„Nicht einmal abgedeckt sind die Möbel!", beschwerte sich Nana, als sie ins Wohnzimmer gekommen waren und die Vorhänge nun nicht mehr das Licht der Abendsonne daran hinderten durch die verstaubten Fenster in das alte Gebäude auf dem Berg zu scheinen.
Die vergilbten Möbel wiesen zentimeterweise Staub auf und einigen alten Stühlen konnte man ansehen, dass das nächste Mal, wenn sich jemand draufsetzen würde, sie definitiv in sich zusammenfallen würden.
„Wie wäre es, wenn wir alles etwas sauber machen und dann uns etwas zu essen machen?", fragte Nana. „Im Moment können wir sonst eh nichts anderes machen außer warten. Und ich hab einen Mordshunger."
Shin'ichi sah Nana an. Das stimmte schon. Sie hatte natürlich Recht. Im Moment konnten sie wirklich nichts anderes tun. Und er hatte schon lange nichts mehr gegessen. Erst jetzt merkte er, dass sein Magen zu knurren begann und nach Essen verlangte. Er wurde leicht rot im Gesicht, als sein Magen wieder knurrte und Nana ihn verdutzt ansah.
Dann begann sie zu prusten. Mit einer Hand wischte sie sich die Lachtränen aus dem Auge.
„Das war dann wohl ein klares Ja", sagte sie und ging langsam auf Shin'ichi zu. „Dann wollen wir uns doch mal nach Putzzeug umsehen."
Sie ging wieder in die Halle und Shin'ichi folgte ihr. Nach einer kurzen Zeit fanden sie im Erdgeschoss eine kleine Abstellkammer wo Besen und Putzlappen standen. Jedoch waren die Lappen so verstaubt, dass man sie kaum mehr benutzen konnte und der Besen saß mit Spinnenweben und toten Spinnen voll.
Nana verzog angewidert das Gesicht.
„Da esse ich lieber ohne zu putzen", meinte sie und fischte eines der Putzlappen aus einem alten Holzeimer heraus. Angewidert sah sie den Lappen an und ohne jegliche Vorwarnung schüttelte sie den Lappen einmal kräftig aus, so dass viele der Staubkörner herunterrieselten. Auch welche in Richtung des Detektivs.
Shin'ichi atmete nur kurz ein und doch bekam er einen ganz schönen Hustenanfall. Der Staub kroch in seine Lungen und machte seine Atemprobleme nicht gerade besser.
Auf einmal wurde ihm heftig auf den Rücken geklopft.
„Alles in Ordnung?", fragte Nana besorgt.
„J-ja", keuchte Shin'ichi zwischen seinem Husten hervor und sah Nana an. Sie hatte einen komischen Ausdruck auf ihrem Gesicht liegen.
„Aber hätten Sie nicht den Lappen ausgeschüttelt, wäre es gar nicht so weit gekommen", meinte Shin'ichi trocken. Diese Frau war schon ein Fall für sich.
„Ohhh...", sagte Nana langsam und begriff. Sie nickte kurz. „Nun ja, der Lappen ist jetzt einigermaßen sauber. Ich werde mal den Tisch und die Stühle im Wohnzimmer abputzen."
Daraufhin war sie verschwunden. Shin'ichi runzelte die Stirn.
Jedoch schnappte er sich einen der weniger verschmutzten Besen und ging ebenfalls wieder in das Wohnzimmer. Nun begann er zusammen mit dieser etwas seltsamen Nana sauberzumachen. So hatte er sich diesen Fall nicht vorgestellt. Alleine mit einer merkwürdigen Frau, die so tat, als sei sie komplett unschuldig in allem was sie tat und komplett sorgenfrei. Und dabei hatte er vorher eine Morddrohung erhalten... Nun ja, Nana hatte gewiss etwas damit zu tun, da sie ebenfalls einen Brief erhalten hatte, jedoch war niemand in diesem Gebäude und ganz wohl war ihm bei der Sache nicht.
Nach gut einer viertel Stunde waren sie grob mit dem Saubermachen fertig und Shin'ichi und Nana holten ein paar Sachen zum Essen und zum Trinken heraus.
Als sie sich auf die Stühle setzten und anfingen zu essen sprach keiner von ihnen ein Wort. Shin'ichi dachte nach. Er hatte eine Morddrohung erhalten. In dem Brief war nur dieses Haus genannt worden. Der Absender war unbekannt. An diesem Haus musste doch irgendetwas faul sein. Das spürte er förmlich.
Allerdings war das im Moment nur zweitrangig. Er merkte, wie sein Hunger gestillt wurde. Das beruhigte ihn ungemein. Nach dem Klettern und der Hitze im Süden Japans war das auch kein Wunder.
„Sagen Sie mal", meinte Nana und biss ein Stück ihres Essens ab. „Glauben Sie, dass heute Abend noch irgendetwas passieren wird?"
Shin'ichi war verdutzt über den Kommentar und beäugte Nana misstrauisch.
„Glauben Sie es denn?", fragte Shin'ichi argwöhnisch und sah die Frau vor ihm immer noch an.
„Nun ja, irgendwie ist mir schon ein wenig unwohl", meinte sie etwas nervös. „Wie wäre es, wenn wir noch einmal das komplette Haus vorm Schlafen gehen durchsuchen...?"
Shin'ichi nickte. Darüber hatte er auch schon nachgedacht. Dass der Vorschlag, das Haus zu durchsuchen weil sie Angst hatte von einer Frau kam war kein Wunder, allerdings machte ihn das ebenso stutzig.
Nana wirkte wie jemand, der nur auf unwissend und tollpatschig tat. Doch in Wahrheit schien sie alles hier ziemlich genau nachvollziehen zu können.
„Von mir aus können wir los", meinte Shin'ichi, packte sein restliches Essen wieder ein und stand auf. Dabei knarzte der Stuhl bedenklich.
„In Ordnung", stimmte Nana zu und stand ebenfalls auf.
Sie begannen ihren Rundgang im unteren Teil des Hauses. Außer einer Küche, einem Esszimmer, dem Wohnzimmer und einigen kleineren Räumen, die alle unter einer dicken Schicht Staub lagen, fanden sie hier nicht Besonderes.
„Dann mal auf ins Obergeschoss", versuchte Nana spaßig zu sagen, jedoch gelang es ihr nicht so ganz. Sie zwang sich zu einem Lächeln.
Shin'ichi wagte den ersten Schritt auf die Treppe. Sie knarzte leicht unter seinen Füßen, doch es fühlte sich nicht danach an, als ob sie einbrechen würde.
„Die müsste halten", murmelte er und ging weiter nach oben.
Er hörte, wie Nana ihm folgte.
Als sie oben angekommen waren, liefen sie rechts den Gang hinunter. Shin'ichi merkte, wie Nana sich an seinem Arm klammerte und anscheinend nicht vorhatte loszulassen. Leichte Röte stieg in sein Gesicht. Warum mussten Mädchen nur so anhänglich sein?
Die Tür am Ende des Ganges war zu und mit einer einfachen Bewegung schwang sie leicht nach innen auf.
„WAAAAHHH!", schrie Nana und deutete auf den Boden. Dort war eine große Blutlache auf der eine Leiche lag. Shin'ichi sah geschockt auf die Leiche. Dann stürzte er zu dem Mann, der dort regungslos lag. Neben ihm lag ein mit blutüberströmtes Messer und ein große Wunde klaffte im Körper des Mannes.
„Was zum...?", fragte Nana und traute sich nun auch näher an die Leiche heran. „Wie lange ist der denn schon...?"
„Vielleicht einen halben Tag", meinte Shin'ichi. „Anscheinend war also doch schon jemand vor uns hier."
Gerade als er den Satz zuende gesprochen hatte, hob Nana etwas auf und steckte es in die Tasche. Als Shin'ichi fragen wollte, was es denn gewesen sei, traf ein harter Schlag ihn von hinten und er viel vorne über in die Blutlache. Er war bewusstlos.
Nana drehte sich um, doch ehe sie das Gesicht von dem Angreifer erblicken konnte, bekam auch sie einen Schlag auf den Kopf. Sie merkte noch, wie sie auf dem Boden aufkam, ehe alles um sie herum schwarz wurde.
DU LIEST GERADE
24 Stunden mit Kaito KID
RomanceAls Shin'ichi Kudo eines morgens einen seltsamen Brief in seinem Briefkasten findet und der Inhalt sich als Morddrohung entpuppt hatte, fuhr er sofort zum angekündigten Ort um dieses zu verhindern. Doch dort wird er nun vom dortigen Polizisten zusam...