Warum machte ihn dieser Detektiv so fertig? Was war so anders an ihm?
Am liebsten hätte er sich die Haare gerauft, wenn es ihm nicht zu sehr Schmerzen bereitet hätte und davon abgesehen wollte er vor seinem Gegenüber auch keineswegs Verwirrung zeigen. Nicht jetzt. Dass er generell schon so viel von sich selbst zugegeben hatte, verwirrte ihn gänzlich.
Langsam wurde ihm es bewusst. Auch, wenn er es irgendwie nicht wahrhaben wollte. Das war bei ihm bis jetzt bei nur einer Person vorher so gewesen. Und er hatte sich niemals auch nur im Traum vorstellen können, dass dies jetzt nun bei seinem Gegner eintrat.
Kaito wurde rot. Wie gut, dass seine halb zerfetzten Maske den größten Teil seines Gesichts verbarg. Warum wurde ihm das ausgerechnet jetzt bewusst? Und warum überhaupt war er so ein Spätzünder gewesen?
Wenn er nun so darüber nachdachte, hatten viele Situationen ein bestimmtes Gefühl in ihm ausgelöst. Herzklopfen.
Auch jetzt pochte sein Herz wieder lautstark und dröhnte in seinen Ohren. Er nahm kaum etwas anderes wahr, denn diese Erkenntnis über seine Gefühle stürzte wie kaltes Wasser über ihn ein.
Und so bemerkte er auch nicht Shin'ichi, der momentan versuchte zu Kaito durchzudringen.
„Kaito!", rief er dann und schüttelte den Dieb dann an der Schulter. „Hey, was ist?"
Der Dieb zuckte kurz zusammen und starrte Shin'ichi ins Gesicht. Dann sah er schnell wieder weg.
„Es ist nichts", sagte er dann monoton und versuchte aufzustehen. „Wir sollten vielleicht weiter. Immerhin...", er setzte kurz aus, da er sich an einem der klapprigen Stühle hochzog, „... sind wir schon viel zu lange hier und je länger wir hierbleiben, desto eher wird man uns finden."
Auch Shin'ichi versuchte aufzustehen, musste sich jedoch ebenfalls mit einem Stuhl aufhelfen, denn sein Bein pochte an der Stelle, wo er angeschossen wurde und war schon beinahe taub geworden. Verflixt. Ginge das so weiter, würden er und Kaito definitiv noch in die Hände von diesen komischen Polizisten fallen.
Wenn das passieren würde... hätte er keine Ahnung, wie sie da wieder rauskommen sollten.
„Du hast Recht. Wir müssen irgendwie versuchen hier wegzukommen", stimmte der Detektiv ihm zu. Er beobachtete Kaito kurz, der nun einfach so da stand und versuchte, still stehen zu bleiben und seinen Atem zu beruhigen. Verkrampft klammerte er sich mit einer Hand an die Lehne des Stuhles. Er schien große Schwierigkeiten zu haben, normal zu stehen.
„Bleib du ruhig stehen, ich packe die Rucksäcke zusammen", meinte Shin'ichi und humpelte in die Richtung ihres Schlafplatzes um die Decke aufzuheben. Er knüllte sie zusammen, räumte sie zusammen mit Kaitos alten Klamotten in den Rucksack, schnallte sich seinen auf den Rücken und streckte den anderen Kaito entgegen.
„Hier", sagte Shin'ichi und Kaito nahm den Rucksack entgegen.
„Danke", entgegnete der Dieb schnell, schnappte sich den Rucksack, drehte sich weg und lief direkt in Richtung der Tür.
Shin'ichi machte den Mund auf um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder, da er nicht aufdringlich sein wollte. Was ihm aber doch zu denken gab, war Kaitos Art, wie er gerade Blickkontakt mit Shin'ichi vermieden hatte und abweisend reagiert hatte.
Also lief der Detektiv ihm einfach, so gut es ging, nach und trat dann an die frische Luft hinaus. Die Sonne stahl sich bereits einen kleinen Weg durch die Baumkronen und erst jetzt merkte der Detektiv wie kühl es hier draußen war. Im Morgenlicht besah er sich seine Kleidung. Sie war zerfetzt, teilweise mit Blut durchtränkt und als der Wind pfiff, bekam Shin'ichi eine leichte Gänsehaut am ganzen Körper. Es war verdammt frisch.
Er holte schnell eine Jacke aus dem Rucksack und warf sie sich schnell über. Gleich wurde ihm etwas wärmer.
Er sah sich nach Kaito um. Der Dieb stand in der Nähe des Baches und lehnte an einem Baum. Langsam und vorsichtig ging Shin'ichi auf ihn zu. Er hatte keine Lust, noch einmal den Berg herunter zu schlittern und sich noch mehr Schrammen und Macken zu holen.
„KID, alles okay?", fragte Shin'ichi. Er trat neben den Meisterdieb und besah ihn von der Seite. Zwar versuchte dieser nicht zu Shin'ichi zu sehen und sich darauf zu konzentrieren, dass seine Beine nicht unter ihm nachgaben, aber das war gar nicht so einfach.
Immerhin war ja tief in ihm dieser Drang... dieser Drang, Shin'ichi ansehen zu wollen.
„Es ist nichts", meinte er dann und starrte auf den kleinen Bach.
„Irgendwie glaube ich dir nicht", sagte Shin'ichi und betrachtete den Dieb argwöhnisch.
„Es ist...", Kaito stockte kurz, bevor er fortfuhr. „Es ist nichts Wichtiges."
„Nun gut...", meinte der Detektiv dann, jedoch tat es weh, dass Kaito ihm nichts erzählte. Und er hatte keinen blassen Schimmer, woran dies auf einmal lag. Nachdem er den Detektiv als einen Idioten bezeichnet hatte, war er plötzlich so anders geworden. Und irgendwie mochte er diese verschlossene Seite des Diebes nicht so gerne. Es hatte zwar etwas interessantes, da Shin'ichi fast noch nie diese Facette an ihm gesehen hatte, allerdings beunruhigte es ihn auch durchaus. So kannte er den immer gut gelaunten und witzigen Dieb einfach nicht. Das war nicht sein Gegner... sein Meisterdieb 1412, den er-
SEIN Meisterdieb?!!??
Wie kam ihm denn dieser Gedanke in den Kopf? Was war das? Woher kam das? Und wieso wurde der Detektiv jetzt rot?!?
Schnell sah der Detektiv von Kaito weg und blickte direkt...
...in den Lauf einer Pistole.
„Hände hoch!", schrie eine männliche Stimme. Der Besitzer der Waffe war schon beinahe aggressiv. Von seinem Gesicht sah man jedoch nichts, da er sich eine schwarze Maske übergezogen hatte und nur die Augen freilagen. Kalt blickten sie Shin'ichi und Kaito an.
Von den anderen Seiten her kamen ebenfalls bewaffnete Männer und zielten mit ihren Pistolen auf den Dieb und den Detektiv.
„Hände hoch, na wird's bald?", fragte der erste Mann nochmal und nun nahmen Kaito und Shin'ichi die Hände hoch.
„Was haben Sie vor?", fragte Shin'ichi, nachdem der erste Schock überwunden war und er nun ernst und leicht wütend in die kalten Augen starrte.
Er spürte beinahe, wie der Mann unter der Maske zu grinsen begann.
„Tja, das wirst du wohl alles noch erfahren", meinte er und von hinten spürte Shin'ichi einen dumpfen Schlag auf etwas Weiches.
Er verrenkte den Kopf um zu sehen, was passiert war und sah Kaito bewusstlos auf dem Boden liegen.
So ein Mist...
Er hatte auch keinen von ihnen kommen hören... Er war so sehr mit anderen Gedanken beschäftigt gewesen, dass er sie nicht gesehen hatte...
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24 Stunden mit Kaito KID
RomansaAls Shin'ichi Kudo eines morgens einen seltsamen Brief in seinem Briefkasten findet und der Inhalt sich als Morddrohung entpuppt hatte, fuhr er sofort zum angekündigten Ort um dieses zu verhindern. Doch dort wird er nun vom dortigen Polizisten zusam...