Ein genervtes Seufzen entfuhr Shota, als er in den Konferenzraum trat. Nedzu hatte sie alle zusammengerufen, weil er eine Ankündigung zu machen hatte. Eigentlich hatte der Dunkelhaarige angenommen, dass der Schulleiter nach ihrem gestrigen Gespräch noch ein wenig damit warten würde, um die Neuigkeiten zu verbreiten und sie alle vorsichtig darauf aufmerksam zu machen, dass ab dem nächsten Jahr eine Veränderung auf sie zukommen würde. Auch wenn es nicht wirklich etwas Großes war, erfüllte es Aizawas Herz schon jetzt mit Kälte und er hatte Angst, dass er erneut in das Loch zurückfiel, aus dem er die letzten Monate und Jahre langsam geklettert war. Doch wenn das passierte, was in diesem Brief angekündigt wurde, würde er zerbrechen. Er konnte es fühlen. Schon jetzt kroch die Kälte in ihm auf und er wagte es kaum, den Konferenzraum zu betreten.
Nur zu gerne wäre er wieder aus dem Raum gestürzt, doch Hizashi winkte ihn zu sich, da er neben ihm und Toshinori einen Platz freigehalten hatte. Dabei konnte Aizawa sich nichts Schrecklicheres vorstellen, als zwischen den beiden Blondschöpfen zu sitzen. Dennoch versuchte er sich zusammen zu reißen und setzte sich. Sein Sitzplatz war nicht weit weg von der Tür. Notfalls konnte er immer noch davon laufen. Doch was würde es ihm bringen? Sobald Nedzu die Nachricht verkündet hatte, würden alle Blicke auf ihm liegen und er konnte diesen zwar für den Augenblick mit einer Flucht entgehen, doch später im Wohnheim würden sie ihn alle belagern. Der Gedanke ließ ihn bleich werden.
„Alles in Ordnung bei dir?", fragte Yagi besorgt und legte eine Hand auf Shotas Arm, um ihm Beistand zu leisten, auch wenn er nicht wusste, was den Dunkelhaarigen bedrückte. Es schien jedoch so schlimm zu sein, dass ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war und er so aussah, als müsste er sich jeden Moment übergeben.
Die Wärme, die die große Hand auf seinem Arm ausstrahlte, gab Aizawa für einen kurzen Moment tatsächlich etwas Zuversicht und Halt. Er erinnerte sich daran, dass er sich vor kurzem noch dem großen Mann anvertrauen wollte, es aber seither nicht wieder geschafft hatte, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Irgendwie hatte er mittlerweile Angst davor, am Ende genauso zusammenzubrechen wie in Nedzus Büro und diese Blöße wollte er sich nicht geben. Dennoch schrie irgendetwas in ihm, dass es Toshinori gewiss nichts ausmachen würde, wenn er Shotas schwache Seite kennenlernte und eine Umarmung vom ehemaligen Profihelden mehr Halt und Trost geben würde als die von Nedzu.
Noch während er darüber nachdachte und noch nicht im Stande gewesen war, seinem Kollegen eine Antwort zu geben, betrat der Schulleiter den Konferenzraum und brachte somit die Gespräche der anderen Kollegen zum Verstummen. Die Anspannung und Nervosität schien in Aizawa immer mehr anzuwachsen, während Nedzu auf seinen Stuhl zu schritt und schließlich auf diesen kletterte, ehe er sich dem Kollegium zuwandte.
Jetzt wäre es gleich soweit. Jetzt würde es passieren und die Worte würden laut ausgesprochen werden. Ob er es aushalten würde, es laut zu hören? Er konnte nicht riskieren, dass seine Kollegen seinen Zusammenbruch sahen. Im Moment war es noch möglich schnell zu verschwinden. Doch der Moment verstrich schneller, als er angenommen hatte und seine Beine wollten ihm nicht gehorchen.
Nedzu räusperte sich und setzte ein Lächeln auf. „Meine lieben Helden und Lehrerkollegen! Ihr habt euch bestimmt gefragt, wieso ich euch heute zusammenrufe, obwohl ihr schon Feierabend hättet. Aber es hat einen guten Grund", verkündete die sprechende Maus und streckte die Arme aus.
Neben sich konnte Toshinori spüren, wie Aizawa leicht zu zittern begann. Besorgt wandte er seinen Blick von seinem Boss ab und sah zu Shota, der im Augenblick so wirkte, als ob er sich am liebsten sofort übergeben wollte. Am liebsten hätte er um eine kurze Unterbrechung gebeten, um dem jüngeren Kollegen hochzuhelfen und nach draußen an die frische Luft zu begleiten. Irgendetwas stimmte nicht, und es machte ihm große Sorgen.
DU LIEST GERADE
My Hero Adventkalender 2020
Fanfiction[MHA || EraserMight ] Pünktlich zum Dezemberbeginn sind alle an der UA bereits in Weihnachtsstimmung, nur Aizawa scheint etwas zu bedrücken. Ob Toshinori seinem Kollegen helfen kann?