und viel zu wenig Zeit blieb Christian um das Warten zu überleben.
Jeden Tag, genauso wie heute, kamen ein ganzer Haufen an Ärzten zu Christian ins Zimmer um seine Werte zu prüfen. Und auch wie alle anderen Tage zuvor, waren sie mehr als zufrieden damit. Auch Christian merkte von Tag zu Tag, dass es ihm besser ging. Er bekam oft Besuch und obwohl er diesen vorerst nur durch eine Scheibe sehen konnte, freute er sich über jeden einzelnen davon.
Mittlerweile hatte er Besuch von allen, die er jemals in sein Herz geschlossen hat. Naja von allen bis auf eine. Emely. Und gerade sie war es, die Christian am liebsten jeden Tag neben Sue und den Kindern stehen sehen wollte. Doch nie war sie da. So oft hatte er nun schon nach ihr gefragt. Doch außer einem aufmunternden Lächeln bekam er keine Antwort wo sie nun war. Nie würde er es vor Sue zugeben, doch insgeheim machte er sich große Sorgen um Emely. Er hatte sie in ihrer dunkelsten Zeit kennengelernt und trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen wurde sie seine beste Freundin. Von Anfang an wusste er, dass sie immer ehrlich sein würde und bis heute konnte er ihr immer vertrauen. Ganz egal um was es ging.
Tausend Fragen schwirrten ihm im Kopf umher. Hatte Emely etwa einen Rückfall? Konnte sie mit seiner Krankheit nicht umgehen? Aber keine einzige konnte er sich beantworten, solange er noch ans Bett gefesselt war. Sobald er allerdings aus dem Krankenhaus entlassen wird, würde er sie suchen gehen und sich davon überzeugen, dass es ihr gut geht. Genauso wollte er ihr zeigen, dass es auch ihm wieder gut ging. Das er wieder ganz der Alte ist und alles wieder so werden konnte, wie vorher.
Kurz nachdem die Ärzte Christians Zimmer verlassen hatten, brachte ihm eine Schwester auch schon sein Frühstück. Allerdings hatte sich heute nicht nur ein Tablett voll Essen in der Hand, nein auch einen Brief hatte sie dabei. Die Schwester bat Christian, wohlwissend was ihm dieser Brief sagen wird, erst sein Frühstück aufzuessen. Doch als die Schwester dann sein Zimmer verließ, konnte er nicht widerstehen. Ihm war die Schrift auf dem Kuvert schon aufgefallen, da hatte die Schwester in noch nicht einmal aus der Hand gelegt. Diese Schrift würde er unter tausenden heraus erkennen. Nur eine konnte seinen Namen so schwungvoll und einfach schreiben. Seine beste Freundin, Emely. Seine Finger zitterten, als er nach dem Brief griff und diesen schließlich mit gemischten Gefühlen öffnetet.
Christian tat zwar gerne so, als würde er Emely verstehen, doch in Wirklichkeit konnte er meist nur erraten, was genau in ihrem Kopf vor sich ging. In den letzten Jahren war er zwar gut darin geworden ihre Mimik und Gestik zu deuten, doch viel zu groß war seine Angst, er könnte sie vor den Kopf stoßen und sie möglicherweise verlieren, wenn er zu übermütig werden und ihr Verhalten falsch deuten würde. Deswegen konnte er ihr auch immer nur dann helfen, wenn sie vor ihm stand und sie es ihm unterbewusst mitgeteilt hatte, was er zu tun hatte. Und genau das war auch der Grund warum er nun nicht wusste, was ihn in diesem Brief erwartet.
Lieber Christian,
in diesen Zeilen wollte ich dir eigentlich sagen wie viel du mir bedeutest. Aber welche Worte würden dem Menschen, der mir am wichtigsten ist, auch nur annähernd gerecht werden. Die Antwort: Keine. Kein Wort der Welt ist auch nur annähernd so wunderbar, einfühlsam, liebevoll oder auch bewundernswert wie du es bist.
Erinnerst du dich an unseren Abschlussball? Damals war ich noch in meinem Loch gefangen, doch du hast es irgendwie geschafft mich dort rauszuholen und mich zu dem Ball zu schleppen. Wir hatten einen wundervollen Abend. Es war sogar einer der Schönsten in meinem gesamten Leben. Damals hatten wir uns versprochen immer füreinander da zu sein und besonders stolz bin ich darauf es auch wirklich immer gewesen zu sein.
Über all die Jahre in denen wir uns nun kennen, hast du mir beigebracht was Vertrauen ist. Du hast mich gelehrt zu Lieben und zu Verzeihen und was noch viel wichtiger ist, du hast mir gezeigt was Leben ist.
Seit du in mein Leben getreten bist hast du mich gerettet, jeden einzelnen Tag ein bisschen mehr. Und heute lieber Christian, heute rette ich dich. Und ich mache es mit einem Lächeln im Gesicht, denn es macht mich unglaublich glücklich, dem Menschen, den ich von ganzem Herzen liebe eine zweite Chance geben zu können. Ich weiß, ich kann dich nicht darum bitten meine Entscheidung zu verstehen, aber ich bitte dich diese zweite Chance anzunehmen.
Versprich mir all deine Träume zu leben, deine Wünsche zu erfüllen, deine Ziele zu erreichen und bitte höre niemals auf nach den Sternen zu greifen. Deine und Sues Liebe ist einzigartig, also halte sie fest und lass sie nie wieder los.
Sei für Jason da. Zeig ihm wie man Baseball spielt und sieh dir all seine Spiele an. Er ist so ein wundervoller Junge.
Grace hat die gleiche Gabe wie du. Sie kann den Menschen direkt in die Seele blicken. Hilf ihr dabei den Glauben an die Menschen nicht zu verlieren, damit sie später Andere genauso retten kann, wie du mich einst.
Ich bitte dich darum, für meine Mum da zu sein. Die nächste Zeit wird nicht einfach werden für sie. Sag ihr bitte, dass ich sie über alles liebe und dass ich glücklich bin.
Man sagt immer, dass jeder Mensch einen letzten Wunsch frei hat. Nun hier ist meiner: Mach aus jedem Augenblick ein Geschenk.
In ewiger Liebe, Emely

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In ewiger Liebe, Emely
Teen FictionFür Emely hatte das Leben schon immer Hindernisse breit. Da sie verschlossen und etwas ruhiger ist als gewöhnliche Teenager in ihrem Alter glauben ihre Eltern sie ist depressiv und schleppen sie gerne von Arzt zu Arzt. Dabei will Emely einfach nur i...